Gerste ist die blattgesündeste Getreidekultur. Sie wird zwar auch von Wurzel- und Halmbasiskrankheiten (Schwarzbeinigkeit, Rhizoctonia, Fusarien) befallen, reift und verholzt aber früher als der Weizen und entgeht so meist größerem Schaden. Auf küstennahen Standorten liegt der Betriebsschnitt bei 100 bis 110 dt/ha, in guten Gerstenjahren bis 130 dt/ha. Die genetische Leistungsfähigkeit ist vorhanden, meist sind es schlechte Witterungsbedingungen oder produktionstechnische Fehler, die den Ertrag begrenzen. Züchterisch wäre die Verkürzung und Verdickung des obersten Halmglieds der wichtigste Fortschritt. Dann könnte ein Mehrertrag über schwerere Ähren erreicht werden, ohne dass es zum Ährenknicken kommt. Kurzstrohgene wie im Weizen gibt es auch in der Gerste. Diese Genotypen können aber in der Ertragsfähigkeit bislang noch nicht konkurrieren.
Der Ertragsfortschritt der Hybridgerste liegt in der höheren Korndichte je m², ohne dass die Kornausbildung darunter zu sehr leidet. Da der Anteil von ährentragenden Nebentrieben bei der Wintergerste 60 bis 80% beträgt, kommt deren Leistungsfähigkeit eine besondere Bedeutung zu. Die Nebentriebe der Hybridgerste sind besser bewurzelt und haben eine höhere Kornzahl je Ähre. Die höhere Biomasse der Hybriden erfordert aber eine ungestörte Umverlagerung und Abreife. Diese Bedingungen sind zurzeit nur an küstennahen Standorten gegeben.
Im Süden wird der Ertrag häufiger durch eine unsichere Kornausbildung (Trockenheit, Hitze, PLS-Flecken durch hohe UV-Strahlung) und schlechte Bodenstruktur als Folge der späten Ernte der Vorvorfrucht (Rüben, Mais) begrenzt. Ramularia kam als neue wichtige Blattkrankheit hinzu. Sorten mit Resistenz gegen Ramularia würden einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung und Absicherung der Erträge leisten.