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A2-Milch: Der kleine Unterschied

Lesezeit: 5 Minuten

Ein einziger Eiweißbaustein in der Proteinkette macht aus Milch „A2-Milch“. Sie schmeckt genauso gut, soll aber bekömmlicher sein. Milchviehhalter Andreas Kraus hat ihr Potenzial erkannt.

O b die Kühe wissen, dass sie eine ganz besondere Milch geben? Wie sie da so entspannt in ihren Boxen liegen und wiederkauen wohl kaum. Milchviehhalter Andreas Kraus aus Deubach in Bayern züchtet und selektiert seine 280 Fleckviehkühe gezielt auf das Merkmal A2-Milch.

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Vor gut fünf Jahren war top agrar das erste Mal zu Besuch bei Familie Kraus und berichtete über den neuen Vermarktungszweig (siehe top agrar 2/2017, Seite R21, „Ich will vorbereitet sein“). Was hat sich seitdem verändert?

Wieso A2-Milch?

Auf A2-Milch ist der Fleckviehhalter zufällig gestoßen. 2015 stellte er einen Milchautomaten am Hof auf. Nachdem mehrere Kunden sagten, sie würden Milch nicht vertragen, hat Kraus recherchiert. Dabei stieß er auf A2-Milch („Was ist A2-Milch“, Seite R22). Via Gentests machte er diese Kühe in seiner Herde ausfindig. Zudem fand er zwölf Personen für einen Verträglichkeitstest. Allen ist die Milch bekommen. „Das war für mich der Anstoß, den Betrieb auf A2-Milch auszurichten“, sagt er.

Mit A2-Milch können allerdings die wenigsten Verbraucher etwas anfangen. Familie Kraus brauchte deshalb eine gute Beschreibung für ihre Produkte. „A2-Wohlfühlmilch“ trifft es genau. Jedoch benötigten sie anwaltliche Unterstützung, um diese Bezeichnung verwenden zu dürfen. Es musste geklärt werden, ob es sich um eine gesundheitsbezogene Angabe handelt. Aussagen wie „besser verträglich“ sind im Bezug auf A2-Milch daher nicht erlaubt.

Eine Frage der Genetik

Ob eine Kuh A1A2-Milch oder reine A2-Milch gibt, ist genetisch festgelegt und kann durch einen Gentest nachgewiesen werden. Bestimmte Rassen wie Jersey oder Fleckvieh weisen einen hohen Anteil von A2-Tieren auf.

Bulle und Kuh müssen das Merkmal vererben. Doch wie findet man die passenden Bullen? Tatsächlich werden die Bullen der Fleckvieh-Besamungsstation schon lange auf das A2-Gen getestet. Das ist wichtig für den Spermaverkauf nach Frankreich, in die Niederlande oder China, wo A2-Milch am Markt etabliert ist. Auf Betreiben von Andreas Kraus steht das Merkmal mittlerweile auch in deutschen Bullenkatalogen. Trotzdem lässt er jedes Kalb auf seinen A2-Status testen, denn in der Milch lässt sich der kleine Eiweißunterschied nicht nachweisen. Der ist aber entscheidend für die bessere Verträglichkeit. Auch für Bullenkälber lohnt sich der Gentest, denn A2-Bullen sind als potenzielle Vererber gefragt.

Von seinem Ziel, einer reinen A2-Herde, trennen den 37-Jährigen derzeit noch etwa 70 Kühe. Die Verdrängungskreuzung dauert, obwohl alle weiblichen A2-Tiere im Betrieb bleiben. „Wenn wir bei etwa 30 A1A2-Kühen im Bestand sind, folgt der radikale Schnitt. Dann müssen diese Kühe gehen“, plant der Fleckviehzüchter.

Ein Stall, zwei Herden

Gestartet ist Andreas Kraus damit, zwei reinerbige Kühe separat zu melken. Heute managt er zwei komplette Herden separat. Im Stall und beim Melken sind sie strikt getrennt. Im Melkroboter von GEA stehen den Kühen sieben Melkboxen zur Verfügung. Damit könnten auch 350 Kühe gemolken werden. Das sorgt für kurze Wartezeiten und für rangniedrige Tiere gibt es sogar eine Extraspur auf dem Weg zum Melken. Ihr Transponder öffnet das Gatter zu diesem Wartebereich.

Am Roboter angekommen, stehen dort drei Melkboxen für die A1A2-Kühe und vier für die A2-Tiere zur Verfügung. Die Milch fließt in separate Tanks. Damit wirklich nichts schiefgeht, hängt an einem Tank ein großer Zettel: „Nur für Gropper, keine A2-Milch.“ Gropper ist die Hausmolkerei. Mit ihr hat Andreas Kraus einen Vertrag über flexible Mengen abgeschlossen.

Verarbeitung organisieren

Nach dem erfolgreichen Start der A2-Rohmilch am Automaten entstand bald die Idee, weitere Produkte anzubieten. „Wir haben uns bewusst gegen eine Hofmolkerei entschieden und Verarbeiter gesucht“, erklärt Kraus. Es sind kleine handwerklich arbeitende Betriebe. Die Molkerei Alsace Lait aus Frankreich füllt H-Milch ab. Aus der Landkäserei Herzog stammt der Joghurt und die Käsefreunde Kisslegg produzieren Mozzarella. Sie holen die Milch mit eigenen Tankwagen oder einer Spedition vom Fleckviehhof ab. Kraus verkauft die Wohlfühlmilch für 50 ct/kg an die Molkereien. Diese verarbeiten, füllen ab und verkaufen die fertigen Produkte zurück an ihn. „Das ist abrechnungstechnisch am einfachsten“, so der Landwirt.

Montags gehen die Bestellungen an die Molkereien. Dienstags holt Stefanie Kraus die jeweiligen Produkte bei den Herstellern ab und bis donnerstags sind alle Bestellungen ausgeliefert.

Rund 30000 l A2-Milch werden pro Monat abgefüllt bzw. verarbeitet. Zum Kundenstamm zählen gut 60 Hofläden von Donauwörth bis München und zahlreiche Supermärkte. H-Milch kostet 2 €/l, Mozzarella 1,70 €/Packung. Bis vor einem halben Jahr war anstelle der H-Milch noch Frischmilch im Sortiment. Doch manchen Kunden war das Mindesthaltbarkeitsdatum zu knapp.

Kraus tüfteln an weiteren Produkten. Fruchtjoghurt, Joghurt-Dressing und Sauce Hollondaise sind bereits auf dem Markt. Die Produktion übernimmt ein Koch mit seinem Unternehmen Sossenkönig. Butter befindet sich in der Entwicklung und mit A2-Kollegen aus Österreich tauschen sie Käse.

Pioniergeist

Andreas und Stefanie Kraus sind mit der A2-Milch voll ins Risiko gegangen. Denn weder Fleckviehzüchter noch Abnehmer haben auf die besondere Milch gewartet. Bisher haben sie ca. 200000 € in die getrennte Milcherfassung, das Verpackungsdesign und ein Kühlfahrzeug investiert, bauten Verarbeitung und Vermarktung auf. „Nicht zu unterschätzen ist auch die Zeit für Kundenfindung, Öffentlichkeitsarbeit und Social Media“, sagen Kraus. Ihre Kunden haben sie jedenfalls überzeugt, wie positives Feedback zeigt.Ute Heimann

Ihr Kontakt zur Redaktion:ann-christin.fry@topagrar.com

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Dieser Beitrag wurde zuerst in Hofdirekt 06/2021 veröffentlicht.

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