Für die wichtigsten Ackerkulturen sind kaum noch wirksame Insektizide verfügbar. Die Resistenzentwicklung ist besorgniserregend. Wir brauchen neue Strategien. Dazu gehören hochwirksame Insektizide, biologische Produkte und ackerbauliche Maßnahmen.
Die Vielfalt an verschiedenen Insektiziden, die dem Landwirt zur Verfügung steht, ist nur eine Scheinwelt. Oft ist ein und dasselbe Produkt unter mehreren Namen am Markt oder es gibt nur geringfügige Formulierungsänderungen bei neuen Produkten. In der Wirksamkeit gegen Schadinsekten unterscheiden sich die Mittel dagegen kaum, wenn Wirkstoff und -aufwandmenge je ha gleich sind.
Beachtet man zudem die Wirkungsweise der Wirkstoffe, um Resistenzen zu vermeiden, engt sich das Spektrum weiter dramatisch ein. So haben wir für den Ackerbau momentan nur elf verschiedene pyrethroide Wirkstoffe in vielen Mitteln zugelassen. Diese wirken aber bei den meisten Schadinsekten gleich. Damit unterliegen sie gleichermaßen der Resistenzselektion und -ausprägung.
Eine Ausnahme ist hier der Rapsglanzkäfer. Bei ihm liegt ein Resistenzmechanismus vor, der bei den Pyrethroiden Etofenprox (Trebon) und tau-Fluvalinat (Mavrik Vita) im Vergleich zu den übrigen Pyrethroiden eine noch bessere Wirkung erzielen lässt.
Wirkstoffe wechseln!
Grundsätzlich sollte man daher mit verschiedenen Wirkungsweisen arbeiten, um Resistenzen vorzubeugen. Auch wenn das nicht immer hilft, ist dies unerlässlich. Denn bei einigen Schädlingen kann es leider auch eine Kreuzresistenz sogar zwischen Wirkstoffgruppen unterschiedlicher Wirkungsweise geben.Mit breiter Zulassung in vielen Indikationen ist nur noch Biscaya mit einem nicht pyrethroiden Wirkstoff (Neonikotinoid) zugelassen. Damit sind für eine breite Anwendung nur zwei Wirkungsweisen verfügbar. Andere Mittel mit unterschiedlichen Wirkungstypen sind nur für ein enges Nutzungsspektrum zugelassen, z.B. nur in Kartoffeln oder Mais, oder nur gegen wenige Schadinsekten, wie z.B. Blattläuse. Hinzu kommt, dass die verschiedenen Wirkungstypen auch nicht gegen alle Schädlinge gleichermaßen gut wirken.
Dramatische Situation:
Die sehr enge Insektizid-Auswahl hat mit einem zu häufigen prophylaktischen Einsatz dieser Mittel zu einer rasanten Resistenzentwicklung geführt. Diese wird sich künftig noch verstärken, da derzeit noch verfügbare Wirkstoffe verschwinden bzw. deren Anwendung stark eingeschränkt wird.Unklar ist, ob die Neonikotinoid-haltigen Beizmittel je wiederkommen. Auch könnten sie sogar künftig in Rüben nicht mehr zugelassen werden. Von Einschränkungen oder Wegfall können auch bislang gängige Wirkstoffe, wie z.B. Pirimicarb (z.B. in Pirimor), Pymetrozin (Plenum), Thiacloprid (Biscaya), Etofenprox (Trebon), Lambda-Cyhalothrin (Karate u.a.), Esfenvalerat (Sumicidin), betroffen sein. Diese Wirkstoffe sind zurzeit aus verschiedenen Gründen im EU-Zulassungsverfahren in der Diskussion. Das führt dazu, dass künftig mit weniger verfügbaren Insektiziden zu rechnen ist. Daher wird es Zeit, dass wir uns auch um andere Lösungen für die Schädlingsprobleme kümmern.