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Vier Rundballen auf einen Streich

Lesezeit: 5 Minuten

Der Betrieb von Josef Schönherr liegt in einem historischen Ortsteil von Fulda. Schöne Wohnlage, aber wegen der beengten Verkehrsverhältnisse sind Transporte zum Betrieb alles andere als einfach. Vor allem beim Einfahren von Rundballen per Anhänger wird es an manchen Straßenecken richtig knapp. Der gelernte Landmaschinenmechaniker und Nebenerwerbslandwirt transportiert deshalb die Ballen direkt mit dem Schlepper vom Feld zum Hof: Vier auf einen Streich, zwei vorne und zwei hinten. Weil die Ballen dabei jeweils übereinander transportiert werden, meistert Schönherr mit seinem Gespann auch die engsten Durchfahrten. Das richtig Interessante an seiner Konstruktion ist aber ein pfiffiges Detail am Hecklader: Sobald der erste Ballen aufgespießt und komplett angehoben wurde, klappt automatisch ein weiteres Zinkenpaar aus, und der zweite Ballen kann aufgenommen werden. Das Ganze arbeitet über einfache Seilzüge. Hubgerüst von altem Blockschneider Das Hubgerüst stammt von einem alten Blockschneider, der seinen Dienst auf dem Nachbarbetrieb quittiert hatte. Für sein neues Leben als Ballenstapler wurde der Blockschneider zunächst bis auf das Hubgerüst abgewrackt. Anschließend schweißte Schönherr einen Rahmen an das Hubgerüst, an dem ein Zinkenpaar verschraubt wurde. Diese Zinken nehmen den ersten Ballen auf, der dann per Hubgerüst nach oben gefahren wird. Das Zinkenpaar für den zweiten Ballen ist unten am Außenrahmen des Hubgerüstes befestigt. Damit diese Zinken beim Aufnehmen des ersten Ballens nicht stören, können sie jeweils waagerecht nach innen weggeschwenkt werden, so dass sie x-förmig dicht am Rahmen anliegen. Damit die Zinken beim Einklappen nicht aneinander stoßen, musste sich Josef Schönherr einen Trick einfallen lassen: Wir haben das Problem dadurch gelöst, dass die Drehachsen der Zinken etwas geneigt sind, so schwenken die Zinken genau aneinander vorbei. Wenn das Hubgerüst in der unteren Position steht, ziehen starke Federn das untere Zinkenpaar in die Parkposition. Erst wenn das Hubgerüst nach oben gefahren wird und der erste Ballen die entsprechende Höhe erreicht hat, klappen die Zinken per Seilzug nach außen. Wichtig dabei: Die Zinken dürfen natürlich nicht zu früh ausklappen, weil sie sonst direkt beim Anheben des Hubgerüstes in den ersten Ballen einstechen würden. Dieses Problem hat Schönherr ebenfalls elegant und ohne großen Aufwand mit einem Freilauf gelöst. Einfacher Seilzug mit integriertem Freilauf Die Klappzinken sind jeweils über Drahtseile, die über Umlenkrollen laufen, mit dem oberen Teil des Hubgerüstes verbunden. Der senkrechte Hubzylinder des Gerüstes durchläuft beim Anheben zuerst den Freilauf, bis er ab den letzten 25 cm Hubweg ein Quereisen mitnimmt, an dem die Drahtseile verschraubt sind. Erst wenn sich dieses Eisen nach oben bewegt, werden die Zinken über die Seile nach außen gezogen. Damit das Ganze nicht zu ruckartig vonstatten geht, sind zusätzlich in den Seilzügen Zugfedern eingebaut. Sind die unteren Zinken komplett bis zu den Endanschlägen ausgeklappt, kann der zweite Ballen aufgenommen werden. Natürlich könnte man sich den Freilauf auch sparen. Dazu müssten die Drahtseile nur eine entsprechende Überlänge haben. Nachteil: Die Seile würden durchhängen und sich eventuell am Schlepper oder Hubgerüst verfangen. Die Freilauf- Lösung von Josef Schönherr ist deshalb deutlich professioneller. Hier sind die Seile permanent gestrafft. Das Absetzen der Ballen funktioniert in ungekehrter Reihenfolge: Nachdem der untere Ballen abgelegt ist, kann das Hubgerüst abgesenkt werden. Die Federn ziehen die Zinken jetzt in die Parkposition zurück und der Weg ist frei für den oberen Ballen. Auch vorne am Schlepper können zwei Ballen transportiert werden. Weil der Schlepper aber einen Frontlader und eine Fronthydraulik hat, ist das Aufnehmen natürlich deutlich einfacher. Für die Fronthydraulik hat Josef Schönherr eine einfache Ballengabel zusammengebaut. Damit es auf der Straße keine Probleme mit der Sicherheit gibt, lassen sich die Zinken bei Leerfahrten einfach herausnehmen. Der Grundrahmen der Gabel besteht aus Stahlprofilen. Die seitlichen Aufnahmen für die Zinken hat Schönherr aus Quadratrohren zusammengeschweißt. Die Zinken wurden aus alten Steckachsen angefertigt, die vorne spitz angedreht sind. An der Rückseite der Achsen sind dünnere Quadratrohre verschweißt, die in die Halterungen am Gabelgrundrahmen passen. Zum Sichern der Zinken wird einfach von oben ein Bolzen durchgesteckt. Die Ballenkombination von Josef Schönherr hat jetzt zwei Ernten hinter sich mit durchweg guten Ergebnissen. Lediglich kleinere Details am Freilauf des Ausklappmechanismus mussten nachträglich geändert werden. Auch die Gesamtkosten halten sich im Rahmen. Weil viele Teile auf dem Betrieb vorhanden waren, musste der Praktiker lediglich die vier 1,10 m langen Zinken für das Hubgerüst kaufen. Den Arbeitsaufwand schätzt der Praktiker auf rund 10 bis 15 Stunden. Pro Jahr werden mit der Kombi rund 160 bis 180 Rundballen eingefahren. Bei den relativ geringen Feld-Hof-Entferungen ist Josef Schönherr deutlich schneller als früher, als es mit Schlepper und Anhänger plus Frontladerschlepper hinaus aufs Feld ging. G. Höner

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