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Sauenhaltung

Der „Futter-Kick“ zur besseren Rausche

Für optimale Frucht­barkeitsleistungen ­müssen die Sauen nach dem Absetzen zügig in Rausche kommen. ­Welchen Beitrag kann die Fütterung dazu leistenIm Deckzentrum wird das Geld verdient.

Lesezeit: 6 Minuten

Für optimale Frucht­barkeitsleistungen ­müssen die Sauen nach dem Absetzen zügig in Rausche kommen. ­Welchen Beitrag kann die Fütterung dazu leisten?


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Im Deckzentrum wird das Geld verdient. Deshalb ist es wichtig, dass teure Leertage auf ein Minimum reduziert werden und die Sauen nach dem Absetzen wieder zügig in Rausche kommen.


Doch wie lassen sich Rausche und Ovulation verbessern? Neben optimalen Haltungsbedingungen, Eberkontakt und Lichtreizen ist auch die Fütterung ein wichtiger Baustein, um das Brunstverhalten der Sauen anzuregen.


Die Futtermittelindustrie bietet dazu einen bunten Strauß von Zusätzen, Premixen oder Top Dressings an, die fruchtbarkeitsfördernde Effekte auf die abgesetzten Sauen haben sollen.


Über den Sinn dieser Maßnahme wird viel gestritten. Denn nicht alle Betriebe konnten bisher mit speziellen Fütterungsmaßnahmen Erfolge verzeichnen. Außerdem ist der Einsatz solcher Produkte mit Kosten und zusätzlicher Arbeit verbunden, da die Zusätze meist per Hand vorgelegt werden müssen.


Energieschub für höhere Ovulationsrate


Auch wenn sich die Produkte und die Konzepte voneinander unterscheiden, das Ziel ihres Einsatzes ist gleich: Die zu besamenden Sauen sollen den gewissen „Kick“ durch das Futter bekommen. Es wird auch vom so genannten „Flushing-Effekt“ gesprochen. Ziel der Flushing-Fütterung ist, durch eine gesteigerte Energieversorgung die Ovulationsrate der Sau zu erhöhen.


Der Hintergrund: Für einen reibungslosen Zyklusstart nach dem Absetzen ist ein schneller Wechsel im Hormonhaus­halt der Sauen wichtig. Der Organismus der Sau soll zügig von der Prolaktin-Ausschüttung während der Laktation auf die Produktion des luteinisierenden Hormons (LH) und des Follikel stimulierenden Hormons (FSH) nach dem Absetzen umschalten. Denn dadurch werden Wachstum und Reifung der Follikel sowie der Eisprung ausgelöst.


Durch eine optimale Energieversorgung nach dem Absetzen kann dieser Prozess positiv beeinflusst werden. Denn die Aufnahme von Stärke und Zucker führt zu einem Anstieg des Insulinspiegels im Blut. Insulin wiederum steigert die Produktion von LH und FSH, so dass die Ovulationsrate erhöht und die Rausche verbessert wird.


Viele der für die Flushing-Fütterung angebotenen Produkte enthalten deshalb aufgeschlossenes Getreide oder Futterzucker. Stärke und Futterzucker bieten hier den Vorteil, dass sie kontinuierlich im Darm abgebaut werden und so einen gleichmäßigen hohen Insulinspiegel im Blut erzeugen.


Reiner Traubenzucker (Dextrose) hingegen wird bereits komplett im Magen resorbiert und steht nur kurzfristig als Energiequelle zur Verfügung. Deshalb ist er als alleinige Flushing-Komponente nicht unbedingt zu empfehlen.


Durch die Zulage von schmackhaften, süßen Komponenten kann zudem die Futteraufnahme der Sauen nach dem ­Absetzen bis zum Belegen verbessert werden.


Energie allein reicht oft nicht


Doch die Energieerhöhung allein steht nicht mehr im Vordergrund. Die meisten Flushing-Futtermittel enthalten noch weitere Zusätze und Besonderheiten, die sich positiv auf die Fruchtbarkeit auswirken sollen.


Eiweiß: Einige Produkte enthalten ­Eiweißkomponenten bzw. synthetische Aminosäuren. Vor allem bei stark abgesäugten Sauen sollte die Versorgung mit Eiweiß verbessert werden, da sie während der Säugezeit auch Körpereiweiß verloren haben.


Vitamine: Meist enthalten die Flushing- Zusätze auch Vitaminergänzungen. Hier liegt der Fokus auf Vitamin A, ?-Carotin, Vitamin E, den B-Vitaminen, Folsäure, Biotin und Vitamin C. Die Vitamine sollen sich positiv auf die Fruchtbarkeit auswirken bzw. das Immunsystem der Sauen stärken. Gerade in Stresssituationen wie nach dem Absetzen kann eine Vitaminzulage positiv sein.


Mengen- und Spurenelemente: Auch die zusätzliche Anreicherung mit Spuren- und Mengenelementen soll eine positive Wirkung auf die Fruchtbarkeit haben bzw. die Reserven wieder auffüllen. Meist handelt es sich hier um Zink-, Kupfer-, Selen-, Mangan- und Phosphor-Zugaben.


Omega-3-Fettsäuren gelangen meist in Form von aufbereiteter Leinsaat oder Fischölen in die Mischung. Diese Fettsäuren stellen eine hochwertige Energiequelle für den Organismus dar. Außerdem sollen sie neben der Stabilisierung des Immunsystems auch die Fruchtbarkeit positiv beeinflussen. Denn die Omega-3-Fettsäuren sind essentiell an der Bildung von körpereigenen Hormonen (Prostaglandinen) beteiligt.


Ätherische Öle haben eine keimabtötende Wirkung. Zudem sollen sie aufgrund ihres Geschmacks den Appetit der Sauen anregen und dadurch die Futteraufnahme steigern.


L-Carnitin: Durch den Zusatz von L-Carnitin soll der Energiestoffwechsel der Tiere verbessert werden. Und das wiederum wirkt sich positiv auf die Energieversorgung und Insulinausschüttung aus.


Defizit aus der Laktation auffüllen


Welche Komponenten im Flushing-Futter zum Einsatz kommen, hängt auch davon ab, mit welcher Kondition die Sauen ins Deckzentrum kommen und welches Futter dort gefüttert wird.


Häufig wird das Futter für die laktierenden Sauen bis zur Besamung weitergefüttert. Aufgrund des hohen Proteingehaltes wird allerdings empfohlen, dieses Futter mit einer energiereichen, vitaminierten Komponente aufzuwerten. Und wenn alternativ das Trächtigkeitsfutter verfüttert wird, ist meist eine Protein-ergänzung sinnvoll.


Entscheidend ist letztlich, dass die Fütterung bis zur Besamung genau auf die Bedürfnisse der Sauen abgestimmt ist. Hier kommt der Konditionszustand ins Spiel, mit dem die Sauen ins Deckzentrum kommen. Bei wenig abgesäugten Sauen reicht es zumeist aus, wenn sie nach dem Absetzen zur Ovulationsstimulierung einen Energieschub erhalten.


Stark abgesäugte bzw. schlecht konditionierte Sauen sollten nach dem Absetzen dagegen nicht nur mit zusätzlicher Energie versorgt werden, sondern gleichzeitig auch eine Protein-, Vitamin- und Mineralstoffzulage bekommen. Denn diese Sauen haben während der Laktation neben Fett auch Körpereiweiß verloren, so dass die körpereigenen Speicher wieder aufgefüllt werden müssen.


Hilfreich ist, die Sauen entsprechend ihrer Körperkondition in das Deckzent­-rum einzustallen. Denn auf diese Weise zeigt sich schnell, welches Tier eine Extra­portion Futter benötigt.


Flushing ist kein Allheilmittel


Die Flushing-Fütterung allein kann jedoch keine Mängel im Fruchtbarkeitsmanagement ausgleichen. Eine angepasste Fütterung wirkt zwar in den meisten Fällen positiv und unterstützend auf die Sauen. Sie kann jedoch nicht die Fülle von Maßnahmen zum Belegmanagement ersetzen. Dazu gehören unter anderem auch regelmäßiger, intensiver Eberkontakt, optimale Hygiene und Stallbodentemperatur, ausreichend Licht sowie frisches Wasser.


Einen wichtigen Nebeneffekt der Flushing-Fütterung darf man allerdings nicht außer Acht lassen: Da die zusätzliche Futtergabe meist per Hand erfolgt, bekommen die Sauen durch den intensiven Personenkontakt einen zusätzlichen Reiz. Das kann sich wiederum positiv auf die Besamung auswirken. Außerdem besteht während der Fütterung Gelegenheit, die Tiere zu beobachten.


Fazit


Eine gezielte Fütterung der Sauen nach dem Absetzen bis zur Besamung mit speziellen Futtermitteln kann sich positiv auf den Besamungserfolg auswirken. Ein Energie- oder Vitaminschub im Rahmen der Flushing-Fütterung regt den Hormonstoffwechsel an, wirkt positiv auf die Fruchtbarkeit und fördert das Immunsystem der Tiere.


Wichtig ist, dass das Flushing-Futter auf die Bedürfnisse der Sauen, deren Körperkondition und auf das Grundfutter im Deckzentrum abgestimmt ist. Deshalb muss das Fütterungskonzept für jeden Betrieb individuell zugeschnitten sein, damit es den gewünschten Erfolg bringt. Eine gezielte Fütterung nach dem Absetzen unterstützt die Sauen, kann aber auf keinen Fall bewährte Maßnahmen zur Rauschestimulierung ersetzen.


Ute Schulze Westerath

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