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Bodenbearbeitung: Kein starres ­System

Lesezeit: 5 Minuten

Der Boden ist Ihr ­wertvollstes Kapital. Klar, dass Sie alles daran setzen, den Wert zu erhalten oder sogar zu verbessern. Das können Sie mit j flexibler Boden­- bearbeitung,j effizienter Düngung,j lockerer Fruchtfolge.


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Pflügen oder mulchen? Über die richtige Bodenbearbeitung wird nach wie vor heftig und kontrovers diskutiert. Verfechter der Mulchsaat wollen den Pflug am liebsten verkaufen und halten den einmaligen Einsatz bereits für einen Sys­tembruch. Die pflügenden Landwirte da­gegen sagen, dass sichere Erträge ohne Pflug auf Dauer nicht zu erreichen sind.


Dieses starre Systemdenken führt aber häufig in eine Sackgasse. Die Bodenbearbeitung muss an den Standort und die Situation angepasst werden – sonst drohen auf manchen Flächen schwankende oder sogar sinkende Erträge.


Um die Bodenfruchtbarkeit zu fördern, müssen wir folgende Ziele erreichen:


Mehr Sauerstoff in den Boden bringen, damit er sich schneller erwärmt und das Bodenleben aktiviert.


Nährstoffe/organische Substanz gleichmäßig einarbeiten und verteilen.


Durch krumentiefe Lockerung den jungen Pflanzen viel gut durchwurzelbaren Raum bieten und damit optimale Startbedingungen schaffen.


Starre Systeme aufbrechen


Um den Boden optimal bearbeiten zu können, dürfen wir uns nicht in starre Systeme wie reine Pflug-, Mulch- oder Direkt­saatverfahren zwängen lassen. Besser sind flexible Mischsysteme. So brauchen wir bei getreidereichen Fruchtfolgen den Pflug, um keine Ertragseinbußen zu riskieren. In Fruchtfolgen mit höheren Blattfrucht-Anteilen können wir dagegen auf den Pflug ver­zichten. Daher macht der periodische Pflugeinsatz, abhängig von der Fruchtfolge, durchaus Sinn. Hier die Gründe:


Wird Stoppelweizen gemulcht, sinken die Erträge gegenüber der Pflugvariante um 5 bis 10 dt/ha. Das liegt hauptsächlich an Absonderungen der Pflanzen, die sich hemmend auf das Wurzelwachstum auswirken, wie niedersächsische Versuchsergebnisse zeigen. Allerdings gibt es dabei starke Jahreseffekte. Ist es nass, kann auch die Mulchsaat wegen besserer Drainwirkung die Nase vorn haben. Insgesamt ist das Mulchsaatsystem hier aber anfälliger. Es gilt: Je blattfruchtärmer eine Fruchtfolge, desto eher ist der Pflug nötig, um die Bodenfruchtbarkeit zu stabilisieren.


Mit blattfruchtreichen Fruchtfolgen lassen sich dagegen stabile Erträge auch ohne Pflug erreichen. Das belegen Dauerversuche in Niedersachsen mit der vierjährigen Fruchtfolge Rüben/Weizen/Raps/Weizen. Denn hierbei kann das Getreide bequem die Wurzelgänge der Blattfrüchte nutzen. Diese Bestände erschließen so leichter Wasser und Nährstoffe, wodurch sie in Trockenphasen länger durchhalten.


Pflug putzt und mischt


Halten Landwirte dagegen unflexibel an der Mulchsaat fest, sind folgende Kernprob­leme zu erwarten:


1. Feldhygiene: Das pfluglose System fördert die Verungrasung, weil sich die Samen in der oberen Bodenschicht anreichern. Hinzu kommt, dass Ackerfuchsschwanz und Trespen über einen längeren Zeitraum auflaufen und mehrmaliges Behandeln erfordern. Das wiederum erhöht die Resistenzgefahr. Zudem treten bei reduzierter Bearbeitung öfter Erkrankungen der Halmbasis, z. B. Schwarzbeinigkeit, auf. Beim Stoppelweizen sind dann Wurzelschutzbeizen zwingend erforderlich.


2. Nährstoffe/organische Substanz: Zurzeit diskutiert die Fachwelt heftig, ob und wie stark sich zugeführte Nährstoffe beim reduzierten Bearbeiten in der oberen Bodenschicht anreichern. Denn Probleme sind vor allem beim wenig beweglichen Phosphor zu erwarten. Fehlt P, bildet Getreide nur schwache Wurzeln. Das erhöht die Gefahr von Schäden bei Früh­sommer­trocken­heit. Folge: Schwankende Erträge.


Abhilfe könnte periodisches Pflügen einmal in der Fruchtfolge, am besten vor Getreide, schaffen. Damit ließen sich die Probleme der Feldhygiene und der Nährstoffverteilung entschärfen, ohne ganz auf die Vorteile der Mulchsaat zu verzichten.


Wird dagegen nicht gepflügt, müssen die Mulchsaatbetriebe ihren Unkrautdruck über eine erweiterte Fruchtfolge in den Griff bekommen. Bleibt aber das Nährstoffproblem: Denn bisher können die Grubber die Nährstoffe nicht gleichmäßig in den Boden einmischen, sie lockern ihn hauptsächlich. Gut mischende Grubberschare gibt es derzeit nicht – hier ist die Landtechnik gefordert.


Mulchen stabilisiert Böden


Auf bestimmten Standorten ist der Pflug­verzicht aber notwendig, z. B. auf flachgründigen Verwitterungsböden oder auf stark erosionsgefährdeten, hängigen Flächen. Auch auf schweren, kalkreichen Lehm- und Tonböden mit quellbaren Tonmineralien muss der Pflug­einsatz eine „Feuerwehrmaßnahme“ bleiben.


Sinnvoll ist periodisches Pflügen dagegen auf Sand und feinsandigen Schluffbö­den, die zur Dichtlagerung neigen. Auch auf staunassen, undrainierten Böden ist der Pflug erforderlich. Um dabei Pflug­soh­len zu vermeiden, sollten Sie die Bearbeitungstiefen variieren. Eventuell entstandene Verdichtungen zeigen sich oft erst bei der übernächsten Frucht. Beispiel: Der Rübenweizen im nassen Jahr 2007 zeigte keinen Ertrags­rückgang. Der dann folgende Stoppel­wei­zen brachte aber 2009 rund 30 dt/ha weniger.


Oft heißt es, dass der Pflug Humus frisst. Wird periodisch gepflügt, entsteht aber kein Humusproblem. Begründung: Bleibt das Getreidestroh auf dem Acker, liefert ein Weizenertrag von 10 t/ha immerhin 8 t/ha Stroh, die als organische Substanz in den Boden eingearbeitet werden. Damit stabilisiert sich die Ackerkrume bis in 30 cm Tiefe.


Periodisches Pflügen ­teurer?


Mulchsaat-Verfechter argumentieren zudem mit geringeren Kosten der Arbeits­erledigung gegenüber dem Pflug. Je enger und getreidebetonter die Frucht­fol­gen aber werden, desto mehr Kos­ten verursachen die zunehmenden Ungräser, Krank­heiten und Schäd­linge. Periodisches Pflügen wird auf diesen Flächen daher immer güns­tiger. Folgende Kosten können bei starrer Mulchsaat entstehen:


Treten verstärkt Ungräser auf, kostet eine zusätzliche Herbizidbehandlung rund 20 bis 30 €/ha.


Für eine Wurzelschutzbeize bei Stoppelweizen-Anbau sind ebenfalls schnell 20 bis 30 €/ha zu berappen.


Muss bei starkem Fusariendruck zusätzlich behandelt werden, belaufen sich die Kosten dafür auf ca. 20 €/ha.


Bei stärkerem Schnecken- bzw. Mäu­sebesatz liegen die Kosten um 30 €/ha.


Das Wichtigste zur Bodenbearbeitung lesen Sie im nebenstehenden Kasten.

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