In den letzten Wochen ist festzustellen, dass Wölfe eine natürliche Scheu vor dem Menschen abgelegt haben. Im Internet kursieren Filme von Wölfen, die ihre Beute durch Wohngebiete schleppen, einen Waldkindergarten aufsuchen (LK Vechta) und sich auf Terrassen von Einfamilienhäusern aufhalten, stellt der Bauernverband Brandenburg aus Teltow fest.
Es gibt zudem Berichte über das Auftreten von Großrudeln von über 20 Wölfen. In der Märkischen Allgemeinen Zeitung wurde z.B. ein Foto von einem Wurf in Potsdam-Mittelmark mit 10 Welpen veröffentlicht. Normalerweise hat ein Wurf 4 - 6 Welpen. Die in jüngster Zeit wieder verstärkt auftretenden Schäden an Nutztieren in Brandenburg - Schafe, Gatterwild aber auch Jungrinder (2010 & 2014) - geben darüber hinaus einen ernsten Anlass zu allergrößter Besorgnis, so der Bauernverband.
Immer größere Rudel und immer häufigere Sichtungen an immer neuen Standorten deuten seiner Meinung nach auf eine sehr viel größere Populationszunahme hin, als es die offiziellen Zahlen aussagen. Das Wolfsvorkommen im Land Brandenburg (inklusive der gesamten Lausitz) könnte bereits 350 - 400 Tiere umfassen. Im Vergleich dazu beträgt die Wolfspopulation in Litauen, Lettland & Estland jeweils ca. 200 Tiere, in Polen ca. 350 – 400, in Norwegen ca. 70 und Schweden knapp 200 Wölfe.
Nach Ansicht des Verbandes scheint hier eine neue Qualität bei der Wolfsansiedlung gegeben zu sein. Das Präsidium des LBV ist daher übereinstimmend der Ansicht, dass nicht nur Nutzvieh oder Wildtiere gefährdet sind und der Tourismus Gefahr läuft beeinträchtigt zu werden, sondern gleichfalls auch der Schutz des Menschen mit dem derzeitigen Managementplan nicht mehr gewährleistet werden kann. Wenn der Wolf immer verstärkter auftritt und dabei seine natürliche Scheu verliert, ist der Schritt zu aggressivem Verhalten gegenüber dem Menschen nicht mehr groß.
Der LBV fordert deshalb die Verantwortlichen in der Landespolitik auf, in einem offenen ehrlichen Dialog einzutreten. Dazu gehört u.a. die verabredete jährliche Evaluierung des Wolfsmanagmentplanes kurzfristig vorzunehmen und entsprechende Schlussfolgerungen und Festlegungen im Wolfsmanagementplan zu treffen. Das beinhaltet auch Überprüfung des allgemeinen Schutzstatus, die unbedingte Festlegung von Schutz- und Nichtschutzgebieten.
Vor allem aber betrifft dies einen wirklichen Rechtsanspruch auf vollständige Entschädigung aller Schäden und Aufwendungen. Die Politiker sind nun gefragt!
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