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30 Sorten auf 50 Hektar

Lesezeit: 6 Minuten

Ludwig Lang will nicht Ackerbau nach 08/15-Schema betreiben. Deshalb testet er auf seinem Betrieb Sorten und Pflanzenschutzstrategien – zu seinem, aber auch zum Nutzen seiner Berufskollegen.


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Jedes Jahr testet Ludwig Lang (40) über 30 Sorten auf seinem 50 ha-Betrieb. Er variiert Pflanzenschutzstrategien, reagiert flexibel in der Bodenbearbeitung und fördert das Bodenleben durch organische Düngung. Kurz: Er ist passionierter Ackerbauer. Dabei bietet ihm sein Standort in Berching/Fränkisches Jura südlich von Nürnberg eine echte Herausforderung. Auf stark verschießenden Böden (Sand bis toniger Lehm) baut er Winterweizen, -gerste, -roggen, Raps und Körnermais an. Mehr noch: Auf engem Raum muss er die Situation meistern, dass seine Flächen auf 360 m und auf 560 m über NN liegen.


Seit über 6 Jahren legt er Streifenversuche mit unterschiedlichen Weizen-, Gersten-, Roggen- und Rapssorten an. „So kann ich die Sorten testen, ob sie auf meinen Standort passen“, erklärt Lang. Obwohl es sich nicht um wissenschaftliche Exaktversuche, sondern um so genannte Schauversuche handelt, wertet der Ackerbauer sie sorgfältig aus. Die einzelnen Streifen sind 9 x 50 m groß.


Viel Arbeit durch Versuche:

Aufwändig ist die Aussaat. Lang muss die einzelnen Parzellen mit dem Maßband genau abmessen und jeweils die Drillmaschine abdrehen. Während der Anbauphase beobachtet er die Versuchsparzellen genau, hält Besonderheiten fest und teilt seine Eindrücke dem Züchter mit. Das arbeitsaufwändige Beernten der Versuche im Kerndrusch (Schnittbreite 6,10 m) führt er auch durch. „Um 12 Parzellen zu dreschen, benötige ich 4,5 Stunden“, so der Ackerbauer. Den Ertrag der einzelnen Parzelle bzw. Sorte ermittelt er durch Wiegen der einzelnen Fuhren bei einem benachbarten Biogasbetrieb. Beim Weizen stellt er auch die Qualität (Protein, Sedi, hl-Gewicht) mit einem Schnelltester fest.


Der Nutzen für den Züchter KWS, mit dem Lang zusammenarbeitet, liegt darin, dass er seine Sorten auch auf einem schwierigen Standort unter Praxisbedingungen prüfen kann. So kann er zusätzliche Informationen über die Eigenschaften seiner Sorten sammeln, die über die gewonnenen Ergebnisse aus den eigenen Zuchtstationen und den Landessortenversuchen (LSV) hinausgehen. Im Vergleich stehen neue, gerade zugelassene Sorten, altbewährte, aber auch interessante neue Stämme. Die KWS unterhält z. B. in Bayern an 7 Standorten, inklusive ihrer Zuchtstation in Seligenstadt/Unterfranken, Sortendemos. Das Interesse daran ist groß, so kommen bei Ludwig Lang jedes Jahr zu den Führungen Ende Juni ca. 40 bis 50 Landwirte.


Lehren, die Lang selbst aus seinen Versuchen zieht: „Ich stoße auf Sorten, bevor sie in den LSV glänzen. Meine Sortenwahl richte ich danach, welche Sorten beim mir die besten Erträge bringen und z. B. standfest sind. Das sind aber durchaus auch Sorten, die nicht in den Landessortenversuchen erscheinen.“ Einen weiteren Vorteil sieht er darin, dass er die Pflanzenschutzmaßnahmen, vor allen Dingen Fungizide, an der Witterung und am Krankheitsdruck auf seinem niederschlagsreichen Standort (über 800 mm) ausrichten kann. In den LSV werden diese Maßnahmen stadienbedingt durchgeführt. „Dadurch bleibt Ertragspotenzial ungenutzt“, meint Lang.


Immer up-to-date sein:

„Willst Du das Optimum in Deinem Betrieb erreichen, musst Du selber an der Produktionstechnik feilen“, davon ist Ludwig Lang überzeugt. „Das ist nur durch eigene Versuche möglich. Je genauer sie durchgeführt werden, umso mehr Rückschlüsse lassen sich daraus ziehen.“ Nicht nur bei Sorten will Lang frühzeitig den züchterischen Fortschritt nutzen. Auch im Pflanzenschutz will er immer up-to-date sein.


„Ich will mich nicht allein auf Empfehlungen verlassen, sondern mir selbst eine Meinung bilden“, nennt er den Grund, warum er in Raps und Getreide eige-ne Pflanzenschutzversuche durchführt. Auch hier arbeitet er mit einer Firma (Bayer) zusammen. Bei den Versuchen hat er den Spielraum, neben den Firmenversuchen und der Nullvariante auch abgewandelte Strategien auszuprobieren. Seit 10 Jahren kommt die Firma auf seinen Betrieb und macht Versuche oder prüft Empfehlungen. „Mich reizt der Kontakt zu den Firmenleuten, die viel Sachverstand besitzen und neues Wissen in den Betrieb bringen“, erklärt der Ackerbauer. „Ich schaue mir eine Menge ab, sehe, was funktioniert, auch wenn sie mal eine Maßnahme weglassen.“


Er selbst experimentiert gerne mit Mischungen von Fungiziden, Insektiziden, Wachstumsreglern, Harnstoff und Spurenelementen. Dazu gehört Spaß an der Sache, aber auch die Bereitschaft hinzunehmen, dass etwas mal schiefgehen kann.


In engem Kontakt steht er auch zur Offizialberatung, dem Landeskuratorium für Pflanzliche Erzeugung in Bayern (LKP). Er tauscht sich regelmäßig mit seinen Beratern vor Ort aus. Ein Magnet für ackerbaulich interessierte Landwirte in der Region sind die regelmäßigen Feldbegehungen, zu denen das LKP und die Pflanzenschutzfirma gemeinsam auf den Betrieb von Lang einladen. 40 bis 50 Berufskollegen nutzen die Gelegenheit, um sich in den wichtigen Ackerkulturen ein Bild vom Erfolg der Pflanzenschutzstrategien, den Stärken und Schwächen neuer Mittel und der Befallssituation zu machen. Nach intensiver Diskussion in den Beständen klingt der Abend dann bei Bier und Brotzeit gemütlich im Wirtshaus aus. Dies fördert den Erfahrungsaustausch und den sozialen Zusammenhalt. Und aus Sicht der beteiligten Firma das Vertrauen in ihre Produkte.


Aber nicht nur Sorten und Pflanzenschutzstrategien begeistern den umtriebigen Ackerbauern. Er feilt ebenso an seiner Bodenbearbeitung und Düngung. „Für einen Bayern untypisch“ (Zitat Lang) düngt er seit Jahren mit Harnstoff statt mit KAS. Seine bislang rein mineralische N-Düngung, z. B. zu Winterweizen, ist in drei Gaben geteilt. 1. Gabe: 2 x 100 kg/ha SSA (21 % N) + 100 kg Harnstoff (46 % N) zu einem Termin, 2. Gabe: 100 kg/ha Harnstoff zur Bestockung vor Niederschlägen, 3. Gabe: 100 kg/ha Harnstoff zur Ähre.


Um vom Mineraldüngereinkauf unabhängiger zu werden und Geld zu sparen, hat Lang nun auf Biogasgülledüngung umgestellt. Er setzt im Herbst ca. 15 m3 je ha Biogasgülle + 8 l/ha Piadin zur N-Stabilisierung ein. Die Ausbringung erfolgt mit Schlitztechnik im Lohn für 2,50 €/m3. Lang gibt seinen Schweinemist an einen Biogasbetrieb. Von diesem und einem weiteren Betrieb bezieht er Biogasgülle. Dadurch entlastet er nicht nur sein Düngerkonto um 6 000 € im Jahr. Auch pflanzenbaulich sieht Lang folgenden Vorteil: „Durch den organischen Dünger fördere ich das Bodenleben und locke die Regenwürmer an.“


Auf Umwegen zum Ackerbau:

Seine Passion für den Ackerbau hat Ludwig Lang erst über einen Umweg entdecken können. Weil sein Bruder, der eigentliche Hofnachfolger, im Jahr 2000 tödlich verunglückte, übernahm Ludwig Lang 2001 den Hof. Im Jahr 2003 schloss er seine Prüfung zum landwirtschaftlichen Gesellen als Kursbester ab. Seine Schreinerei betreibt er nebenher weiter. Auch für dieses Handwerk scheint er Talent zu besitzen. „Der Ludwig baut die besten Treppen im Landkreis“, verrät ein landwirtschaftlicher Berufskollege abends beim Bier. -hm-

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