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Beize: Erleichtern Sie Ihren Knollen den Kaltstart

Lesezeit: 7 Minuten

Einen aktuellen Überblick über Stärken und Schwächen der Beizmittel,ihren richtigen Einsatz und den Nutzen so genannter Stärkungsmittel gibt Dr. Wolfdieter Kürzinger, Groß Lüsewitz, Mecklenburg-Vorpommern.


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Die Beizung der Pflanzkartoffeln im Frühjahr gehört zu den ersten Maßnahmen, mit der Sie Qualität und Ertrag Ihrer Kartoffeln sichern. Der Beizerfolg schwankt je nach Witterungsverlauf von Jahr zu Jahr. Die Beize ist aber über die Jahre wirtschaftlich.


Die meisten Beizungen richten sich hauptsächlich gegen den Pilz Rhizoctonia solani (Wurzeltöterkrankheit). Dieser ruft an der Kartoffelpflanze viele verschiedene Schadsymptome hervor. Beizungen erfolgen aber auch gegen die Erreger Helminthosporium solani (Silberschorf), Polyscytalum pustulans (Tüpfelfleckenkrankheit) und Erwinia carotovora (Schwarzbeinigkeit, Bakterielle Welke, Stängelfäule) sowie Blattläuse, Blattläuse als Virusvektoren und Kartoffelkäfer.


„Versicherungsschutz“ gegen Rhizoctonia


Welche chemischen Beizmittel Sie im Frühjahr 2011 einsetzen können, entnehmen Sie der Übersicht 1. Die Beizung gegen den Pilz Rhizoctonia solani erfolgt hauptsächlich zur Qualitäts-, aber auch zur Ertragssicherung. Im Extremfall kann es zu Ertragsausfällen von bis zu 20 % kommen. Im Schnitt der Jahre liegen sie bei 5 bis 8 %. In für den Pilz witterungsmäßig ungünstigen Jahren (ideale Auflaufbedingungen) sind auch minimale bis keine Ertragsausfälle zu beobachten. Eine Pflanzgutbeizung ist daher eine Art Versicherung, da sich der Schaden durch den Pilz nicht im voraus abschätzen lässt.


Rhizoctonis ruft viele Symptome hervor. Angefangen von einem ungleichmäßigen Auflauf des Bestandes bis zu Fehlstellen. Weitere äußerlich sichtbare Hinweise für den Rhizoctonia-Befall sind Wipfelroller, so genannte Luftknollen, vorwiegend bei feuchter Witterung die Weißhosigkeit am Stängelgrund und verstärkt freiliegende, ergrünte Knollen. Zur Ernte werden Schäden sichtbar, die sich im Boden entwickelt haben, wie Pockenbefall der Knollen (schwarzbraune, nicht abwaschbare Krusten), Dry Core Symptome (rundliche 3 bis 6 mm, scharf abgegrenzte bräunliche Flecken, Verwechslungsgefahr mit Drahtwurmfraß!). Stark mit Dry Core befallene Partien werden von der Vermarktung als Speise- bzw. Veredlungsware ausgeschlossen. Der Gewichtsanteil an Unter- und Übergrößen und an Missbildungen ist oft erhöht.


Um den Befall mit Rhizoctonia erfolgreich zu mindern, sollten Sie nicht nur eine Beizung in Betracht ziehen, sondern auch ackerbauliche Maßnahmen beachten (siehe Kasten auf Seite 75). Alles, was ein schnelles Auflaufen der Kartoffeln fördert, senkt letztlich die Infektionsgefahr vom Boden aus.


Gegen den Rhizoctonia solani können Sie als Trockenbeizmittel nur noch Risolex (Tolclofos-methyl) mit einer Aufwandmenge von 5 kg/ha einsetzen. Daneben stehen die langjährig bewährten Flüssigbeizen Monceren flüssig (Pencycuron) und Risolex flüssig (Tolclofos-methyl) mit jeweils 1,5 l/ha zur Verfügung. Relativ neu auf dem Markt ist die Flüssigbeize MonCut (0,5 l/ha) mit dem in der Pflanzgutbeizung neuen Wirkstoff Flutolanil. Dieser soll auch eine Teilwirkung gegen Silberschorf aufweisen.


Das Flüssigbeizmittel Monceren G (Aufwandmenge: 1,5 l/ha) mit dem Wirkstoff Pencycuron weist neben seiner Wirkung gegen Rhizoctonia durch den zweiten Wirkstoff Imidacloprid auch eine sehr gute, langanhaltende Wirkung gegen Blattläuse auf. Die Wirkung gegen Blattläuse als Virusvektoren ist vorhanden, reicht aber gegenüber dem Kartoffel-Y-Virus nicht aus. Eine Blattbehandlung mit Insektiziden sollten Sie daher weiterhin durchführen. Eine Beizung mit Monceren G ist trotzdem, vor allem bei hochwertigen Vermehrungspartien und bei Konsumbeständen in starken Blattlausbefallslagen, zu empfehlen. Die Wirkung gegen Kartoffelkäfer bezieht sich auf die Larvenstadien L1 und L2 in der ersten Generation der Kartoffelkäfer.


Weiterhin hat Dantop (Clothianidin) mit einer Aufwandmenge von 0,3 kg/ha als Flüssigbeize eine Zulassung gegen Blattläuse als Virusvektoren. Die Wirksamkeit gegenüber Kartoffel-Y-Virus entspricht dem von Monceren G.


Seit 2010 auf dem Markt ist Magnate 100 SL (Imazalil). Bei einer Aufwandmenge von 0,25 l/ha besitzt dieses Mittel eine Zulassung gegen Silberschorf und die Tüpfelfleckenkrankheit. Damit ist endlich wieder ein Beizmittel gegen den immer stärker auftretenden Silberschorf auf dem Markt.


Als weiteres Beizmittel steht Cuprozin flüssig (Kupferhydroxid) bei einer Aufwandmenge von 0,4 l/ha bzw. Cuprozin WG mit einer Aufwandmenge von 250 g/ha zur Befallsminderung von Erwinia carotovora (Schwarzbeinigkeit, Stängelfäule) zur Verfügung.


Beizmittel für den Öko-Kartoffelbau


Die Beizmittel für den ökologischen Kartoffelbau (siehe Übersicht 2) basieren auf natürlichen Wirkstoffen. Daher dürfen Öko-Kartoffelanbauer diese einsetzen. Hierzu gehören die Pflanzenstärkungsmittel. Sie basieren auf dem Wirkstoff Bacillus subtilis wie FZB 24 TB, FZB 24 WG und FZB 24 fl. Auf Pseudomonas proradix basieren Mittel wie Proradix WG und Proradix Plus. Beide Wirkstoffe sind schon länger als Trocken- bzw. Flüssigformulierungen auf dem Markt. Relativ neu ist dagegen der Bodenhilfsstoff SanaTerra als Flüssigformulierung.


Diese Mittel sollen die Widerstandsfähigkeit der Kartoffelpflanzen gegen bodenbürtige Krankheitserreger verbessern. Das soll letztendlich Qualität und Ertrag des Erntegutes steigern. Der positive Effekt einer Beizung mit diesen Mitteln ist oft gegeben. Er hängt aber noch stärker von den aktuellen Witterungs- und Bodenbedingungen ab als bei chemischen Beizmitteln. Damit lassen sich auch zum Teil regional unterschiedliche Wirkungsgrade erklären. Ihr Einsatz ist nach eigenen Erfahrungen, im Gegensatz zu manchen anderen Pflanzenstärkungsmitteln, vor allem im ökologischen Kartoffelbau empfehlenswert. Im konventionellen Anbau lassen sich diese Mittel mit chemischen Beizmitteln kombinieren.


Trockenbeize: Teuer und ungenau


Unabhängig von der Beizmethode hängt der Beizerfolg davon ab, ob sich ein gleichmäßiger Mittelbelag auf der gesamten Knollenoberfläche erzielen lässt. Eine schlechte Mittelverteilung sowie Unter- und Überdosierungen senken die Wirksamkeit der Beizung und stellen damit deren Wirtschaftlichkeit infrage. Basis für eine effektive Beizung ist eine gute Pflanzgutqualität. Das Pflanzgut muss trocken und frei von Schädlingen, bakterieller Fäule und Beschädigungen sein. Ist dies nicht der Fall, wird der Auflauf –unabhängig von der Beizung – negativ beeinflusst.


Terminlich kann die Beizung bereits beim Sortieren bzw. Auslagern stationär im Lagerhaus oder direkt beim Legen der Kartoffeln erfolgen. Es gibt das Trocken- und Flüssigbeizverfahren. Die Trockenbeize ist die älteste, einfachste aber heute uneffektivste Art der Beizung. Das Beizmittel soll beim Befüllen des Vorratsbehälters der Pflanzmaschine lagenweise eingestreut werden. Dabei kommt es zu einer Beizstaubbelästigung für den Anwender und die Umwelt. Eine genaue Dosierung ist bei der Trockenbeize auch nicht gewährleistet.


Während sich Flüssigbeizen mit anderen Flüssigbeizmitteln kombinieren lassen, wie zum Beispiel im Risolex fl.-Cuprozin fl. Pack bzw. im Risolex fl.-Dantop Pack oder auch im Monceren G Pack, lassen sich die Pulverformulierungen nicht mit anderen Flüssigbeizmitteln kombinieren. Weiterer Nachteil: Die Trockenbeize von Risolex ist fast 80 % teurer als die entsprechende Flüssigformulierung.


Wesentlich bessere Beizeffekte sind beim Einsatz von Flüssigformulierungen zu erwarten. Hiermit lässt sich eine wesentlich bessere Rundumbenetzung der Knollen erreichen. Bei der Beizung im Lagerhaus wird das Beizmittel unverdünnt mit Rotationsdüsen über Rollenbänder appliziert. Diese ermöglichen das Drehen der Kartoffelknollen in einlagiger Schicht.


Die Standardmethode ist die Flüssigbeizung beim Legen der Pflanzkartoffeln in dafür ausgerüstete Legemaschinen mit einem Wasseraufwand von 60 bis 80 l/ha. Die Behandlung erfolgt im Sprühverfahren bei der Abgabe der Knollen vom Doppelbecherband in die Pflanzfurche. Bei dieser Methode wird auch gleichzeitig die Pflanzfurche mit dem Beizmittel benetzt und somit eine zusätzliche Bodenwirkung erzielt. Weiterer großer Vorteil der Flüssigbeizung direkt beim Legen: Sie müssen keine Restmengen gebeizten Pflanzgutes entsorgen.


Fazit


Mit dem Auftreten von Rhizoctonia solani, aber auch Silberschorf und Blattläusen ist in jedem Jahr zu rechnen. Entscheidend für die Befallsintensität ist der jährlich unterschiedliche Witterungsverlauf. Bei Pflanz-, Speise- und Veredlungsbeständen ist die Beizung in den meisten Betrieben ein Muss. Denn nur Qualitätsware lässt sich erfolgreich vermarkten. Nur im Stärkekartoffelsektor lässt sich bei geringem Pflanzgutbefall mit Rhizoctonia-Pocken am ehesten auf eine Beizung verzichten.

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