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Auch eine Erbse braucht mal Pause

Lesezeit: 8 Minuten

Wie können Sie der Leguminosenmüdigkeit vorbeugen? Welche Maßnahmen versprechen den größten Erfolg?


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Wer Erfahrung mit dem Anbau von Leguminosen hat, wird ein solches Bild kennen: einzelne Nester oder gar flächig kümmernde Pflanzen mit vergilbten Blättern, die langsam absterben. Die Folge sind deutliche Ertragseinbußen, im schlimmsten Fall sogar ein Totalausfall des Bestandes.


Der Grund ist eine gewisse Leguminosenmüdigkeit am Standort. Sie gilt generell als ein Hauptgrund für die mangelnde Ertragsstabilität und Wirtschaftlichkeit von Leguminosen.


Der Ertragsrückgang kann manchmal auch über Jahre hinweg schleichend vonstattengehen. Zusätzlich muss mit Einbußen bei den Folgefrüchten gerechnet werden: Denn schwach entwickelte Bestände können ihrer Hauptaufgabe in der Fruchtfolge – nämlich Stickstoff zu fixieren und für die Nachfrüchte bereitzustellen – nicht mehr in ausreichendem Maße nachkommen. Sie begünstigen zudem eine Spätverunkrautung der Fläche.


Was sind die Ursachen?

Die Ursachen für die Leguminosenmüdigkeit sind vielfältig, eine Eingrenzung ist oft nicht eindeutig möglich. Daher dient die Bezeichnung auch als ein Sammelbegriff, wenn man die genauen Ursachen für mangelhafte Bestände nicht kennt. Neben dem Auftreten von Pilzkrankheiten, vor allem fruchtfolgebedingten Fußkrankheiten, können auch tierische Schaderreger (z.B. Nematoden), eine unzureichende Nährstoffversorgung, ein ungünstiges Bodengefüge oder toxisch wirkende Substanzen zu den genannten Symptomen führen.


Möglich ist, dass sich all diese Faktoren durch zu häufigen Anbau von Leguminosen akkumulieren und dazu beitragen, das Wachstum zu beeinträchtigen. Zudem sind Wechselwirkungen zwischen diesen Faktoren möglich. So strapazieren z.B. ein verdichtetes Bodengefüge oder eine suboptimale Nährstoffversorgung die Pflanze und können sie anfälliger für den Befall mit Krankheiten und Schädlingen machen.


Erbsen besonders empfindlich.

Außerdem erleichert ein Befall mit Nematoden oder mit dem Blattrandkäfer und die damit verbundene Fraßtätigkeit der Larven an den Wurzelknöllchen das Eindringen von Pilzkrankheiten in die Pflanze. Eine weitere Möglichkeit sind auch nesterartige Wuchsdepressionen aufgrund von Viren, die von Läusen übertragen werden.


Bei den grobsamigen Hülsenfrüchten tritt die Leguminosenmüdigkeit bei Ackerbohnen, Wicken, Lupinen, Linsen und Erbsen auf, wobei die letztgenannte Art die empfindlichste ist. Neben den Körnerleguminosen können auch Futterleguminosen, also Kleearten und Luzerne, betroffen sein. Genau wie bei den großkörnigen Leguminosen sind auch hier mehrere Ursachen für die Wuchsdepression in Betracht zu ziehen.Neben bodenbürtigen Krankheiten vor allem auch die unzureichende Nährstoffversorgung der Pflanzen mit z.B. Schwefel.


Verschiedene Untersuchungen haben die positiven Effekte einer Schwefelgabe auf Futterleguminosen-Bestände nachgewiesen. Bei den Kleearten und bei Luzerne können verschiedene Pilzkrankheiten oder Nematodenarten, wie das Stängelälchen, für verminderte Aufwüchse sorgen. Einige Krankheiten, die bei Körnerleguminosen für Fußkrankheiten verantwortlich sind, können auch Futterleguminosen befallen. Selbst wenn die Schäden bei diesen nicht unbedingt auf den ersten Blick sichtbar sind: Die Erreger können sich auch symptomlos an ihnen vermehren und überdauern. Als Beispiel sei hier die Stängelschwärze bei Rotklee genannt, ausgelöst durch Phoma medicaginis – ein Erreger des Fußkrankheiten-Komplexes an Futtererbsen.


Anbaupausen einhalten.

Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung einer Leguminosenmüdigkeit ist, ausreichende Abstände zur gleichen Kulturart, aber auch zwischen den Kulturen einzuhalten (siehe Übersicht). Dabei sind auch regionale Erfahrungen zu beachten. Denn während z.B. im trockenen Unterfranken der Anbau von Ackerbohnen alle sechs Jahre in der Regel möglich ist, sprechen die Erfahrungen im regenreichen Oberbayern eindeutig dagegen.


Vorsicht ist besonders bei zu leguminosenlastigen Fruchtfolgen geboten. Dabei sind sowohl die grob- als auch die feinsamigen Leguminosen zu beachten, außerdem die Zwischenfrüchte und Gemenge. Stehen Erbsen und Ackerbohnen als Hauptfrucht in der Fruchtfolge, sollten sie in der Zwischenfrucht vermieden werden. Bei Erbsen als Hauptfrucht muss zusätzlich auf Wicken, Platterbsen und Lupinen in der Zwischenfrucht verzichtet werden.


Probleme, die man sich schleichend mit einem Zuviel der Stickstofffixierer in der Fruchtfolge auf seinen Flächen heranzieht, sind nicht einfach wieder loszuwerden. Im Gegenteil: Treten bodenbürtige Krankheiten erst einmal auf dem Schlag auf, kann man davon ausgehen, dass sie lange bleiben. Dann helfen nur noch ausgedehntere Anbaupausen oder der Wechsel der Kultur, z.B. von Erbsen auf Ackerbohnen oder Sojabohnen bzw. die Verlängerung der Fruchtfolge mit den verschiedenen Kulturarten.


An den Standort anpassen:

Neben der Wahl der richtigen Kulturart für den Standort sollte auch die Sorte daran angepasst sein. Empfehlungen hierüber sind in den Landessortenversuchen zu finden.


Derzeit gibt es nur begrenzt Erkenntnisse zu Sorten, die eine höhere Widerstandskraft gegen leguminosenmüden Boden besitzen. Dies liegt unter anderem auch daran, dass es aktuell nur vereinzelt Bestrebungen zur Züchtung auf dieses Merkmal gibt. Die oft diskutierte Frage, ob bunt blühende Erbsen den weiß blühenden in ihrer Widerstandsfähigkeit überlegen sind, führte in verschiedenen Versuchen zu keinem eindeutigen Ergebnis außer bei samenbürtigen Krankheiten.


Zertifiziertes Saatgut einsetzen:

Die wenigen tanninarmen Ackerbohnen, die am Markt sind, zeigen sich bisher anfälliger als tanninhaltige. Unter den verschiedenen Ackerbohnensorten bringen vor allem Julia und Alexia auf Standorten mit ersten Anzeichen von Leguminosenmüdigkeit noch einen zufriedenstellenden Ertrag, während die übrigen Sorten deutlich abfallen. Auch bei Erbsen gibt es Hinweise auf Sorten mit einer tendenziell besseren Widerstandsfähigkeit, so zum Beispiel bei Gambit, Eso und Tip. Trotzdem muss auch hier der Abstand in der Fruchtfolge gewahrt werden.


Da einige Krankheitserreger mit dem Samen übertragen werden können, ist auf gesundes, zertifiziertes Saatgut zu achten. Beim Nachbau sollte unbedingt eine Saatgutuntersuchung erfolgen. Eine Beizung reduziert zwar verschiedene Krankheitserreger am Korn, aber nicht immer vollständig.


Speziell in den Stadien, in denen die Hülsenfrüchte besonders empfindlich sind – das heißt, während des Auflaufens und in der für grobkörnige Leguminosen typischen langsamen Jugendentwicklung – sind sie anfällig für nicht optimale Bedingungen und können darauf mit vermindertem Wachstum reagieren.


In dieser Phase ist auch die Anfälligkeit gegenüber Erregern von Fußkrankheiten erhöht. Für einen erfolgreichen Anbau ist deshalb eine zügige und lückenlose Entwicklung ab der Saat entscheidend. Sind die Bodenbedingungen zur Aussaat nicht optimal und beispielsweise zu feucht und kalt, ist das Auflaufen verzögert.


Kommen dann noch Verdichtungen im Bodengefüge hinzu, haben es Erbse und Co. schwer. Ein schlechter Feldaufgang verursacht einen lückigen Pflanzenbestand, was wiederum die Gefahr der Verunkrautung steigen lässt. Zur Wahl des Saattermins gilt nicht unter allen Umständen „so früh wie möglich“: Wenn der Boden im Frühjahr zu feucht und kalt ist, kann lückiges Auflaufen die Folge sein. Bei einem zügigen Aufgang und einer raschen Jugendentwicklung wachsen die Pflanzen den Schaderregern davon und sind weniger lang in der besonders kritischen und empfindlichen Phase.


Warmen Boden abwarten:

Der Entwicklungsvorsprung verschafft den Leguminosen dann einen entscheidenden Vorteil. Deshalb sollten die Aussaatbedingungen möglichst optimal gewählt werden. Ein möglichst früher Termin ist anzustreben, aber es sollte unbedingt abgewartet werden, bis der Boden ausreichend warm ist.


Zudem sollte die Wettervorhersage für die nächste Zeit günstig sein. Zu viel Niederschlag nach der Aussaat kann neben der Erhöhung des Krankheitsdruckes zum Verschlämmen und Verkrusten des Bodens führen und den Keimlingen das Durchbrechen der Bodenoberfläche erschweren.


Kommt es doch einmal so weit, sollten Sie den Boden mit dem Striegel möglichst zeitnah wieder aufbrechen. Die Saattiefe ist der jeweiligen Kulturart und dem Standort entsprechend anzupassen.


Eine organische Düngung in der Fruchtfolge fördert die mikrobielle Aktivität des Bodens und sorgt neben einer Verbesserung des Bodengefüges für einen beschleunigten Abbau der Erntereste und der daran anhaftenden Schaderreger. Außerdem wird die Versorgung des Standortes mit Nährstoffen, auch mit Mikronährstoffen, erhöht. Ferner sollte der pH-Wert des Bodens im Auge behalten werden. Dieser ist unter anderem für die Verfügbarkeit der Mikronährstoffe von entscheidender Bedeutung.


2016 kein Maßstab.

2016 war in den meisten Regionen ein schwieriges Jahr für die Erbsen und teilweise auch für Ackerbohnen. Bei zu kalter und feuchter Witterung im Frühjahr kamen viele Bestände nicht zügig durch die Jugendentwicklung. Auch ohne Fußkrankheiten auf der Fläche brachen manche Bestände zusammen. Das Jahr 2016 sollte deshalb nicht als Maßstab genommen werden.


Bei Berücksichtigung der genannten Grundregeln ist ein erfolgreicher Anbau von Leguminosen aber auch langfristig möglich, wenngleich gilt: „Weniger ist oft mehr.“

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