Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Aus dem Heft

Katastrophal wenig Grundfutter

Lesezeit: 4 Minuten

Die Preise für Silagen, Heu und Stroh sind durch die Dürre massiv gestiegen. Regional ist der Markt leergefegt, im Winter droht Futtermangel, befürchtet Wienke von Schenck, AMI.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Für Viehhalter könnte es ein bitterer Winter werden: In Teilen Deutschlands ist die Grund- und Raufutterernte 2018 vertrocknet. Stellenweise gab es sogar Totalausfälle.


Anfang September war in einigen Betrieben nicht nur das Grundfutter der Ernte 2017 längst aufgebraucht, sondern teils sogar schon der erste (und einzige) Grasschnitt 2018. Seitdem muss Silomais die Lücken füllen. Aber auch dieser hat in vielen Regionen quasi seit der Saat unter Wassermangel gelitten. Viele Bestände blieben klein, setzten keine Kolben an und vertrockneten über den Sommer endgültig.


Vor allem im Norden und Osten Deutschlands fehlt es massiv an Grundfutter. In den kommenden Monaten müssen die Viehhalter wohl immer weitere Transportwege in Kauf nehmen, um überhaupt noch an Futter zu kommen. Zuletzt kauften schon viele Heu und Stroh in Tschechien und Polen ein.


Im Westen zogen allerdings niederländische Veredlungsbetriebe, die ebenfalls von der Dürre betroffen sind, Grundfutter aus Nordrhein-Westfalen ab. Dabei spielte der Preis schon fast keine Rolle mehr, vor allem knapp versorgte Pferdebetriebe kauften zu fast jedem Preis.


Heu, Silagen und Stroh teurer:

Das bisschen, was geerntet wurde, wird zurückgehalten, die Preise steigen massiv für fast alle Rau- und Grundfuttersorten:


  • Grassilage verteuerte sich in Niedersachsen in fünf Wochen um 13%, weitere Steigerungen nicht ausgeschlossen.
  • Für Heu in Großballen mussten im Bundesdurchschnitt zuletzt rund 130 €/t (o. Mwst.) gezahlt werden, wobei die Forderungen regional stark schwanken. Während im Norden von 160 €/t gesprochen wurde, kostete Heu im Süden nur 110 €/t. Damit war das Raufutter rund ein Viertel teurer als im Vorjahresmonat und erreichte ein 3-Jahreshoch.
  • Beim Mais fielen die Dürreschäden im Norden und Osten noch massiver aus als im Westen und Süden und trieben die Silomais-Nachfrage kräftig nach oben. Nicht nur den Kühen fehlt absehbar Futter, auch vielen Biogasanlagen könnte über den Winter der Rohstoff ausgehen. Die enttäuschenden Ernten in Mittel-, Nord- und Ostdeutschland haben den Wettbewerb um Maissilage angeheizt; Biogasanlagenbetreiber haben dabei oft finanziell einen größeren Spielraum als Milchviehhalter. Maissilage kostete in Norddeutschland zuletzt verbreitet 55 €/t, im Bundesdurchschnitt noch 41,50 €/t. Weitere Preissteigerungen sind in den kommenden Monaten zu erwarten. Mais als stehender Bestand wurde zuletzt in Hessen mit 1750 €/ha offeriert, das waren 400 € pro Hektar mehr als noch vor einem Jahr.
  • Für Stroh sind die Forderungen nicht so stark gestiegen, hier übersteigt das Angebot teils auch noch die Nachfrage. Dennoch ist auch Stroh verhältnismäßig teuer: Für Großballen wurden im August mit 95 €/t rund 6% mehr verlangt als im Vormonat, wobei auch hier die regionalen Preisschwankungen mit 75 bis 145 €/t immens sind.


In den kommenden Wochen dürften die Raufutterpreise weiter steigen, und auch die Mischfutternotierungen könnten weiter anziehen (s. Kasten). Bei den Futterkomponenten wird der Gehalt von Rohfaser wieder in den Vordergrund rücken.


Vor diesem Hintergrund und angesichts stagnierender Milcherzeugerpreise haben viele Milchviehhalter begonnen, ihre Herden zu verkleinern. Geplante Schlachtkuhabgänge wurden vorgezogen und Kühe schärfer selektiert, um den Futterbedarf für die kommenden Monate weiter zu reduzieren. Die Folge: Der Schlachtkuhmarkt lief regelrecht über, und die Notierungen verloren innerhalb eines Monats 11% an Wert. Immerhin erwarten Marktbeobachter in den kommenden Monaten steigende Milchpreise wegen der spürbar schrumpfenden Milchanlieferungsmenge. An der anhaltenden Futterknappheit ändern diese aber leider auch nichts.


Was macht die Politik?

Die Bundesregierung und die EU haben Mitte August Zwischenfrüchte von ökologischen Vorrangflächen für die Futtergewinnung freigegeben. Allerdings sind viele dieser Flächen wegen der Dürre gar nicht bestellt worden, oder der Aufwuchs ist sehr dürftig.


Biokühe dürfen in drei Bundesländern mit konventionellem Futter versorgt werden, ohne dass sie ihren Bio-status zu verlieren. Insgesamt bringen diese Lockerungen aber nur wenig Entlastung.


Auch die inzwischen beschlossenen finanziellen Hilfen für dürregeschädigte Landwirte dürften am Ende nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Zwischen der Schadensschätzungen des Bauernverbandes und der Höhe der angekündigten Gelder klafft jedenfalls eine große Lücke – und bis das Geld bei den Bauern ankommt, dürfte es noch einige Zeit dauern.


Kontakt: christian.brueggemann@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.