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Was bieten die Melkstände der S-Klasse?

Lesezeit: 10 Minuten

W er mehrere Stunden täglich Kühe melkt,der wünscht sich einen möglichst hohen Arbeitskomfort in seinem Melkstand. Denn nur wenn alle Handgriffe einfach und schnell ausgeführt werden können,keine unnötigen Wege zurückgelegt werden müssen,der Gruppenwechsel der Kühe zügig und reibungslos verläuft,dann macht das Melken Spaß. Nachdem im ersten top agrarMelkstandtest (top agrar 11/02) vier Standard-Fischgräten von DeLaval,Fullwood,GascoigneMelotte und Westfalia getestet wurden,haben wir diesmal drei Fischgrätenmelkstände der preislichen Oberklasse (S-Klasse )unter die Lupe genommen: Bou-Matic (2 x 10) Germania (2 x 16) Surge (2 x 9) Alle drei Melkanlagen stammen aus den USA.Auf Grund ihrer Ausführung und Verarbeitungsqualität (sowie den hohen Anschaffungskosten)sind die Melksysteme besonders für größere Betriebe,mit mehr als 100 Kühen interessant,oder für Betriebe,die in den kommenden Jahren ihre Herden deutlich aufstocken wollen. So haben wir getestet:Auf einem norddeutschen und zwei dänischen Milchviehbetrieben wurden die Arbeitsabläufe beim Melken,inklusive der Vorund Nacharbeiten,von uns genau unter die Lupe genommen.Auf den Betrieben werden täglich zwischen 100 und 360 Kühe gemolken. Die Beurteilung der Melkanlagen erfolgte nach einem festgelegten Kriterienkatalog.Bewertet wurden alle Details, die die Arbeitsqualität und die Sicherheit des Melkpersonals beeinflussen.Die technische Funktionsfähigkeit der Melkanlagen wurde im Test nicht bewertet.Zum Zeitpunkt unseres Tests waren die Melkstände maximal drei Jahre in Betrieb. Stabile Standgerüste Im ersten Schritt wurden die Stabilität,Funktionsfähigkeit und Verarbeitungsqualität der Standgerüste beurteilt. Alle Standgerüste sind robust ausgeführt.Die freitragende Bauweise erlaubt einen ungestörten Zugang zu den Eutern,es stören keine senkrechten Holme im Arbeitsbereich des Melkers.Die Gefahr von Verletzungen durch Quetschungen bei schlagenden Tiere ist gering. Einen hervorragenden Eindruck in Punkto Stabilität und Verarbeitung haben die Standgerüste von Germania und Surge hinterlassen.Beide bestehen aus Niro-Stahl (Vierkanttraversen und 36" Rohre).Alle Winkel und Kanten sind stark abgerundet ausgeführt.Scharfe Kanten,die eine Verletzungsgefahr darstellen könnten,sucht man vergebens. Das Germania-Gerüst ist komplett verschweißt und absolut schwingungsfrei,Verschraubungen sind hier nicht zu finden.In den senkrechten hinterenStandbegrenzungen ist die gesamte Technik enthalten.Dadurch sind diese etwas breiter ausgeführt,was die Übersicht im Melkstand etwas erschwert. Auch bei der Surge-Anlage sind,bis auf wenige Ausnahmen,die tragenden Teile alle vor Ort verschweißt worden.Etwas ungewöhnlich ist die schräge Anordnung der Kotbleche,in einem Winkel von etwa 20 °.Das kommt jedoch der Anatomie der Kühe sehr entgegen.Die Tiere können sich so optimal am Standplatz einpassen. Etwas schwächer fällt das aus feuerverzinktem Stahl gefertigte Bou-MaticGerüst aus (geringere Materialstärke). Das führt unter anderem dazu,dass es beim Eintrieb der Tiere sowie unter Belastung leicht ins Schwingen gerät.Zu einer Abwertung führt hier die schlechte Qualität der Verzinkungen.An einigen Stellen zeigen sich sehr auffällig Roststellen.Das sollte nach einer Betriebsdauer von zwei Jahren nicht der Fall sein. In allen drei Anlagen verlaufen die unteren Begrenzungsrohre der Melkstandgerüste wellenförmig nach außen, wenn auch etwa in Kopfhöhe des MelUnsere Tester Reinhard Brydda, Agrarberatung Nord,Schafflund; Bernd Scheibel, vereidigter Sachverständiger Melktechnik,Niederkrüchten; Gregor Veauthier, top agrar-Redaktion,MünsterMelkzeuge aus den Spülaufnahmen und das Bereitschalten der einzelnen Melkplätze.Eine positive Bewertung erfolgt immer dann,wenn ein Arbeitsgang mit möglichst wenigen Handgriffen erledigt werden kann. Positiv zu bewerten ist,dass alle Hersteller serienmäßig einen Unteneinlauf am Milchtank vorgesehen haben,was das Anschließen der Milchleitung erheblich vereinfacht.Auch die Milchfilter sind gut zugänglich außerhalb der Melkergrube installiert.Ist der Filter eingebaut,kann der Melker sofort mit der Melkarbeit beginnen,unnötige Wege zwischen Melkstand und Technikraum werden so vermieden. Melken mit Servicearm Nachteilig zu bewerten ist,dass in allen drei Anlagen die Melkgeschirre einzeln aus den Spülaufnahmen herausgenommen (Germania,Surge)bzw.von den Spülköpfen abgezogen (Bou-Matic) und an den Servicearmen eingehängt werden müssen.Das Herausnehmen der Melkzeuge aus den Spülaufnahmen bereitet keine Schwierigkeiten.Bei Surge müssen die als Schublade ausgeführten Spülaufnahmen einzeln von Hand zurückgeschoben werden.Dagegen glänzt Germania auch hier mit einer durchdachten Detaillösung:Auf Knopfdruck verschwinden sämtliche Spülaufnah men in den senkrecht angebrachten Edelstahlholmen eines jeden Melkplatzes,ähnlich wie die Fahrwerke im Rumpf eines Flugzeuges. Bou-Matic verzichtet auf festinstallierte Spülköpfe,stattdessen hängen hier die Spülschläuche mit den Spülköpfen in die Grube hinab,so dass diese nur vonden Melkbechern abgezogen werden müssen.Die Melkzeuge sind während des Spülvorganges in einer Halterung am Standgerüst geparkt . Das Bereitschalten der Melkanlage erfolgt bei Germania von der zentralen Schaltstelle aus (alle Melkplätze gleichzeitig),die sich zwischen Milchkammer und Melkstand befindet.Auch bei BouMatic können alle Melkeinheiten gleichzeitig betriebsbereit geschaltet werden und zwar von jedem Melkplatz aus.Dagegen muss bei Surge auf Grund der eingebauten Westfalia-Melkplatzsteuerung jeder Melkplatz einzeln am entsprechendem Terminal freigeschaltet werden ein deutlicher Nachteil. Beeindruckend einfach gestaltet sich in den drei Fischgräten das Handling der Melkzeuge (Ansetzen,Positionieren, Abnahme).Zurückzuführen ist dies auf den Einsatz des Drei-Gelenks-Servicearmes,mit dem jeder einzelne Melkplatz ausgerüstet ist.Der große Vorteil dieser Technik ist,dass das Melkgeschirr und die Schläuche vom Arm getragen wer den und somit vom Melker nicht in die Hand genommen werden muss. Zum Ansetzen der Melkzeuge wird der Ansetzarm mit dem daran hängenden Melkzeug unter das Euter geschwenkt.Je nach Euterhöhe kann die Arbeitshöhe des Servicearms mit einer Hand angepasst werden.Ist das Melkzeug unter dem Euter positioniert,kann das Ansetzen der Melkbecher beidhändig erfolgen.Die Vakuumfreigabe erfolgt bei BouMatic und Germania durch das Betätigen breiter Drucktasten in Arbeitshöhe.Diese sind derart ausgeführt,dass ein leichter Schlag mit der flachen Hand oder dem Handrücken genügt. Kniffliger geht es dagegen bei der Surge-Anlage zu,die Westfalia mit dem hauseigenen Metatron-Bedienungsterminal ausgestattet hat.Da der MetratonSteuerkasten über keine griffige Tastatur verfügt,muss der Melker jedes Mal genau hinschauen um die richtige Taste zu finden.Surge hatte ursprünglich zwei Druckschalter vorgesehen.Allerdings hat Westfalia dem neuen Metatron-Display einen großen mittig angeordneten Start-Knopf spendiert,was eine deutliche Verbesserung bedeutet. Die Melkplatz-Terminals sind,je nach Melkstandseite,links oder rechts angebracht,so dass sie immer in Blickrichtung des Melkers liegen.Ein deutliches Plus gegenüber den europäischen Fischgräten ,wo dies nicht der Fall ist. Dank des Servicearmes müssen die langen Milchschläuche weder nachpositioniert noch mit erheblichem Kraftaufwand in Klemmen gepresst oder aufge-hängt werden,wie dies bei den meisten Standard-Fischgräten üblich ist.Die Melkzeuge bleiben während der Melkphase ruhig unter dem Euter hängen. Die Servicearme sind auch Teil der Melkzeug-Abnahme.Nach dem Ende der Melkphase zieht eine Kette die Melkbecher vom Euter ab.Gleichzeitig faltet sich der Servicearm zusammen,so dass die Melkgeschirre unter dem Euter in die Parkstellung zurückgezogen werden.Sie hängen nach der Abnahme sofort wieder zum Ansetzen bereit.Eine eingebaute Federung sorgt dafür,dass der Arm nachgibt,sollte eine Kuh während des Abnahmevorganges darauf treten. Frequenzgesteuerte Vakuumpumpen Einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Arbeitsplatzqualität im Melkstand und damit auf das Wohlbefinden des Melkers hat die dort vorherrschende Lautstärke. Ausgesprochen ruhig während des Melkens war es im Germania-Melkstand. Dank der frequenzgesteuerten Vakuumpumpe,die zudem melkerfreundlich weit vom Melkstand entfernt montiert war, kann auch der Bou-Matic-Melkstand als sehr leise eingestuft werden.Erheblich mehr Lärm produzierte die Surge-Melkanlage.Dies lag aber vor allem daran, dass der Betreiber auf Grund der niedrigen Außentemperaturen den Auspuff der Vakuumpumpe entfernt hatte,um so den Maschinenraum zu wärmen.Nur 15 Minuten Nacharbeiten Im dritten Schritt wurden die nach dem Melken noch erforderlichen Nacharbeiten bewertet. Arbeitswirtschaftlich vorteilhaft gestaltete sich bei Bou-Matic und Germania das Herausspülen der Milchreste aus der Druckleitung.Die automatische Entleerung per Druckluft gehört in diesen Anlagen zur Standardausrüstung.Nur bei Surge musste die Leitung mit Wasser entleert werden. Die Melkbecher können zum Spülen leicht in den Melkzeugaufnahmen arretiert und von außen gereinigt werden (siehe oben).Auch die Bedienung der Reinigungsautomaten (Wannenreinigung)und die sichere Dosierung der Spülmittel gestaltet sich fast zum Kinderspiel. Äußerst positiv aufgefallen sind uns bei Bou-Matic und Germania die schlüssigenSysteme zur Melkstand-Reinigung.Beide Hersteller haben ihren Anlagen großvolumige Wasserschläuche mit Kugelventil spendiert.Während der Schlauch in der Bou-Matic-Melkstand in einer Vertiefung entlang den Seitenwänden der Melkergrube verlegt ist,hängt er bei Germania auf einer Rolle über dem Melkstandeingang. Mit den großen Schläuchen dauert das Ausspritzen der Melkanlage nur maximal fünf Minuten aber auch nur,,weil die vorhandene Technik dem enormen Wasserdruck standhält. Unter dem Strich erledigten die Melker die kompletten Nebenarbeiten in den beiden Anlagen in maximal 15 Minuten ein hervorragen der Wert! Oberklasse auch beim Preis Nicht nur der Arbeits-und Tierkomfort der drei Melkanlagen entspricht der Ober-Klasse auch die Investitionskosten sind deutlich höher als bei den herkömmlichen Standardmodellen.Ein 2 x 12 Fischgrätenmelkstand,inklusive Schnellaustrieb,Servicearm,Abnahmeautomatik und Reinigung kostet bei Germania 175 000 E (inkl.Montage,zzgl. MwSt.).Umgerechnet pro Melkplatz sind die Investitionskosten bis zu 7 083 E .Eine elektronische Milchmengenmessung liefert die Firma Germania in Deutschland nicht aus,hier muss auf die Technik von DeLaval zurückgegriffen werden. Bei Bou-Matic kostet eine vollausgestattete 2 x 12 Fischgräte mit Schnellaustrieb,Servicearmen,Milchmengenmessung,Tiererkennung und Software rund 198 000 E .Die Montage ist im Preis bereits eingeschlossen. Von WestfaliaSurge wurde uns leider kein Preis mitgeteilt,trotz mehrmaliger Nachfrage obwohl die Melkstände bereits seit drei Jahren verkauft werden.Fazit:Viele Stärken, kaum Schwächen Als Ergebnis des Tests kann folgendes festgehalten werden: Die drei Amerikaner unterscheiden sich in Aufbau,Stabilität und Ausführung deutlich von den herkömmlichen Standard-Fischgräten,die wir im ersten Test (top agrar 11/02)geprüft haben.Sie setzen deutliche Maßstäbe in punkto Arbeitsqualität.In derart ausgerüsten Anlagen,mit Servicearmen und Schnellaustrieb,kann ein Melker bis zu 2 x12 Melkeinheiten problemlos alleine bedienen. Die hohen Durchsatzleistungen (bis zu 100 Kühe/h)erlauben eine sehr hohe Arbeitsproduktivität.Das macht die Melkstände interessant für wachsende oder größere Betriebe mit mehr als 100 bis 150 Kühen (Alternative zum Melkkarussell). Obwohl alle drei Melkstände einen sehr guten Eindruck hinterlassen haben,geht die Germania-Anlage aus dem Test als Sieger hervor.Sie überzeugt auf Grund ihrer hohen Verarbeitungsqualität und der besonderen durchdachten Detaillösungen.Diese Melkanlage kann zu Recht als der Rolls-Royce unter den Melkanlagen bezeichnet werden was sich allerdings auch im Preis niederschlägt. In Puncto Verarbeitung und Tierkomfort steht die Surge-Anlage der von Germania nicht viel nach.Jedoch führte die Westfalia-Melkplatzsteuerung und fehlende Detaillösungen (wie z.B.die automatische Entwässerung der Milchleitung)zu einer Abwertung gegenüber Germania. Als Alternative bietet sich auch die solide gebaute Fischgräte von Bou-Matic an (bestes Preis/Leistungsverhältnis!). Negativ fiel uns hier lediglich die geringere Materialstärke und die Verarbeitungsqualität des Gerüstes auf (siehe Übersicht).-ve-

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