Durch eine Überbelegung kurz vor der Geburt kommt es bei den Trockenstehern zu kurzzeitigen Veränderungen im Hormonhaushalt.
An der Universität von Bologna untersuchten Tierärzte 28 Holstein-Kühe, eingeteilt in zwei gleich große Gruppen. Eine Gruppe wurde vor der Kalbung in einer überbelegten Abkalbebox untergebracht (ÜG). Diese Gruppe bestand aus zwei tragenden Kühen und drei Stör-Tieren. Jedes Tier hatte 4,8 m2 zur Verfügung. In der Kontrollgruppe (KG) stallte das Team nur zwei Tiere pro Box ein. Diese hatten 12,0 m2 pro Tier zur Verfügung. Das Blut der Tiere untersuchten die Tierärzte auf erhöhte Werte von DHEA. Das Steroidhormon mit entzündungshemmender Wirkung ist ein Marker für Stress.
Ergebnisse: Vor der Geburt wiesen beide Gruppen einen erhöhten Level an DHEA auf. Am 10. Tag vor der Geburt gab es einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen beim DHEA-Gehalt. Die ÜG kam auf einen Wert von 1,79 ± 0,09 pmol/mL. Bei der KG waren es nur 1,24 ± 0,14 pmol/mL. Das weist auf mehr Stress bei den Tieren in der überbelegten Box hin.
Das bestätigte auch die Aktivitätsmessung. In der ersten Woche nach dem Einstallen mit Stör-Tieren lief die ÜG deutlich mehr Schritte pro Stunde. Auch die Anzahl der Liegeperioden war erhöht. Dennoch war die gesamte Länge der Liegephasen in beiden Gruppen gleich. Das liegt daran, dass Trockensteher keine Unterbrechungen im Tagesablauf, wie zum Beispiel Melken, haben. So können sie die unterbrochene Liegezeit aufholen.
Es zeigte sich dadurch für beide Gruppen auch kein Unterschied bei der Futteraufnahme oder dem Wiederkäuen. Die Hormonveränderung in der ÜG ist kurzzeitig und zeigt einen erhöhten Stress-Level an, beeinflusst das Kuhverhalten aber nicht.