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Resistenzniveau – wie ist es zu bewerten?

Lesezeit: 5 Minuten

Netzflecken und vor allem Ramularia bereiten zunehmend Probleme. Hier der aktuelle Stand zur Wirksamkeit.


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Besonders bei den resistenzgefährdeten Pilzkrankheiten ist es wichtig, die Besonderheiten der Fungizidgruppen zu beachten. Nachfolgend stellen wir die Resistenzsituation der vier wichtigsten Krankheiten vor und beschreiben, welche Wirkstoffe sie in Schach halten.


1. Lauernde Septoria:

Der Druck mit Septoria tritici war in 2017 regional stark unterschiedlich. Während der Pilz z.B. in Nordrhein-Westfalen keine Bedeutung hatte, verbreitete er sich in Schleswig-Holstein teils erheblich. Einige Landwirte waren mit der fungiziden Wirkung nicht zufrieden. Allerdings trat oft gleichzeitig Schneeschimmel auf, sodass eine klare Ansprache der Krankheiten nicht immer gelang.


Die Resistenzsituation bei Septoria ist wie folgt einzuschätzen: Laboruntersuchungen von Isolaten verschiedener europäischer Herkünfte zeigen bei den Azolen zurzeit keinen weiteren Shift – demnach ist es zu keinem zusätzlichen Wirkverlust gekommen. Bei den Carboxamiden findet man Mutanten in unterschiedlicher Intensität in Europa – in der Regel allerdings solche, die nur geringe Resistenzgrade zur Folge haben. Nur die sogenannte C-H152R-Mutante verursacht deutlichere Wirkungsverluste. Weil derart veränderte Septoria-typen aber nicht fit sind, treten sie in der Regel im Folgejahr am Standort nicht mehr auf. Momentan ist demnach noch von einer relativ sicheren Wirkung der Carboxamide gegen Septoria tritici auszugehen. Dennoch ist dieser Pilz bei hohem Befall schwer zu kontrollieren, vor allem, wenn nach Niederschlägen eine gute Kurativwirkung gefragt ist.


Als wenig Resistenz-gefährdeter Wirkstoff gegen Septoria tritici steht Chlorthalonil zurzeit nur noch über Amistar Opti und letztmalig im Credo zur Verfügung. Beide Produkte enthalten zusätzlich ein Strobilurin, das aber fast keinen Beitrag zur Kontrolle des Pilzes liefert. Obwohl sich durch das Strobi die Resistenz von DTR ausweiten könnte, empfiehlt es sich, bei hoher Septoria-Gefahr eines der beiden Produkte zu nutzen. Denn das schützt die Azole und Carboxamide vor einer Resistenzausweitung. DTR hat in vielen Regionen keine große Bedeutung und ist auch heute schon wegen der häufiger vorkommenden G134A-Mutation mit Strobilurinen nicht mehr zu kontrollieren.


Alternativ kann man Dithane NeoTec, auch ein Multisite-Fungizid, zur vorbeugenden Kontrolle gegen Septoria tritici einsetzen. In unseren Versuchen waren 1,75 kg/ha in etwa wirkungsgleich mit 1,0 l/ha Bravo.


2. Kombis gegen Mehltau:

Der Mehltaupilz ist in 2017 in der frühen Wachstumsphase in Weizen und Triticale aufgetreten. Auffällig oft kritisieren Landwirte die schlechte Mehltauleistung von Vegas. Bis dato ließen sich aber nur wenig resistente Isolate vornehmlich in Norddeutschland finden. Was heißt das nun für die Bekämpfung?


Vergleicht man die Dauerwirkung, ist Talius dem Vegas deutlich überlegen. Weil Vegas nicht sehr stark gegen vorhandenen Mehltau ist, wird die eradikative Wirkung des Produkts oft überstrapaziert. Kommen demnach mehr als nur einige Mehltaupusteln vor, muss eine Ergänzung mit eradikativen Mehltauprodukten erfolgen, wie z.B. Corbel, Kantik, Ceralo, Gladio, Pronto Plus oder Agent. Eine Kombination aus 0,15 l/ha Vegas + 0,15 l/ha Talius brachte in Versuchen zudem eine deutlich sicherere Wirkung als Vegas solo mit hoher Menge.


Vielfach wird in der Praxis zu früh mit Talius oder Vegas behandelt. Ist es trocken, kann anfänglicher Mehltaubefall in der Schossphase verpuffen. Nur wenn in anfälligen Sorten die Bedingungen für den Mehltaupilz günstig sind, sollte eine gezielte Behandlung erfolgen. Etwas später eingesetzte Kombinationen aus z.B. 1,25 l/ha Kantik oder 0,5 l/ha Gladio + je 0,2 l/ha Talius wirken in der Regel besser und nachhaltiger als früh gegen Ende März gesetzte Behandlungen mit 0,2 l/ha Vegas.


3. Hartnäckige Netzflecken:

Die hohen Wirkungsgrade der Carboxamide gegen Netzflecken von bis zu 90% sind Geschichte. Selbst mit besten Kombinationen aus Carboxamid + Strobilurin + Azol sind nur noch Wirkungsgrade um 75% zu realisieren. Die Resistenz ist demnach weit vorangeschritten.


Verschiedene Mutanten mit unterschiedlichem Sensitivitätsverlust sind in der Population weit verbreitet. Die häufigste Mutante ist der C-G79R-Typ mit der stärksten Sensitivitätsverschiebung. In unseren letztjährigen Versuchen erreichte z.B. Aviator Xpro mit 0,6 l/ha nur noch Wirkungsgrade von knapp 60%. Somit muss der Anteil an Carboxamid-Mutanten in der Gesamtpopulation sehr hoch sein. In der Regel besteht eine Kreuzresistenz zu allen Carboxamiden gegenüber der Hauptmutante C-G79R, auch für Fluopyram. Für 2018 darf man nur noch mit einer Restwirkung rechnen – starker Netzfleckendruck wird mit Carboxamiden nicht mehr zu kontrollieren sein.


Aber auch mit Strobilurinen allein sind Netzflecken nicht sicher bekämpfbar. Credo mit 1,0 l/ha zeigte Wirkungsgrade um 50%. Zu berücksichtigen ist hierbei allerdings die geringe Aufwandmenge. Um insbesondere die F129L- Mutanten zu kontrollieren, sind höhere Mengen nötig. Die besten Strobilurine (Pyraclostrobin, Picoxystrobin) sind zwar noch gut wirksam. Fällt Credo aber weg, verbleibt nur noch Pyraclostrobin, welches in Diamant, Ceriax und Priaxor enthalten ist.


Mittlerweile sollte bei der Kontrolle von Netzflecken auch auf eine gute Wirksamkeit des Azols Wert gelegt werden. Der Wirkstoff Cyprodinil (Gruppe der Anilino-Pyrimidine) könnte künftig an Bedeutung gewinnen.


4. Sorgenkind Ramularia:

Bei Ramularia ist die Resistenzsituation sehr kritisch. Gegenüber Strobilurinen ist der Pilz bereits seit Jahren resistent, sodass diese Fungizidgruppe nicht mehr wirkt. Bei den Carboxamiden ließ sich ein extremer Sensitivitätsverlust durch Mutationstypen feststellen. In Bayern und Norddeutschland hat man in Untersuchungen aus 2016 mehrere voll resistente Typen (C-H142R; C-H149R; C-H146R; C-H153R) gefunden.


Auch beim Prothioconazol hat sich die Resistenz rasend schnell entwickelt. In 2014 ließen sich mit hohen Aufwandmengen noch Wirkungsgrade von über 80% erreichen, heute kaum noch 50%.


Mittlerweile ist die Resistenz voll im Feld angekommen. Selbst in Ostdeutschland trat Ramularia in 2017 verbreitet auf.


Interessanterweise lässt sich die Krankheit auch mit Chlorthalonil im Soloeinsatz nicht sicher kontrollieren. Mit Credo allein erzielten wir in unseren letztjährigen Versuchen nur Wirkungsgrade um knapp 60%. Und das, obwohl 500 g/ha Chlorthalonil appliziert wurden und dieser Wirkstoff als nicht Resistenz gefährdet eingestuft ist. Auch Aviator Xpro allein brachte nur Wirkungsgrade um 40%.


Bekämpfen lässt sich Ramularia daher nur noch mit breit wirksamen Kombinationen. Geeignet sind z.B. Aviator Xpro plus Credo oder Input Classic plus Credo. Nur dann sind noch Wirkungsgrade von bis zu 95% erreichbar. -mb-

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