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Traktordemos & Petitionen​

Bauernproteste zum Agrardiesel: Landwirte positionieren sich über Social Media​

Landwirtinnen und Landwirte aus ganz Deutschland demonstrieren seit einer Woche gegen die Pläne der Ampelregierung. Vor allem über die sozialen Medien teilen sie ihre Meinungen, Pläne und Petitionsaufrufe.​

Lesezeit: 5 Minuten

Protestaktionen, Traktordemonstrationen und Petitionen, die durch die Decke gehen: In den vergangenen sieben Tagen ist einiges passiert in der deutschen Landwirtschaft. Seit dem bekanntwerden der Ampel-Pläne zum Agrardiesel und der Kfz-Steuerbefreiung steht die Branche Kopf.

Und nicht nur auf den Straßen wird der Protest der Landwirtinnen und Landwirte deutlich – viele nutzen ihre Reichweite auf den Social Media-Plattformen, um Berufskollegen und auch Verbraucher zu erreichen. Sie klären über Hintergründe der Protestwellen auf, appellieren an die Regierung und informieren über vergangene und künftige Demonstrationspläne. So füllen die Bilder der unzähligen Traktordemonstrationen vom vergangenen Montag (18. Dezember) aktuell viele Startseiten von Instagram, TikTok und Co. und erreichen auch die, die nicht vor Ort teilnehmen konnten.

Laut einer Civey-Umfrage im Auftrag des Spiegels meinen mehr als zwei Drittel der Deutschen, dass die geplanten Streichungen für Bauern zurückgenommen werden sollten. Wenig überraschend: das Land-Stadt-Gefälle. In Regionen mit niedriger Bevölkerungsdichte hat die Streichung weniger Unterstützung. Aber selbst bei "sehr hoher" Bevölkerungsdichte sehen noch immer rund 60 % die Regierungspläne kritisch. Über alle Regionen hinweg sind es sogar 70 % der Deutschen. Weiterlesen...

Videos und Erklärungen erreichten zum Teil innerhalb weniger Tage mehrere Millionen aufrufe, wie dieses von Agrarfilmer Agrarnils und der Agrar-Influencerin und Landwirtin Marie Hoffmann:

Landwirte appellieren an die Regierung

Immer mehr Landwirtinnen und Landwirte stellen sich nun auch selbst vor die Kamera und erklären die aktuelle Lage. „Wir Landwirte verbrauchen unseren Diesel auf den Feldern und auf den eigenen Feldwegen, die wir selbst unterhalten, selbst reparieren und selbst erbauen“, sagt Landwirt Luis Lütgering, stellvertretender Vorsitzender des Landvolk Braunschweiger Land, in einem Video auf Instagram. Er sei aktuell mehr mit den Gesetzesvorgaben der Bundesregierung beschäftigt, als Lebensmittel zu produzieren und hinterfragt: „Ist das der richtige Weg für eine gut strukturierte Landwirtschaft mit Bauernfamilien?“

Auch Marie Hoffmann erklärt in weiteren Videos auf ihren Kanälen die aktuelle Lage. Der Wegfall des Agrardiesels sei „völlig entgegen des Verursacherprinzips. Wir demonstrieren hier nicht dafür, dass wir den Dieseltraktor auf immer und ewig behalten wollen, sondern dass uns für die Entwicklung neuer Technologien mehr Zeit verschafft wird. Und vor allem, dass wir einheitliche Standards im EU-Binnenmarkt haben, damit wir weiterhin wettbewerbsfähig sind.“

Dass die aktuelle Debatte die Zukunft der gesamten deutschen Landwirtschaft betrifft, erklärt Landwirt Michael Reber: Das Thema Agrardiesel sei ein weiterer Tiefschlag. „Es sind alle betroffen, jetzt geht’s nicht mehr um groß, klein, bio, konventionell – sondern es geht um alle.“ Er selbst sei mittlerweile an einem Punk, wo ich sage, in der Kürze der Zeit schaffen wir diese Anpassung nicht.“ Jetzt sei es wichtig, „die Leute davon [zu] überzeugen, dass das was wir tun, gut ist, dass das elementar wichtig ist.“ Dennoch sehe er die benötigte Sicherheit aktuell nicht.

Hunderttausende unterzeichnen Petitionen gegen das Agrardiesel-Aus

Eine von Landwirtin Marie von Schnehen ins Leben gerufene Petition auf der Plattform Change.org erreichte innerhalb von fünf Tagen fast eine Millionen Unterschriften. Auch eine offizielle Bundestags-Petition knackte bereits die wichtige 50.000 Unterschriften-Marke. Auch auf diese machten viele Landwirtinnen und Landwirte über Ihre Social Media-Kanäle aufmerksam.

Die offizielle Bundestagspetition finden Sie hier.

Kommt am 8. Januar der große Knall?

„Am Montag in Berlin, das war mega!“ Nach der ersten großen Demonstration in Berlin am Montag und der Ankündigung, wiederzukommen, wandte sich Bauernpräsident Joachim Rukwied am heutigen Donnerstag erneut via Videobotschaft an die Landwirtinnen und Landwirte. An diesem Signal komme die Bundesregierung nicht mehr vorbei, sagt Rukwied. Und weiter: „Ich bin überzeugt, dass wenn wir gemeinsam weiter kämpfen, dass die Regierung diese Vorschläge vom Tisch nehmen muss.“ Über die Feiertage sollen die Landwirtinnen und Landwirte in die ruhige Phase über gehen und Kraft sammeln, sagt Rukwied. Bei neuen Aktionen im kommenden Jahr gehe es dann darum auch die Bevölkerung mitzunehmen und sich mit anderen Berufsgruppen zu vereinen.

Bereits bei der Demonstration in Berlin kündigte er neue Proteste für den 8. Januar an, sollte die Bundesregierung bis dahin nicht von ihrem Plan abgelassen haben. Viele Landwirtinnen und Landwirte sowie Diskutierende auf den Social Media-Kanälen fordern aktuell, bei weiteren Aktionen schärfere Mittel einzusetzen.

Zu diesen Forderungen meldete sich bereits am Montag Landwirt Hendrik Lindemann zu Wort. Er halte nicht viel davon, mit Gülle und Strohbunden nach Berlin zu fahren. „Ist das das Zeichen, was wir setzen wollen? (…) Wenn die Klimakleber das Brandenburger Tor beschmieren, finden wir das scheiße. Aber wenn wir das mit Gülle machen, dann ist das besser? Sehe ich so nicht,“ sagte er in einem seiner Instagram-Videos. „Lasst uns die Problematik auf den Tisch bringen, lasst uns drüber sprechen (…) aber lasst uns auch versuchen, Lösungen zu finden, wie es denn besser gehen kann.“

Dass sie weiterhin für ihren Berufsstand und gegen die Pläne der Ampelregierung einstehen wollen, machen seine Berufskollegen aber bereits jetzt über sämtliche digitalen Kanäle und auch auf der Straße bekannt. So blockieren Landwirte heute unter anderem die Autobahn 9 bei Coswig (top agrar berichtete).

Ob es über die Feiertage ruhig bleibt, bleibt abzuwarten. Klar ist aber wohl, dass die Politiker ihre Entscheidung mit in das neue Jahr nehmen werden.

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