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top agrar-SerieGreening mit Körnerleguminosen - Die Königin der Körnerleguminosen

Lesezeit: 11 Minuten

Mit Soja können Sie enge Maisfruchtfolgen auflockern. Anders als vielfach angenommen, passt sie auch gut auf Güllestandorte. Tipps für einen sicheren Anbau gibt Josef Parzefall, N.U. Agrar.


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Wer sich für die Sojabohne in seiner Fruchtfolge entscheidet, bereichert den Acker mit einer der wertvollsten Ackerkulturen der Welt. Denn Soja enthält ca. 40 % Eiweiß höchster Qualität und 18 bis 20 % pflanzliches Öl. Die Praxis schätzt die ertragsstabile Körnerleguminose als Alternative zu Spätsaatweizen. Zudem wirkt sie sich häufig positiv auf den Ertrag der Folgekultur Mais aus. Trotz ihrer Vorteile kommt in Deutschland keine Euphorie für den Sojaanbau auf, denn man ist sich auch der Probleme beim praktischen Anbau bewusst.


Die Sojabohne gehört unter den C3-Pflanzen zu den wärmeliebenden Kulturen und kommt mit Frühjahrstrockenheit sehr gut zurecht. Sie ist wie der Mais eine Kurztagspflanze. Mit zunehmenden Langtagsbedingungen entwickelt sie sich immer langsamer, blüht später und länger sowie reift später ab.


Ihre Reaktion auf zunehmende Tageslängen fällt stärker aus als beim Mais. Der Grund: Die Maissorten sind züchterisch besser daran angepasst. Ein Ziel der Sojazüchtung ist somit, die Kultur besser an die Langtagsbedingungen nördlicher Breitengrade anzupassen und ihre Kältetoleranz, vor allem während der Blüte, zu verbessern.


Nichts für schwache Böden:

Von allen Leguminosen wird Soja mit schwachen Standorten und Trockenheit am besten fertig. Bessere Standorte dankt sie jedoch mit starken Ertragszuwächsen.


Auf die Humusgehalte bzw. auf die Menge an leicht mineralisierbarer, organischer Substanz im Boden reagiert die Sojabohne sehr stark. Das bestätigen auch die Ergebnisse der Landessortenversuche (LSV). Eine hohe Kohlenstoff-­Mineralisation des Standortes kann Soja sehr effizient nutzen, da sich ihre Hauptwachstumsphase von Juni bis Mitte August erstreckt. Dabei verlängert sich die Lebensdauer der Knöllchenbakterien (Rhizobien) fast parallel zu steigenden Humusgehalten. Ertragsbegrenzend wirkt dagegen oft ein zu niedriger Humusgehalt, eine zu knappe N-Nachlieferung der Böden und Kälte während der Blüte.


Wie alle Leguminosen kommt Soja schlecht mit Nässe zurecht, toleriert sie jedoch besser als Futtererbsen oder Lupinen. An die Vorfrucht stellt sie keine besonderen Ansprüche. Empfindlich reagiert sie aber auf eine extensive Bodenbearbeitung mit geringer Lockerung und wenig Feinerde im Saatbett. Auf Flächen mit bisher langjährigem Rapsanbau ist zudem die Gefahr von Befall mit Sklerotinia, Verticillium oder Alternaria groß.


Wie Sie den Boden am besten für die Sojasaat vorbereiten und welche Saatverfahren sich eignen, lesen Sie im Beitrag ab Seite 136.


Enge Herbizidpalette:

Eine der größten Herausforderungen im Sojaanbau ist das Bekämpfen von Unkräutern. Die Palette an geeigneten Herbiziden ist sehr eng. Oft wird den Landwirten suggeriert, dass es dennoch unproblematisch sei, die Flächen bis zur Ernte unkrautfrei zu halten. Doch das Gegenteil ist in der Praxis der Fall: Es sind vor allem Gänsefuß- und Meldearten, die sich in den wärmeren, aber für Soja günstigen Gebieten immer schwieriger in Schach halten lassen. In Maisfruchtfolgen kommt ein starker Hirsedruck dazu, der jedoch gut zu bewältigen ist. Auch Schwarzer Nachtschatten nimmt nicht zuletzt weiter zu.


Jeder Herbizid-Einsatz in Soja ist eine Gratwanderung zwischen breit und lang anhaltender Wirkung sowie guter Kulturverträglichkeit. Der Wirkstoff Pendimethalin (z. B. Stomp Aqua) wirkt gut gegen Gänsefuß, Melden und Nachtschatten, bei allerdings hohen Ansprüchen an die Bodenfeuchtigkeit. Dagegen versagen Metribuzin-Mittel (z. B. Sencor oder Artist) immer öfter gegen diese Problemunkräuter.


Die beiden Wirkstoffe Metribuzin und Pendimethalin verträgt die Sojabohne häufig nicht, wenn es nach deren Vorauflauf (VA)-Spritzung auf leichteren oder ton- und humusärmeren Böden zu Wirkstoff-Einwaschungen an den Keimling oder an das Hypokotyl kommt.


Während die Blattnekrosen durch Metribuzin (vor allem bei der Sorte ES Mentor) in der Regel nicht nachhaltig sind, führen sichtbare Stomp Aqua-Schäden bei allen Sorten zu dauerhaften Depressionen. Oft kommt es zu Pflanzenausfällen, stark erhöhtem Verticilliumbefall und Lager. Ist das Niederschlagsrisiko nach der Spritzung hoch, sollten Sie daher auf leichten, humusärmeren Böden unbedingt den Einsatz von Stomp Aqua + Sencor vermeiden! Falls es zu deutlichen Spritzschäden durch diese Wirkstoffe kommt, reduziert sich zusätzlich der Knöllchenbesatz stark. Da die Rhizobien auf eine frühe Assimilatversorgung durch die ersten Blätter angewiesen sind, führt eine verminderte Blattfläche nach dem Auflaufen zu einer verspäteten und schwächeren Knöllchenausbildung bzw. Infektion.


Trotz aller Risiken muss in jedem Fall eine breit wirksame VA-Maßnahme sofort nach der Saat erfolgen. Denn die Wirkungsbreite und Sicherheit der verfügbaren Nachauflauf (NA)-Mittel Harmony SX und Basagran ist viel zu schwach, als dass Sie das Risiko des reinen Nachauflaufes eingehen sollten.


Fester Bestandteil einer VA-Mischung ist das gut verträgliche Centium 36 CS mit 0,25 l/ha. Es ist relativ trockenheits­tolerant und einwaschungsstabil. Als Mischpartner hat sich Artist mit 1,5 bis 1,8 kg/ha trotz des höheren Anspruchs an die Bodenfeuchte durchgesetzt. Alternativ lassen sich 0,75 bis 1 l/ha Spectrum + 0,3 bis 0,5 kg/ha Sencor anwenden. Spectrum bekämpft Hirsen besser, Artist überzeugt bei höheren Niederschlägen gegen Gänsefuß, Melden und Nachtschatten.


Wünschenswert wäre es, wenn man die Herbizidpalette um Produkte wie z. B. Proman (Metobromuron) erweitert, um die vorhandenen Wirkungsdefizite zu schließen. Wer Soja pfluglos nach Körnermais anbaut, sollte trotz stärkerer Mulchauflage eine VA-Spritzung durchführen, um die eventuellen NA-Maßnahmen zu entlasten.


Keine Experimente bei der Sorte!

Neben Herbiziden ist auch ein homogener, gut aufgelaufener Sojabestand ein Konkurrent für Unkräuter. Das setzt aber eine gute und kalkulierbare Saatgutqualität voraus. Diesbezüglich ist die Sojabohne eine echte Problemfrucht. Zwischen der Mindestkeimfähigkeit (80 % bei Z-Saatgut) und der tatsächlichen Triebkraft können Welten liegen. Bei ungünstigen Auflaufbedingungen (kalt und nass, schlechte Saatgutbedeckung, trocken und kalt) lassen sich in der Praxis häufig erhebliche Triebkraftmängel feststellen. Die Saatgutkosten sind dagegen mit über 200 €/ha (bei 4,5 Einheiten/ha und 45 bis 50 €/Einheit; netto ungeimpft) unverhältnismäßig hoch.Wünschenswert wäre daher, die Einheiten – wie bei Raps oder Hybridroggen – in keimfähigen Körnern/m2 zu handeln. Zudem müsste ein Triebkrafttest her. Ein lückenloser, homogen auflaufender und konkurrenzstarker Sojabestand ist auch deshalb so wichtig, weil die häufig angebauten, frühen 000-Sorten Lücken im Bestand durch eine stärkere Verzweigung kaum kompensieren können. Zusätzlich sind in dichteren Beständen, die weniger verzweigen, die untersten Hülsen höher angesetzt. Das reduziert die Ernteverluste.


Meist liegen die Ursachen für Ertragsschwankungen in der Anbautechnik oder der Witterung und weniger an der falschen Sorte. Doch Vorsicht: Seien Sie bei der Reifelänge einer Sorte nicht zu übermütig! Das Risiko einer fehlenden Ausreife nimmt bei späten 00-Sorten (z. B. ES Mentor, PZO Silvia) nördlich der Donau oder außerhalb des Rheintals, des Maintals und des Neckargebiets in kühleren Jahren, wie z. B. in 2010 oder 2013, eklatant zu. Es kommt zwar selten zum Kornausfall oder Zusammenbrechen der Bestände, aber mit Beginn der Nebelperiode im Oktober sind die Bestände tagsüber oft nur 2 bis 3 Stunden so trocken, dass sie sich ernten lassen. Die späten 00-Sorten passen daher nur dorthin, wo 260/270er-Körnermais auf 30 % Wassergehalt ausreifen kann.


Gute Ausreife:

Frühere 000-Sorten können Sie auf Standorten anbauen, auf denen Maissorten wie Ricardinio oder LG 30222 auf 32 bis 33 % Wasser abreifen. Am sichersten reift die Sorte Merlin ab. Sie ist langtagstolerant und wird mit Kälte zur Blüte am besten fertig. Vor allem diese Eigenschaften sind wichtige Vorteile, wenn sie auf Flächen weiter nördlich wächst. Zudem besitzt diese Sorte eine gute Herbizidtoleranz. Merlin entwickelt sich zügig und beginnt oft früher als andere Sorten mit der Knöllcheninfektion.


Sehr frühe 0000-Sorten haben außer extremen Ertragsschwankungen bisher nichts gebracht. Die Empfehlung ist daher: Bevor Sie eine 0000-Sorte wegen einer kühlen oder zu nördlichen Lage anbauen, lassen Sie den Anbau lieber ganz!


Oft richtet sich die Sortenwahl nach dem Ertragspotenzial. Dabei gibt es aber Folgendes zu bedenken: Die Ertragsergebnisse in den Landessortenversuchen stimmen oft nicht mit den Praxiserträgen überein. Ursache sind die hohen Verluste durch tief angelegte Hülsen. Diese lassen sich in den kleinen Versuchsparzellen ernten, in der Praxis häufig jedoch nicht oder nur mit flexiblen Schneidwerken (Detailinfos zu diesen Schneidwerken finden Sie ab Seite 136). Vor allem Sorten wie Sultana, die unter Stress (z. B. Nässe im Mai/Juni) sehr kurz bleiben, haben dann einen sehr niedrigen, kaum beerntbaren Ersthülsenansatz. Dagegen haben Sorten wie ES Mentor (00), PZO Silvia (00), PZO Meridian (00) und Merlin (000) selbst unter schwierigen Wachstumsbedingungen immer einen ausreichend hohen Ersthülsenansatz. Das senkt die Ernteverluste deutlich.


Sichere N-Versorgung:

Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung ist die Sojabohne keine N-extensive Kultur. Ganz im Gegenteil: Bei 40 dt/ha und einem Eiweißgehalt von 40 % muss fast genauso viel Stickstoff in die Pflanze wie bei 120 dt/ha Weizen mit 13 % Rohprotein. Selbst bei optimaler Knöllchenaktivität und -besatz können die Rhizobien durch die N-Fixierung nur 50 bis 60 % des N-Bedarfes decken. Niedrige Erträge von unter 30 dt/ha resultieren häufig aus starkem N-Mangel.


Auf humoseren Böden und bei hoher N-Nachlieferung (z. B. Güllestandorte) lassen sich – anders als vielfach angenommen – die höchsten Erträge erzielen. Auch zeigt sich in der Praxis, dass auf Böden mit hoher N-Nachlieferung die Knöllcheninfektion tadellos funktioniert. Güllestandorte sind somit durchaus für den Sojaanbau geeignet.


Bei den früheren 000-Sorten korreliert die Trieblänge meist mit der Hülsenzahl und damit mit der Korndichte. Zu kurze Bestände oder Pflanzen mit schwacher vegetativer Leistung überzeugen selten im Ertrag. Um eine optimale N-Versorgung bereits in der Jugendphase zu gewährleisten, ist eine möglichst frühe und starke Rhizobieninfektion nötig. Ist das nicht der Fall, müssen Sie die N-Versorgung über eine mineralische N-Düngung ab Blühbeginn sicherstellen. Meistens warten die Anbauer damit zu lange, in der Hoffnung, der Knöllchenbesatz verbessert sich noch. Doch nur selten wird ein schwacher, zögerlich einsetzender Rhizobienbesatz später noch gut.


Ab Beginn der Blüte wird die Assimilatversorgung der Wurzel einige Wochen lang so schwach, dass kaum noch Neuinfektionen möglich sind, außer bei sonnigem Wetter und guter Blattmasse. Daher müssen Sie die Knöllchenzahl und -masse laufend kontrollieren, um abschätzen zu können, ob eine mineralische N-Ergänzung notwendig wird.


Immer impfen!

Da die N-fixierenden Bakterien in unseren Böden nicht enthalten sind, müssen Sie dafür sorgen, dass sich die junge Sojapflanze möglichst früh mit diesen infiziert. Daher ist das Saatgut am besten kurz vor der Aussaat mit einem Impfstoff, der die Bakterien enthält, zu behandeln. Dass fertig geimpftes Saatgut oft schlechtere Besatzdichten hat als vor der Saat selbst geimpftes, zeigen mittlerweile viele Versuche. Unter den Impfstoffen bringen Biodoz Soja und Force 48 regelmäßig die besten Ergebnisse. Biodoz hat bei kühleren Bedingungen tendenziell die Nase vorn.


Den Biodoz-Impfstoff gibt es auch als Granulat (Biodoz Soja M) zur Boden­impfung. Dazu benötigt man aber einen Granulatdosierer auf der Sämaschine, der das Mikrogranulat in die Saatrille legt (weitere Infos ab Seite 136). Diese Art der Rhizobienausbringung ist die eleganteste und effizienteste, vor allem bei größeren Flächen über 10 ha.


Ungeschützte Bakterien:

Eine breitflächige Einarbeitung des Granulats reicht dagegen nicht. Bereits bei 1 bis 2 Stunden Sonneneinstrahlung tötet das UV-Licht die noch nicht eingearbeiteten Bakterien ab. Zudem ist es von Vorteil, wenn die Bakterienkonzentration in der Nähe der Keimlinge möglichst hoch ist.


Die angeimpften oder durch Granulat in den Boden eingebrachten Bakterien mögen es feucht. Daher muss auch bei der Sojabohne ausreichend Feinerde im Saathorizont sein. Wird das Saatgut geimpft, sollte es mindestens 3 cm mit Boden bedeckt sein. Der Sojaanbau enttäuscht oft auf schwachen bzw. sauren Böden. Das liegt daran, dass die mit dem Impfstoff eingebrachten Bakterien wegen Kohlenstoff- oder N-Mangel verhungern, bevor sie die Soja infizieren können.


Im Gegensatz zur allgemeinen (Lehr-)Meinung fallen gerade auf schwächeren Standorten die Schläge mit intensiver organischer Düngung oder hohen Humusgehalten positiv durch einen besseren Knöllchenbesatz auf. Die Aussage, dass die Soja auf Standorten mit hoher N-Nachlieferung nicht funktioniert, ist in der Praxis nach fünf Jahren Anbauerfahrung somit eindeutig widerlegt.


Flexible Schneidwerke:

Ab Mitte/Ende September ist die Sojabohne in den meisten Regionen druschreif. Bleiben die Pflanzen kurz (z. B. bei zu nassen Böden, Verdichtung, N-Mangel, Herbizidschäden, schlechter Triebkraft), beginnt der Hülsenansatz so weit unten, dass sich oft 4,5 oder 6 Hülsen pro Pflanze nicht ernten lassen. Damit bei der Ernte kein Ertrag auf der Strecke bleibt, empfiehlt sich daher Folgendes: Setzen Sie beim Dreschen flexible Schneidwerke ein, die sich der Bodenoberfläche anpassen können. Bei Schnittbreiten von 7,50 m und mehr liegen die Ertragsverluste bei herkömmlichen Schneidwerken sonst schnell bei 15 bis 20 %. Weitere Tipps zur Sojaernte lesen Sie ab Seite 136.

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