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Rosa Fleisch und schwarze Zahlen

Lesezeit: 4 Minuten

Die Hansens sind hauptsächlich Lohnunternehmer. Weil sie Altgebäude sinnvoll nutzen wollten, begannen sie Rosékälber zu mästen. Mit Erfolg!


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Jan Hansen ist vor fünf Jahren in die Rosémast eingestiegen und mästet nun jährlich etwa 150 Kälber. Er bewirtschaftet zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder einen Betrieb in Braderup nahe der dänischen Grenze. Zum Betrieb gehören 67 ha, von denen allerdings 40 ha an benachbarte Betriebe verpachtet sind. Die Hansens nutzen nur 15 ha Grünland und 12 ha Acker selbst – also so viel, wie sie für ihren Tierbestand benötigen. Dazu zählen auch noch 12 Ammenkühe.


Früher hielten die Nordfriesen ausschließlich Ammenkühe. „Die Flächen sind für diese extensive Nutzung aber zu teuer“, erklärt der 33-jährige Jan Hansen. Trotzdem wollte er das alte Wirtschaftsgebäude auf dem Hof sinnvoll nutzen. Die Bullenmast kam für die Hansens nicht infrage, weil sie sehr viel Kapital lange bindet. Außerdem hätten sie viel mehr Geld in einen Umbau investieren müssen. Das war ihnen zu riskant. Mit der Rosémast hat Hansen eine Nische gefunden, die gut zu ihm passt.


Der Stall ist einfach gehalten, und die Tiere stehen durchgehend auf Stroh. Hansen stallt immer Anfang des Jahres ein und bekommt seine 14 Tage alten Kälber meist in 12er-Gruppen aus der Region. Die Einstallphase zieht sich dadurch über einen Zeitraum von über zehn Wochen. Dabei legt er großen Wert darauf, dass er nur ad libitum getränkte HF-Kälber bekommt. „Sie müssen ein Gewicht von 50 bis 60 kg mitbringen“, stellt er klar. Die Zunahmen seien bei diesen Tieren besser.


Futterqualität muss stimmen.

Zunächst kommen die Neukälber in einen kleineren „Willkommensstall“. Dort werden sie die ersten vier Wochen noch getränkt, bevor sie in das größere Gebäude umgestallt werden. „Spätestens Ende März habe ich dann meinen Stall komplett voll, damit ich zum Jahresende abliefern kann“, berichtet Hansen. Dann seien die Schlachtpreise am besten, weiß der Junglandwirt. Mit seinem Konzept schafft er jedes Jahr nur einen Durchgang. Hohe Auslastung spiele für ihn aber bisher keine Rolle, erklärt er.


Gefüttert werden die Kälber dort mit Grassilage, Heu, Kraftfutter und Maismehl. Beim Futter macht er keine Kompromisse: Futterreste oder schlechtere Silagen gibt er an die Mutterkühe. Die Kälber bekommen Silage vom ersten Grasschnitt. Die Futterqualität muss stimmen. Der zweite Schnitt gehe komplett ins Heu, erläutert Hansen.


Die Mastleistungen geben ihm recht. Nach acht Monaten erreichen die sehr guten Tiere über 360 kg LG und fast 200 kg SG. Im Schnitt kommt er auf Tageszunahmen von stattlichen 1300 bis 1500 g pro Tag und einem Schlachtgewicht von 180 kg. Stolz ist der experimentierfreudige Landwirt auf die geringen Verluste von weniger als 0,5%. „Wenn es Probleme gibt, dann sind es meist Atemwegserkrankungen“, erklärt Hansen. Damit die Ammoniakbelastung nicht zu hoch wird, mistet er alle zehn Tage die Ställe aus. Er möchte die Luftqualität im Stall weiter verbessern und denkt über eine Schlauchlüftung nach. Außerdem soll die alte Holzaufstallung durch Kunststoffbretter ersetzt werden, weil diese besser zu reinigen sind.


In der Vermarktung arbeitet Hansen immer mit demselben Viehhändler zusammen, der ihm die Jungtiere liefert. Er vertraue ihm und sei bisher gut damit gefahren, meint der gelassene Nordfriese. Die Roséschlachtkälber gehen an den gut 60 km entfernten Schlachtbetrieb Vollertsen südlich von Flensburg. Wirkliche Alternativen hat Hansen allerdings auch nicht, weil es nur wenige Schlachtbetriebe gibt, die überhaupt Rosékälber vermarkten.


Hansen fühlt sich wohl in der Nische “Rosé“. Was ihm allerdings fehlt, ist der Austausch mit anderen Mästern. „Dadurch könnte ich von den Erfahrungen anderer Rosémäster lernen und meine Produktion schneller optimieren“, sagt er. Bisher probiere er viele Dinge einfach aus, entweder es klappe oder eben nicht. Hansen kann sich vorstellen, die Mast weiter auszudehnen. „Vielleicht bauen wir irgendwann einen zweiten Stall, damit wir mehr Durchgänge schaffen“, sagt Hansen. Das müsse aber zum Gesamtbetrieb passen, stellt er klar. Auf volles Risiko gehen und sich mit Arbeit überladen, kommt für ihn nicht infrage.


Andreas Beckhove

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