Während die Startgabe um 20 kg/ha N niedriger ausfallen konnte, sind jetzt zum Schossen 30 bis 40 kg/ha N mehr zu düngen. Aktuelle Empfehlungen gibt Dr. Hansgeorg Schönberger, N.U. Agrar.
D ie Rapsbestände sind überwiegend ohne Schaden aus dem Winter gekommen. Wenn es nicht noch Spätfröste in die Blüte, Hagel oder Trockenheit gibt, ist mit einem durchschnittlichen Ertrag zu rechnen. Die Witterung im Herbst hat Spätsaaten stärker begünstigt. Spitzenerträge wie im Vorjahr sind aber wegen der meist nicht ungünstigen Bestellung nicht zu erwarten. Mit der Ertragsdüngung können Sie aber noch ein paar Dezitonnen pro Hektar herauskitzeln.
Gesamt-N-Bedarf:
Die N-Düngung in die Streckung sichert die Schotenzahl und Kornzahl je Schote ab. Deshalb besteht ein enger Zusammenhang zwischen der N-Aufnahme von Beginn der Streckung der untersten Seitentriebe bis Ende der Blüte und der Anzahl der Samenkörner, die der Raps pro m² oder Hektar bildet. Gleichzeitig unterbindet diese N-Düngung den vorzeitigen Abbau von Feinwurzeln und verlängert damit die Kornbildung.Der N-Gesamtentzug (kg/ha N) des Winterrapses ergibt sich aus dem Bedarf von Schoten und Körnern und dem Entzug durch Rapsstroh und Wurzel.
Der Raps kann aber den Stickstoff im Boden nicht zu 100 % ausnutzen. Reststickstoff bleibt nach der Ernte immer im Boden. Diesen müssen wir berücksichtigen. Je bindiger und trockener der Boden ist, umso mehr Rest-N bleibt zurück.
Aus N-Entzug + Rest-N im Boden errechnet sich der N-Gesamtbedarf eines Rapsbestandes. Von diesem zieht man die N-Menge ab, die der Raps vor Winter bereits aufgenommen hat. Den in abgefrorenen bzw. abgefallenen Blättern enthaltenen Stickstoff rechnet man dabei zu 70 % an. Daraus ergibt sich der N-Bedarf im Frühjahr.
Für die Berechnung des N-Düngungsbedarfes im Frühjahr müssen Sie zudem Folgendes berücksichtigen:
- den mineralischen Stickstoff (Nmin), der nach Winter im Boden vorliegt,
- die voraussichtliche N-Freisetzung aus Humus und Ernterückständen (Nmob) und
- den aus der organischen Düngung im Herbst mineralisierbaren Stickstoff. Den Ammonium-Anteil der organischen Düngung hat entweder der Raps aufgenommen oder er liegt als Nmin vor, wenn er nicht nitrifiziert und ausgewaschen wurde.
Auf Ertrag düngen:
Die Höhe der Ertragsdüngung in die Streckung ergibt sich aus der Differenz zwischen dem N-Düngebedarf im Frühjahr und der bereits gefallenen Startgabe. Hilfestellung, wie Sie für Ihren Standort und Ihre Rapsbestände die Höhe der Ertragsdüngung errechnen, geben Ihnen die Übersichten 1 und 2. Dort sind für drei repräsentative Standorte im Nordwesten, Osten und Süden (Uckermark, Rheinland, Oberpfalz) die Berechungen der Ertragsdüngung abhängig vom Boden und Ertragsziel aufgeführt.Die Ertragsdüngung in die Streckung des Rapses wirkt am besten, wenn der Spross 10 bis 15 cm lang ist, die ältesten Blätter bereits abgefallen sind oder vergilben und sich die unteren Seitentriebe zu strecken beginnen. Der N fließt dann nicht mehr in die Blätter, sondern verstärkt in die Knospen von Haupt- und Nebentrieben. Haben Sie zum Starten bereits mehr N gedüngt, als der Raps bis zur Streckung aufnehmen kann, sollten Sie die Restmenge von 40 bis 60 kg/ha N bei feuchtem Boden kurz vor dem Knospenstadium als KAS oder Harnstoff streuen.
Effektiver ist es aber, den Stickstoff als AHL oder Harnstoff in die Knospe bzw. in die Blüte zu spritzen. Auf die (trockene) Knospe können Sie 100 bis 120 l/ha AHL pur (bzw. auch aufgelöster Harnstoff) mit Flachsstrahldüsen spritzen, ohne dass Verätzungen zu befürchten sind.
Alternativ können Sie AHL und Wasser im Verhältnis 1 : 3 (Knospe) bzw. 1 : 5 (Blüte) ausbringen, wenn Sie die Düngung mit Pflanzenschutzmaßnahmen kombinieren wollen. Das kann wie folgt aussehen:
- 50 l/ha AHL (= 18 kg/ha N) + 150 l/ha Wasser in die Knospe oder
- 40 l/ha AHL (= 15 kg/ha N) + 200 l je ha Wasser in die Blüte.