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Spaßbremsen für Maschinendiebe

Lesezeit: 5 Minuten

Viele Diebe geben auf, wenn die Maschine nicht anspringt und die Suche nach der Ursache Zeit kostet. Wie man Hoflader und Traktoren einfach und unkonventionell gegen Diebstahl sichert, zeigt Landmaschinenmechaniker-Meister Reinhard Timpe.


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Erntemaschinen, Hoflader und selbst größere Schlepper haben oft Standard-Zündschlüssel. Oder auf manchen Betrieben bleiben die Schlüssel einfach im Schloss stecken. Und mit etwas technischem Geschick lässt sich fast jede Landmaschine auch kurzschließen. Kurzum: Gelegenheit macht Diebe. Vor allem in Grenznähe oder entlang mancher Autobahnen steigen die Diebstähle von Landmaschinen seit Jahren.


Natürlich kann man Hallen und Ställe abschließen und geliebte Maschinen an die Kette legen. In der Praxis ist das aber oft wenig praktikabel. Wir haben zusammen mit unserem langjährigen Fachmann, Landmaschinenmechaniker-Meister Reinhard Timpe aus Dissen, Lösungen entwickelt, wie man den Maschinendieben das Leben auch auf andere Weise schwer machen könnte. Natürlich gibt es von vielen Anbietern GPS-Systeme, um gestohlene Maschinen wieder aufzufinden. Doch mittlerweile haben spezialisierte Diebe aufgerüstet. Sie spüren die Geräte auf oder arbeiten einfach mit Störsendern (GPS- Jammer).


Besser ist es, den Diebstahl so gut wie möglich zu verhindern. Oft läuft es gleich ab: Maschinendiebe starten den Schlepper oder Hoflader auf dem Betrieb und fahren zum nächsten Waldweg oder Parkplatz, um ihre Beute direkt auf den Lkw zu verladen.


Je unkonventioneller die Diebstahlsicherung, desto geringer ist die Chance der Ganoven, den „Fehler“ zu finden und desto größer ist die Chance, dass der Fremdstarter aufgibt.


Professionelle Wegfahrsperren:

Einige Traktorfirmen haben mittlerweile elektronische Wegfahrsperren im Programm, die sich teils auch an älteren Traktoren nachrüsten lassen. Der Fachhändler müsste sich damit auskennen.


Ähnliche Lösungen bietet auch der Zubehörhandel. Die Funktionsweise ist gleich: Eine Schaltbox unterbricht die Stromversorgung zum Anlasser oder teils auch zum Kraftstoffeinspritzsystem. Ein kodierter Handsender oder auch RFID-Chip bzw. Transponder im Schlüssel stellt über die Box die Stromversorgung her. Einige der Nachrüstlösungen haben auch eine Alarmfunktion. Diese Wegfahrsperren gibt es u.a. von Bosch, Hella, Gemini, GT oder Clifford.


Je nach Anbieter liegen die Preise zwischen 150 und 350 €. Bei guten Sperren lassen sich auch weitere Schlüssel „anlernen“. Die besseren Lösungen unterbrechen die Versorgung gleich mehrerer Bauteile (z.B. Starter, Zündung, Kraftstoffpumpe). Die Wegfahrsperre ist automatisch aktiv, sobald der mechanische Zündschlüssel zurück in die Position „0“ gedreht wurde. Beim Starten erkennt das System den Transponder im Schlüssel und gibt den Start frei. Zugegen ist das die bequemste Lösung – wie beim Pkw. Allerdings könnten einige Diebe Nachrüstlösungen erkennen und eventuell überbrücken.


Eigene Lösungen:

Bei eigenen Lösungen muss sich der Dieb erst einmal einfuchsen und den „Fehler“ finden. Bei unseren Vorschlägen trennt ein Relais die Versorgung lebenswichtiger Schlepperorgane: Der Motor springt entweder erst gar nicht an, oder die Maschine setzt sich nicht in Bewegung. Über eine Wechselschaltung könnten Sie dann sogar bei einem kriminellen Startversuch eine Hupe auslösen.


Eine gute Diebstahlsicherung aktiviert sich automatisch nach dem Stopp der Maschine. Das könnten Sie relativ einfach z.B. über ein Relais mit Selbsthaltung lösen: Das Zündschloss versorgt dabei eine versteckte oder getarnte Taste mit Strom. Das könnte z.B. eine Taste mit einem Scheibenwischersymbol zwischen allen anderen Bedienelementen sein. Drücken Sie die Taste, zieht das Relais an und bleibt durch die Selbsthaltungs-Schaltung geschlossen. Gleichzeitig schließt es das Trennrelais vor dem Maschinenorgan und die Maschine arbeitet wie immer (siehe Zeichnung).


Schalten Sie per Zündschloss aus, lösen Trenn- und Selbsthaltungs-Relais und die Maschine ist gesichert. Vor dem nächsten Maschinenstart müssen die Relais erst per Tastendruck erneut geschlossen werden.


Sie haben verschiedene Möglichkeiten, wo Sie mit dem Trennrelais eingreifen können. Beachten Sie dabei aber die Sicherheitsvorschriften sowie die jeweiligen Leitungsquerschnitte und Stromstärken. Und natürlich bauen Sie Ihre Unterbrechung nicht offen sichtbar, sondern möglichst versteckt ein.


  • Viele Traktoren lassen sich nur mit getretener Kupplung oder Bremse starten. Unterbrechen Sie diesen Schalter. Bei neueren Traktoren sitzt hier ein Drehpoti, den Sie vielleicht nicht direkt manipulieren können. Einfacher geht es mitunter bei mechanischen Getrieben, die am Schaltgestänge bzw. -hebel einen Schalter/Taster für die Neutralstellung haben.
  • Beim Hoflader oder einigen Traktoren muss die Wendeschaltung zum Start in Neutral stehen – auch diesen Schaltkreis könnten Sie unterbrechen.
  • Etwas komplizierter: Viele Wendeschalthebel werden ggf. über ein Dauerplus oder gar über eine getaktete Spannung (Kabel-Kennung beim Händler erfragen) mit Strom versorgt. Unterbrechen Sie diese Leitung.
  • Einige Maschinen fahren nicht mit angezogener Handbremse. Überbrücken Sie über die Schließerfunktion des zweiten Relais den Tastschalter der Handbremse, der oft leicht zu erreichen ist.
  • Unterbrechen Sie die Leitung zur Kraftstoffförderpumpe. Oder bauen Sie in die Kraftstoffleitung ein Magnetventil ein, das über das Relais gesteuert wird.
  • Stromversorgung des Starthaltemagneten bzw. des Abstellmagneten an der Einspritzpumpe kappen.
  • Unterbrechen Sie die Versorgung vom Anlasser-Relais – allerdings lässt sich bei älteren Maschinen der Anlasser dann relativ schnell kurzschließen.
  • Moderne Maschinen haben eine elektronische Steuerbox (ECU). Suchen Sie die Leitung vom Sicherungskasten zum ECU und unterbrechen Sie an versteckter Stelle diese Stromversorgung. Dann läuft garantiert nichts mehr.
  • Traktoren z.B. mit Lastschaltgetriebe brauchen Systemdruck, um fahren zu können. Die Freigabe kommt meist vom Systemdruckschalter. Sollten Sie dessen Leitung per Relaisschaltung unterbrechen, fährt der Schlepper nicht an.
  • Sie bauen ein Magnetventil in die Kraftstoffleitung ein, das erst über die Relaisschaltung öffnet.


Dokumentieren!

Bei allen Lösungen gilt: Arbeiten Sie sorgfältig, um sich nicht unbewusst Störungsquellen zu schaffen. Lassen Sie sich ggf. von der Werkstatt unterstützen. Fragen Sie nach, ob durch den „Eingriff“ ein Fehlercode geschrieben wird. Dann sollten Sie sich eine andere Lösung überlegen.


Damit es nach einigen Jahren nicht zu Problemen kommt: Dokumentieren Sie, was wie und wo manipuliert wurde, z.B. durch eine Notiz in der Betriebsanleitung oder als Beiblatt zum Fahrzeugbrief oder -schein.Guido Höner

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