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Fällt nach KTG Agrar der nächste Flächen-Riese?

Lesezeit: 4 Minuten

Der Möbelgigant Steinhoff kämpft ums finanzielle Überleben. Die Gründerfamilie bewirtschaftet in Ostdeutschland rund 20.000 ha und betreibt Biogasanlagen. Was geschieht mit diesen Betrieben, wenn die Steinhoff-Holding Insolvenz anmeldet?


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Mit geschätzten 1,85 Mrd. € Vermögen gehört Bruno Steinhoff zu den reichsten Deutschen. Geld, das der als hemdsärmelig geltende Bauernsohn aus dem niedersächsischen Westerstede mit dem Handel von Möbeln verdient hat.


Die Erfolgsstory nimmt ihren Anfang in den 60er Jahren. Steinhoff beginnt eine Ausbildung zum Kaufmann, später gründet er sein erstes Unternehmen und importiert Möbel aus der DDR in die Bundesrepublik. Damit verdient er ein kleines Vermögen, das er nach dem Fall der Mauer weltweit in Möbelfabriken und Handelsketten investiert. Im Laufe der Zeit entsteht so nach Ikea der zweitgrößte Möbelkonzern der Welt mit 40 Handelsketten, 10000 Läden, 112000 Mitarbeitern und einem angeblichen Umsatz von 20 Mrd. €. Manche sprechen vom „Wunder von Westerstede“.


Staatsanwaltschaft ermittelt:

Auf die Erfolgstory haben sich aber Schatten gelegt. Bereits vor etwa zwei Jahren nahm die Staatsanwaltschaft Oldenburg Ermittlungen auf und geht seitdem dem Verdacht der Bilanzfälschung nach. Anfang Dezember trennte sich der Mutterkonzern mit Sitz in Südafrika dann überraschend von seinem langjährigen Vorstandsvorsitzenden Markus Jooste. Zuvor hatte das Manager Magazin über fragwürdige Buchungen in den Bilanzen berichtet und die ersten Wirtschaftsprüfer hegten Zweifel an der Richtigkeit des Geschäftsabschlusses 2016/2017.


Wie ernst die Lage sein könnte, lässt sich auch an einem ungewöhnlichen Vorgang ablesen: Steinhoff hat die Jahresabschlüsse der vergangenen drei Jahre zurückgezogen und will diese noch einmal überprüfen.


Möglicherweise ist das Unternehmen somit überbewertet und hat seine Anleger getäuscht. Die quittierten die Negativnachrichten daher auch mit einer massenhaften Flucht aus den Aktien. Der Kurs sackte im Dezember zeitweise um bis zu 80% ein. Binnen von Stunden verlor Steinhoff einige Milliarden an Wert. Die Ratingagentur Moody’s stufte den Konzern zudem herunter. Für die Konzernspitze eine Hiobsbotschaft, die kurz vor Weihnachten auch noch kleinlaut bestätigen musste, dass man mit etwa 10 Mrd. € in der Kreide stehe.


Vermögen in Höfe investiert:

Was in der Börsenwelt hohe Wellen schlägt, lässt auch in der Agrarszene die Spekulationen ins Kraut schießen. Denn Steinhoff hat nicht nur ein Möbelimperium aufgebaut, sondern sein Vermögen auch in zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe und Biogasanlagen investiert. Sollte der Möbelkonzern also wie ein wackeliger Schrank in sich zusammenbrechen, stehen dann auch Tausende Hektar zum Verkauf?


20000 ha in Ostdeutschland:

Die Wirtschaftsauskunft Creditreform ordnet Steinhoff unter anderem 39 Unternehmen zu, von denen die meisten auf landwirtschaftliche Betriebe und Biogasanlagen hindeuten (Stand: 4. April 2017). Wie viel Hektar zu diesem Verbund gehören, konnten wir nicht feststellen. Fragen zu den Eigentumsverhältnissen ließ die Familie unbeantwortet. Experten gehen aber davon aus, dass die Steinhoffs rund 20000 ha bewirtschaften, wovon sich etwa 2800 ha im Besitz der Familie befinden (s. Übers.).


Die Betriebe gehören nicht zum Vermögen des Konzerns, sondern zu einer Familienholding mit Sitz in Westerstede. Als Gesellschafter listet die Creditreform Bruno Steinhoff, seine beiden Töchter Angela und Christine sowie zwei Stiftungen der Familie auf.


Obschon die Holding einige Fragen von top agrar unbeantwortet ließ, heißt es immerhin in der kurzen Stellungnahme: Die Steinhoff Familienholding sei ein rechtlich eigenständiges Unternehmen und nicht Teil der internationalen Holding. Auch gesellschaftsrechtlich gebe es keine Verflechtungen.


Bruno Steinhoff hat sich vor rund zehn Jahren aus der Konzernspitze verabschiedet. Die Familie hält nach Angabe des Manager-Magazins aber nach wie vor rund 5% der Aktien. Bei einer Insolvenz müsste die Gründerfamilie somit empfindliche Verluste verbuchen. Zudem sitzen Bruno Steinhoff und seine Tochter Angela Krüger-Steinhoff im Aufsichtsrat des internationalen Konzernes.


Inwieweit sie aber für mögliche Fehler haften müssen, lässt sich derzeit nicht absehen. Im Zusammenhang mit den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ist der Name Steinhoff noch nicht gefallen.


Ende offen:

Sollte es zu einer Insolvenz kommen, müsste die Familie Steinhoff Verluste hinnehmen. Ob sie dann aber auch ihre Flächen verkaufen muss, lässt sich aktuell nicht beurteilen. Diethard Rolink

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