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Weniger Schnitte, fitteres Grünland

Lesezeit: 6 Minuten

Durch eine abgestufte Bewirtschaftung können Sie das Ertragspotenzial Ihres Grünlandes besser nutzen. Sie sparen Kosten und steigern die Grundfutterqualität. Und so funktioniert‘s.


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Zunehmende Trockenperioden, steigender Engerlingdruck und unzureichende Nährstoffversorgung: Das Grünland ist zusehends mehreren Stressfaktoren gleichzeitig ausgesetzt. Während gegen die Trockenheit in der Praxis kaum Handlungsspielräume vorhanden sind, ist es umso wichtiger, die Nährstoffversorgung zu optimieren und den Engerlingdruck zu mindern. Denn so können Landwirte auch in Zukunft noch gute Erträge aus dem Grünland erwirtschaften.


Bis zu 6 Schnitte sind möglich


Einen großen Einfluss auf die Erträge hat dabei die Nutzungsintensität. Mit der Spezialisierung der Betriebe hat sich die Grünlandwirtschaft in den letzten 30 Jahren massiv verändert: Von früher zwei oder drei Schnitten hat man die Nutzungsintensität auf bis zu sechs Schnitte pro Jahr gesteigert. Durch den technischen Fortschritt und die steigende Schlagkraft wurde es auch möglich, alle Flächen auf einmal zu ernten – ganz nach dem Motto: „Einmal darüber, alles vorüber“.


Die gesteigerte Nutzungsfrequenz führte zu einem deutlich erhöhten Nährstoffentzug, der in der Praxis allerdings nicht immer gedeckt wurde (zum Teil auch aufgrund eingegangener Verpflichtungen durch Agrarförderprogramme). Ungleichmäßig oder langjährig unterversorgte Bestände sind aber weniger vital und somit anfälliger für Verunkrautung/Verungrasung (z.B. Gemeine Rispe) und Schädlingsbefall, wie unter anderem die Engerlingschäden der letzten Jahre zeigten.


Weniger ist Mehr


Ein Lösungsansatz, die entzugsorientierte Nährstoffversorgung (wieder) in den Griff zu bekommen, ist die abgestufte Grünlandbewirtschaftung. Dabei werden die Grünlandflächen des Betriebes mit unterschiedlicher Nutzungsintensität, je nach Eignung und Ertragspotenzial, 2- bis 6-mahdig geführt.


Was ist bei einer abgestuften Grünlandbewirtschaftung zu beachten?


  • Ertragsschwankungen von 6 bis 12 t TM/ha und Jahr sind möglich.
  • Die Düngerhöchstgrenze aus Wirtschaftsdünger liegt bei 170 kg Reinstickstoff pro Hektar und Jahr.
  • Der Entzug pro Schnitt und Hektar beträgt 50kg Reinstickstoff.
  • Es kommt zu einem Kalkentzug (CaO) von 300 bis 400 kg Kalk pro Hektar und Jahr (das entspricht 600 bis 800 kg kohlensaurem Kalk).
  • Qualitätsschwankungen: 12 bis 18% RP/kg TM, 5 bis 6,5 MJ NEL/kg TM.


Für die abgestufte Bewirtschaftung sind der Grünlandbestand, das Ertragspotenzial, der Futterbedarf, die Feld-Hof-Entfernung sowie die Bewirtschaftungseigenschaften der Feldstücke ausschlaggebend. Durch eine teilweise Reduktion der Nutzung ist auch der Nährstoffentzug (und folglich der Nährstoffbedarf) auf diesen Flächen geringer. Es ist somit in Summe einfacher, alle Schläge entzugsgerecht zu düngen und trotzdem die Obergrenzen einzuhalten. Bei den oben genannten Kriterien gilt es, Folgendes zu beachten:


Grünlandbestand: In der Zusammensetzung der Arten besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen einem Grünland, das zwei- bis dreimal bzw. einem Grünland, das fünf- bis sechsmal gemäht wird. Die Bestandeszusammensetzung muss über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren an diese Bewirtschaftung herangeführt werden. Ziel ist es, über das Grünland einerseits energie- und eiweißreiches Futter und andererseits rohfaserhaltiges Futter zu produzieren, um es dann gezielt in der Fütterung einsetzen zu können.


Ertragspotenzial: Dieses kann aufgrund von Bodenbeschaffenheit, Exposition (Nord- oder Südhang) und unterschiedlicher Witterungseinflüsse (z.B. Spätfrost) stark auseinandergehen. Es macht keinen Sinn, eine Wiese mit geringem Potenzial genauso intensiv wie eine Wiese mit hoher Ertragserwartung zu führen.


Futterbedarf: Je mehr Landwirte bei der Produktion des Grundfutters unterscheiden (siehe Punkt Grünlandbestand), umso mehr können sie den Zukauf von Futter – vor allem Eiweißfutter und Stroh – reduzieren. Außerdem haben die Tiere je nach Alter oder Laktationsstadium unterschiedliche Ansprüche an das Futter: Energie- und kaliumarmes Futter, wie extensive Grassilage oder Heu, kann beispielsweise bestens in der Trockensteherfütterung (auch im Sinne der Milchfieberprophylaxe) verwertet werden.


Feld-Hof-Entfernung: Da die meisten Betriebe neben den hofeigenen Flächen auch zugepachtete Flächen bewirtschaften, haben sich die Wegstrecken wesentlich erhöht. Bei einer transportbetonten Produktion (Ernte, Gülle), wie es im Grünland der Fall ist, spielt der Faktor Entfernung eine nicht unwesentliche Rolle. Diese Tatsache sollten Landwirte bei den Überlegungen über die Mähhäufigkeit entfernter Standorte berücksichtigen.


Bewirtschaftungseigenschaften der Feldstücke: Hier ist es wie bei der Feld-Hof-Entfernung. Zeit ist Geld und unförmige Feldstücke mit Strommasten, Obstbäumen, Felsen, Gräben, buckeligen Oberflächen, Hanglagen oder anderen Hindernissen sind vergleichsweise kostenintensiver zu bearbeiten und sollten deshalb ebenfalls nicht zu oft gemäht werden müssen.


die biodiversität steigt


Wenn man sich in einer ruhigen Stunde einmal alle Grünlandfeldstücke auf einem Plan ansieht, alle Punkte pro Feldstück bewertet, ergibt sich auf einfachem Weg ein abgestufter Bewirtschaftungsplan für die Zukunft. Das bringt viele Vorteile:


  • Kosteneinsparung, da viele Fahrten wegfallen werden,
  • die Grundfutterqualität steigt,
  • die Ausnutzung der Nährstoffe aus hofeigenem Dünger steigt und somit ist weniger Zukauf notwendig,
  • der Flächenbedarf könnte sinken, wenn die ertragsstarken Standorte die Erträge bringen, die sie zu leisten in der Lage sind und
  • die Biodiversität nimmt auf den nutzungsreduzierten Grünlandflächen zu, die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber ertragsbetonter Bewirtschaftung steigt (Bienen). ▶


Gleichzeitig gibt es auch Nachteile, die Landwirte beachten müssen:


  • Es ist mehr Management für das Grünland notwendig,
  • unterschiedliche Erntezeitpunkte,
  • in Betrieben mit geringem GVE-Besatz und ohne Möglichkeit von zeitweiser externer Nährstoffzufuhr (beispielsweise Biobetriebe) kann das Verhältnis von nutzungsreduzierten zu ertragsbetonten Flächen sehr weit werden. Eine akzeptable Grenze dürfte bei mindestens 1,4 GVE/ha liegen, um noch genügend ertragsbetonte Flächen „ausdüngen“ zu können.


Neben dem positiven Effekt der gesteigerten Biodiversität und der Möglichkeit, seine 5-Schnittwiesen bedarfsgerecht düngen zu können, bleibt auch noch Geld übrig.


Etwa 2000 € Ersparnis


Ein praktisches Beispiel zeigt dies anschaulich: Während Betrieb A von seinen 30 ha Grünland fünf Schnitte holt, nutzt Betrieb B die gleiche Fläche abgestuft (20 ha mit fünf Schnitten, 5 ha mit vier Schnitten und 5 ha mit zwei Schnitten). Der Betrieb mit abgestufter Bewirtschaftung kann so rund 2000 € sparen, im Vergleich zu Betrieb A mit fünf Schnitten (siehe Übersicht auf Seite 25).


Wenn man davon ausgeht, dass es oft die hoffernen Flächen sein werden, die sinnvollerweise weniger oft genutzt werden, kann das Einsparungspotenzial sogar noch höher sein, weil die Wegzeiten (vor allem beim Transport) entsprechend geringer werden. Zu beachten ist allerdings, dass die Futterqualität hinsichtlich Energiedichte und Eiweißgehalt auf den nutzungsreduzierten Flächen sinken wird.


Bei entsprechender Lagerlogistik (getrennte Lagerung der unterschiedlichen Qualitäten) kann dieses Futter aber gezielt in der Fütterung eingesetzt werden (Fütterung von Spätlaktierenden, Trockenstehern und Kalbinnen) und dennoch wertvolles Futter darstellen, wie bereits beschrieben. Die ertragsbetonten Flächen können aber im Gegenzug entzugsorientiert „ausgedüngt“ werden. Gleichzeitig ist von einer Steigerung der Grundfutterqualität durch höhere Eiweißgehalte auf diesen Flächen auszugehen. Beate Kraml


silvia.lehnert@topagrar.com


Unser Autor


Johannes Hintringer,


Projektleiter Grünland beim Maschinenring Oberösterreich

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