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Swing Over hat dieNase vorn

Lesezeit: 5 Minuten

Mit welchem Melksystem lässt sich die höchste Arbeitsleistung erreichen? In Baden-Württemberg wurden auf 19 Betrieben vier Verfahren verglichen.*


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Milcherzeuger investieren, in neue Ställe und in neue Melktechnik. Viele stellen sich dabei die Frage: Soll es ein Fischgräten (FGM)-, Side-by-Side (SbS)- oder Swing Over-Melkstand sein, oder ein Karussell? Mit welchem System erreiche ich die höchsten Durchsätze (Kühe/h) bzw. Arbeitsleistungen (Akh pro Kuh und Jahr)?


Um diese Fragen zu beantworten, haben wir 19 wachstumsorientierte Milchviehbetriebe in Baden-Württemberg untersucht (Übersicht 1). Alle Betriebe haben zwischen 2004 und 2010 ein neues Melkzentrum gebaut. Die Größe war dabei der Kuhzahl angepasst.


Alle Melksysteme erreichen eine hohe Arbeitsleistung (Übersicht 2). Mit 9,4 bzw. 10,1 Akh/Kuh/Jahr erzielen die Swing Over-Melkstände bzw. Karusselle dabei die höchste Arbeitseffizienz.


Allerdings ist für eine hohe Arbeitsleistung die Anzahl der Melkzeuge entscheidend, die eine Person noch sachgerecht bedienen kann. Mit bis zu 24 bzw. 20 Melkzeugen schneiden die Melkkarusselle bzw. Swing Over-Melkstände hier am besten ab. Gesteigert wird die Arbeitsleistung neben dem Melksystem durch arbeitssparende Zusatztechniken, wie Abnahmeautomatik und automatische Stimulation. Für einen reibungslosen Tier­verkehr sind Lockfütterungen und Warteräume mit Nachtreibehilfe wichtig.


Für eine umfassende Bewertung der unterschiedlichen Systeme wurden neben der Arbeitsleistung, die sich vor allem in den Lohnkosten widerspiegelt, auch die Investitionskosten für Gebäude und Technik berücksichtigt.


In Übersicht 1 sind die Investitionskosten auf den Melk- bzw. Kuhplatz umgelegt aufgeführt. Die Karusselle verursachen die höchsten Gesamtkosten, gefolgt von den SbS-Melkständen. Beeinflusst werden diese vor allem durch höhere Gebäudekosten. Aber auch die Kosten für die Melktechnik sind inklusive Zusatztechnik höher. In der Spitze werden Gesamtkosten von 350 000 € (Karussell, 24 Melkplätze) erreicht. Deutlich geringere Investitionskosten erfordern die FGM- und Swing Over-Melkstände.


Arbeitseffizienz streut.

In den Ge-­samtkosten werden aber weder die Melkstandgröße noch die Durchsatzleistung (gemolkene Kühe/Stunde) berücksichtigt. Daher wurden der Investitionsbedarf und die Arbeitsproduktivität kombiniert kalkuliert (Übersicht 3).


In den drei Varianten (unterdurchschnittlich; durchschnittlich; überdurchschnittlich) wurden die Betriebe nach ihrer Arbeitseffizienz beim Melken eingeteilt. Über die reine Melkarbeit in Stunden je Kuh und Jahr wurde errechnet, wie viele Kühe in zwei Stunden im jeweiligen Melksystem gemolken werden können. Aus dieser Durchsatzleistung und den Gesamtkosten für Gebäude und Technik wurde ermittelt, was je Kuhplatz bei einer vorgegebenen Melkzeit von zwei Stunden investiert werden muss.


Die Swing Over-Melkstände verursachen aufgrund ihrer höheren Arbeitseffizienz und der einzelbestückten Melkplätze die geringsten Investitionskosten je Kuhplatz und zwei Stunden. An zweiter Stelle folgt der FGM, mit größerem Abstand dann die teureren SbS-Melkstände und Karusselle. Klar wird, dass mit Melkkarussellen mindestens 200 Tiere gemolken werden müssen, um auf ähnliche Kosten wie ein Fischgräten-System mit 100 Kühen pro zwei Stunden zu kommen.


Um eine Empfehlung für ein Melksystem in Abhängigkeit von einer angestrebten Herdengröße abzugeben, müssen die gesamten jährlichen Kosten auf die jeweilige Bestandsgröße umgelegt werden (Übersicht 4). Dabei wird deutlich, dass die Arbeitskosten im Bereich der Milchgewinnung einen erheblichen Anteil verursachen, obwohl wir nur mit einem Lohnansatz von 12,50 €/Akh kalkuliert haben.


Vor allem der Swing Over-Melkstand schneidet bei allen Herdengrößen relativ günstig ab. Die jährlichen Kosten liegen dagegen beim Karussell am höchsten. Entscheidend ist, auf wie viel Kühe bzw. kg Milch die Festkosten verteilt werden. So verursachen Karusselle – mit 200 Kühen kalkuliert – geringere Gesamtkosten als alle anderen Melksysteme mit 100 Kühen.


Empfehlungen für die Praxis:

Vorteile der Fischgrätenmelkstände sind die geringen Anschaffungs- und Gebäudekosten. Durch den höheren Arbeitszeitbedarf je Tier ergeben sich aber bei größeren Herden höhere Gesamtkosten.


Side-by-Side Melkstände in Kombination mit einem Frontaustrieb ermöglichen schnelle Gruppenwechsel. Dies bringt jedoch höhere Gebäude- und Technikkosten mit sich. Der Arbeitszeitbedarf in den vier SbS-Betrieben ist nicht deutlich niedriger als bei den günstigeren FGM. Vor allem in Familienbetrieben ohne Lohnkosten können die beiden Systeme erfolgreich zum Einsatz kommen.


Die Swing Over Melkstände haben einen relativ geringen Anspruch an die Gebäudeform und sind zudem durch die einzelbestückten Melkplätze etwas günstiger. Die Kosten für die Arbeitserledigung sind durch die hohe Arbeitseffizienz niedriger. Entscheidend für dieses Melksystem sind verlässliche Arbeitsroutinen, eventuell unter Nutzung von technischen Zusatzeinrichtungen (Stimulation), sowie ein reibungsloser Tierverkehr (Lockfütterung und Schnellaustrieb).


Größere Gruppenmelkstände (mehr als 24 Melkplätze) und Karusselle lohnen sich erst ab mindestens 150 Kühen. Eine hohe Arbeitseffizienz trägt dazu bei, teure Technik und Gebäude wirtschaftlich zu nutzen. Karusselle verursachen die höchsten Gebäude- und Technikkosten. Durch den geringen Arbeitszeitbedarf je Kuh und Jahr holen sie jedoch bei größeren Beständen schnell auf. Weitere Vorteile sind eine gute Einzeltierbetreuung, gute Zu- und Abtriebmöglichkeiten der Tiere inklusive einer automatischen Selektion sowie hohe Durchsatzleistungen.

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