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Blonde Französinnen aus dem Auenland

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Landwirt aus Franken vermarktet das Fleisch seiner Blonde d’Aquitaine-Rinder komplett unter seinem Label „Auenland Beef“. Mit geschicktem Marketing nutzt er aktuelle Verbrauchertrends.

Die Leidenschaft für Tiere liegt bei der Familie Eller im Blut. Vater Georg betreibt mit Sohn Benjamin eine Tierarztpraxis mit dem Schwerpunkt Betreuung von rinderhaltenden Betrieben. Sohn Jonathan Eller kümmert sich um die Landwirtschaft und die Vermarktung von hochwertigem Rindfleisch aus der eigenen Mutterkuhherde.

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Die Idee zur Mutterkuhhaltung entstand vor 14 Jahren, als die Ellers auf einem Kongress in Frankreich auf die dortige Rasse Blonde d‘Aquitaine aufmerksam wurden. Georg Eller war von den großrahmigen und ruhigen Tieren sofort begeistert. Die Rasse zeichnet sich durch einen feingliedrigen Knochenbau und eine gute Fleischqualität mit geringer Fettauflagerung aus.

Vom Hobbyhalter zum profi

Die Familie kaufte ein paar Tiere zur Hobbyhaltung, die das Grünland um die Aurachsmühle der Familie Eller beweideten. Gleichzeitig begann sie mit dem Aufbau der Direktvermarktung, da der Verkauf schlachtreifer Tiere an den Schlachthof dem Wert der Rinder nicht gerecht wurde.

Weil sich die Direktvermarktung des Fleisches zu einer Erfolgsgeschichte entwickelte, stand Familie Eller vor der Entscheidung, die Tierhaltung weiter auszubauen und die Vermarktungswege zu professionalisieren.

2013 siedelte sie zur vorhandenen Stallung den ersten Stall aus. 2017 kam am Aussiedlungsstandort ein zweiter Stall für die Masttiere dazu. Die Zuchttiere stehen von März bis November auf der Weide. Mittlerweile ist die Herde auf 300 Tiere angewachsen, davon 120 Mutterkühe.

Nachdem Jonathan Eller (34) im Jahr 2015 in den Betrieb eingestiegen ist, investierte er in einen Zerlegeraum und eine professionelle Küche. Der ausgebildete Betriebswirt hat sich mit Zusatzqualifikationen als Ernährungsberater und Fleischsommelier Wissen angeeignet, um seine Kunden über seine Produkte kompetent zu informieren.

Markenrechtlich geschützt

Das Fleisch vermarktet er unter der Marke „Auenland Beef“, die er 2015 markenrechtlich schützen ließ. „Die Idee zur Marke Auenland habe ich der berühmten Trilogie Herr der Ringe entnommen“, erzählt der Unternehmer augenzwinkernd. „Das eigene Label sichert uns einen hohen Wiedererkennungswert“, betont Jonathan Eller.

Dass seine Tierhaltung nicht biozertifiziert ist, begründet der Landwirt so: „Dies hätte keinen Mehrwert für uns und wäre für unsere Kunden auch nicht relevant.“

Kunde ist der Kulinarisch interessierte Verbraucher

Bei der Vermarktung stellt Jonathan Eller eine tiergerechte und nachhaltige Tierhaltung und die Erzeugung eines regionalen Qualitätsproduktes heraus. „Unser Kunde ist der kulinarisch interessierte Verbraucher, zu dem wir eine langfristige Bindung aufbauen wollen“, erläutert Eller.

Beim Verkauf des Fleisches setzt der Landwirt auf verschiedene Wege: Die Vermarktung ab Hof und an die Gas-tronomie machen ca. 40% aus, weitere 40% gehen an Metzgereien und die Regionaltheken des Lebensmitteleinzelhandels und 20% verkauft er über Catering und seinen Onlineshop. „Die Wertschöpfung ist beim Verkauf ab Hof natürlich am höchsten, aber die weiteren Wege haben uns geholfen, die Marke Auenland Beef bekannt zu machen“, sagt Eller.

Hofladen und automat

Der Hofladen ist nur an zwei Tagen pro Woche für jeweils zwei Stunden geöffnet. Hier vermarktet er mit Ausnahme von Wein und Bier unter der Marke Auenland von einem befreundetem Brauer und Winzer nur eigene Produkte.

Zusätzlich können die Kunden rund um die Uhr an einem Verkaufsautomaten seine Produkte erwerben. „Die Tiere auf der Weide sind hierbei ein besonderer Blickfang für die Besucher des Hofes“, hat Eller festgestellt.

Jede Woche lässt er zwei seiner Tiere von einem kleinen Schlachtbetrieb in der Region schlachten. „Bei den Masttieren achten wir nicht so sehr auf hohe Tageszunahmen, sondern auf hohe Fleischqualität mit guter intramuskulärer Fetteinlagerung“, betont Eller. Das Schlachtgewicht der Tiere liegt bei durchschnittlich 450 kg.

Das Fleisch reift drei Wochen und wird dann von seinem eigenen Metzger zerlegt. Drei angestellte Köche verarbeiten das Fleisch zu 20 verschiedenen Delikatessen u.a. auch zu Suppen und Saucen in Brotzeitgläsern.

Um die Marke „Auenland Beef“ bekannt zu machen, investiert der Unternehmer auch viel Zeit in die Pflege der Homepage, postet Informationen auf Social Media-Kanälen und veranstaltet gezielt Events. „Man muss immer am Ball bleiben und innovativ sein“, betont der Marketing-Fachmann.

„beef meets whiskey“

Grillevents wie „beef meets wine“ oder „beef meets whiskey“ werden von den Kunden gerne angenommen. „Hierbei servieren wir nicht nur ein 6-Gänge-Menü, sondern informieren die Kunden auch über die verschiedenen Zubereitungsmöglichkeiten des Fleisches“, berichtet Eller.

Der Arbeitsaufwand beim Catering sei aber nicht zu unterschätzen und nur leistbar, weil die ganze Familie mit anpacke.

Tipps aus der Barbecue-Szene

Für den jungen Landwirt ist Weiterbildung eine wichtige Unternehmerpflicht, um auf Nachfragetrends reagieren zu können. So holt er sich selbst auch immer wieder Anregungen aus der amerikanischen Barbecue-Szene und erläutert Begriffe wie Hanging Tender (Stützmuskel des Zwerchfells), Beef Brisket (geschmorte Rinderbrust), die anspruchsvollen Grillern hierzulande auch geläufig sind.

Angrillen beim handel

Eller veranstaltet auch Aktionen wie das Angrillen beim Lebensmitteleinzelhandel, um neuen Kunden das „Auenland Beef“ zu präsentieren.

Der Online-Shop ist der neueste Vermarktungsweg. Hier hatte Eller gerade zu Beginn der Corona-Pandemie hohe Zuwächse, die sich jetzt aber wieder etwas relativiert haben. Ein klarer Trend ist jedoch die gesteigerte Nachfrage nach Convenience Produkten im Glas, sagt Eller.

Der junge Landwirt aus Unterfranken ist überzeugt, auf dem richtigem Weg zu sein. Er erzeugt hochwertiges Rindfleisch und setzt erfolgreich auf eine vielschichtige Vermarktung seiner Produkte. Angst vor einem Nachfragerückgang oder dem Trend zu veganer Ernährung hat er nicht.

Frank FriedrichIhr Kontakt zur Redaktion:klaus.dorsch@topagrar.com

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