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Spüren Sie die Reserven des ersten Schnitts auf!

Lesezeit: 7 Minuten

Wer gleiche Reifegruppen bei der Neu- oder Nachsaat wählt und die Zahl der Schnitte optimiert, verbessert sein Grünland-Management. Zudem kommt es auf den richtigen Schnittzeitpunkt an.


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Immer diese Anstrengungen um den 1. Schnitt. Muss das sein? Klare Antwort: Ja, denn in unseren Regionen sind die Wachstumsbedingungen für den ersten Aufwuchs günstiger als im Sommer. Das gute Inhaltsstoffniveau bringt hohe Energiekonzentrationen im Futter. Jahresabhängig fallen zwar auch die Herbsternten mit guten Nährstoff- und Energiegehalten auf. Allerdings erschwert die Witterung zu dieser Jahreszeit häufig die Silagebereitung.


Jede Ihrer Grünlandflächen soll ein möglichst gutes betriebswirtschaftliches Ergebnis erzielen. Dazu gehört neben hohen TM-Erträgen auch zwingend die Futterqualität. Maßgeblich bestimmt wird diese vom Schnittzeitpunkt. Eine gute Qualität bedeutet, den Zielwerten für Grassilagen im Wesentlichen zu entsprechen (siehe Übersicht 1).


Was steht auf dem Spiel?

Welche Rolle der 1. Schnitt spielt, verdeutlichen die Anteile der jeweiligen Schnitte am Jahresertrag von Grünlandflächen. Je nach Standort und Witterungsverlauf kann der erste Aufwuchs bei jährlich vier Schnitten von 20 bis 66% des Gesamt-TM-Ertrages schwanken.


An einem nordostdeutschen Niedermoorstandort ergab z.B. die Ertragsmessung im Durchschnitt von 19 Jahren bei vier Schnitten, dass der erste Aufwuchs nur einen Anteil von 25% am Jahresertrag hatte. Anders sieht es oft auf Mineralböden aus. Auf diesen liegt die Faustzahl für den ersten Schnitt bei 40%.


Dass dieser Anteil am gleichen Ort beträchtlich variieren kann, zeigt Übersicht 2. Alle Schnitte erfolgten zum gleichen Entwicklungsstadium bei früher Siloreife. Auch die Höhe der Düngung war gleich und wurde einheitlich zum ersten Aufwuchs am selben Tag durchgeführt. Die Wachstumsbedingungen für den ersten Aufwuchs der beiden Reifegruppen waren allerdings derart unterschiedlich, dass die frühe Reifegruppe einen Anteil von 36% und die mittlere von 60% am Jahresertrag brachte. Im Versuchsmittel lagen die TM-Erträge insgesamt bei 117,8 dt/ha in der frühen und bei 131,5 dt/ha in der mittleren Reifegruppe. Die späte „Gruppe“ verhielt sich ähnlich wie die mittlere.


Zusätzlich machte sich am gleichen Standort häufig auch der Jahreseffekt deutlich bemerkbar. So ließen sich z.B. in einem niederschlagsreichen Jahr bei identischer Versuchsdurchführung in den drei Reifegruppen ähnliche Anteile der Aufwüchse am Jahresertrag ermitteln. Jede Gruppe für sich wurde zur frühen Siloreife geerntet.


In einem trockenen Jahr unterschieden sich die Anteile aller Schnitte am Jahresertrag in den Reifegruppen dagegen wesentlich. Bei lang anhaltender Trockenheit ist sogar ein Totalausfall des zweiten Schnittes in der späten Reifegruppe möglich. Im Versuch ließ sich der Aufwuchs infolge der Trockenheit nicht messen, sondern nur schröpfen.


Diese Effekte treten praktisch in allen Regionen auf – sie lassen sich aber nicht überall erfassen. Auf jeden Fall erschweren sie die Planung der Futterwirtschaft.


Einfluss über Saatgutwahl:

Die starken Unterschiede hängen neben der Witterung auch von der Wahl der Hauptbestandesbildner ab. Über den Saatgutkauf für die Nachsaat bzw. Neuansaat können Sie die Narbe diesbezüglich „steuern“ und optimieren.


Bei alleiniger oder vorwiegender Schnittnutzung macht es wenig Sinn, Deutsche Weidelgräser aus drei verschiedenen Reifegruppen zu wählen. Denn dies führt bei voraussichtlich etwa zwei Dritteln des Bestandes dazu, dass die Schnittzeitpunkte neben dem Optimum liegen. Bei frühem Schnitt verschenkt man für einen Teil des Bestandes unnötig Ertrag, wird spät geschnitten, ist ein Teil des Bestandes zu weit entwickelt (schlechtere Futter-qualität).


Über den Saatguteinsatz können Sie Ihr Grünland-Management auch gezielt verbessern. Wenn Sie an Ihrem Standort z.B. nicht in allen Jahren fünf Aufwüchse ernten können, kann es sinnvoll sein, auf spätreife Gräser zu setzen und mit jährlich vier Schnitten zu arbeiten. Müssen Sie in Ihrer Region dagegen die Winterfeuchte maximal ausnutzen, weil für die Sommeraufwüchse regelmäßig Feuchtigkeit fehlt, sind früher schnittreife Arten und Sorten besser geeignet. Bei der Wahl solcher Mischungen müssen Sie dann aber konsequent die Schnittzeitpunkte an der Reife der Hauptbestandesbildner ausrichten. Das heißt in diesem Fall: früher schneiden! Je nach Sorte trifft das z.B. auf Rohrschwingel und Wiesenschweidel zu.


Wie stark das Leistungsvermögen von Futtergräsern unterschiedlicher Reifegruppen variieren kann, zeigen die Energiekonzentrationen im Frischgras eines Versuchs (siehe Übersicht 3). Die Ernte aller Arten erfolgte in beiden Jahren am selben Tag. Die Gräser erreichten wegen des frühen Schnitts zwar über 6,2 MJ NEL/kg TM, die Massebildung war bei vielen Arten aber längst nicht beendet. Bei den später schnittreifen Arten wurde klar und deutlich Ertrag verschenkt.


Optimaler Schnittzeitpunkt:

Wichtig ist es zudem, den Aufwuchs im richtigen Entwicklungsstadium zu schneiden – dazu ist aufmerksames Beobachten gefragt. Lautet Ihr vorrangiges Ziel, eine energiereiche Grassilage zu erzeugen, dann ist bei früher Siloreife zu schneiden. Das ist der Fall, wenn die „Ähre bzw. Rispe in der Blattscheide fühlbar ist“ (BBCH 47). Das bedeutet wiederum, dass die Blütenstände noch nicht sichtbar sind. Falls Sie die Spitzen bereits sehen, ist bei dem Ziel „energiereiche Silage“ zügiges Handeln angesagt.


Die normale Siloreife ist mit dem Beginn des Ähren- bzw. Rispenschiebens erreicht. Laut Richtlinie des Bundessortenamtes sind dann bei 25% der Pflanzen die Blütenstände sichtbar (BBCH 51). Je mehr Sie von diesen Blütenständen sehen, desto ungünstiger ist es für den Energiegehalt.


Die Entscheidung zum Beginn der Mahd wird immer ein Kompromiss zwischen Futterqualität, TM-Ertrag und den betrieblichen Bedingungen bleiben. Neben dem Wetter hat auch die Arbeitsorganisation (mit oder ohne Dienstleister) und die Abstimmung der Erntekette maßgeblichen Anteil am Gelingen der Silage.


Wenn Sie den optimalen Erntetermin finden wollen, kommen Sie nicht umhin, den Bestand regelmäßig (alle 1 bis 2 Tage) zu prüfen – genauso wie Sie das bei Getreide auch tun. Wichtig für eine sachgerechte Entscheidung ist das Hineingehen in die Flächen über das Vorgewende hinaus – Hereinfahren reicht nicht! Greifen Sie in den Bestand hinein und ertasten Sie die Blütenstände an den Hauptbestandsbildnern. Wer das häufig genug macht, schult das Vermögen zur Einschätzung, wie viel Zeit noch bis zum Erntestart verbleibt.


Die Wuchshöhen mögen beim Abwägen helfen, sind aber von der Zusammensetzung der Grasnarbe und vom Standort derart geprägt, dass pauschale Angaben mit Vorsicht zu handhaben sind. Besser ist es, die eigenen Beobachtungen mit den regionalen wöchentlichen Veröffentlichungen (z.B. auf den Internetseiten der Landeseinrichtungen) zum Reifeverlauf zu ergänzen.


Bestand wächst schnell:

Wie schnell ein Grünlandbestand „davonwachsen“ kann, zeigt Übersicht 4. Dargestellt sind die Daten aus sechs Jahren für


  • Ackergras,
  • Grünland auf Mineralboden und
  • Niedermoorgrünland.


Insgesamt wurden 18 Testflächen, verteilt über Mecklenburg-Vorpommern, auf TM-Ertrag, Energie-, Faser- und Rohproteingehalt über 4 bis 5 Wochen beprobt. Die Ergebnisse sind als Mittelwerte angegeben und resultieren aus den Messungen und Analysen der jeweils sechs Flächen pro Gruppierung. Die 16. Kalenderwoche steht für den 18. bis 23. April, die 18. KW für den 2. bis 7. Mai und die 20. KW für den 16. bis 21. Mai. Ein Ziel war die Prognose der Schnittreife für den 1. Schnitt.


Das Wichtigste daraus: Zwischen den Jahren und den Kalenderwochen traten erwartungsgemäß erhebliche Unterschiede auf. Das betrifft den wöchentlichen Massezuwachs genauso wie die Veränderung von Energiegehalten. In einigen Jahren – wie in 2011 – verringerten sich die Energiegehalte in vier Wochen nur um 0,6 MJ NEL/kg TM, in anderen Jahren nahmen sie im gleichen Zeitraum um 1,4 bis 1,8 MJ NEL/kg TM ab (z.B. 2013).


Diese Ergebnisse zeigen, dass die ausschließliche Kalkulation mit Faustzahlen und Tabellenwerten weit neben den Tatsachen liegen kann. Eine Fehleinschätzung kostet bares Geld. Nutzen Sie daher neben Ihren eigenen Beobachtungen auch die wöchentlichen Veröffentlichungen, um den Termin für den 1. Schnitt möglichst optimal bestimmen zu können.

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