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Das Wunder von Lamport

Lesezeit: 3 Minuten

Kein Gras auf einer Insel voller Ungras: Einem englischen Forschungsprojekt gelingt es, über 9 t/ha Sommerweizen ohne Ackerfuchsschwanz zu ernten. Wir waren vor Ort.


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Vom Londoner Flughafen Stansted geht es über Cambridge ein paar Meilen nordwestlich Richtung North-amptonshire. Von hier bis zur Ostküste erstreckt sich der Weizengürtel Englands. Weizen, Weizen, Weizen – so weit das Auge reicht. Und über dem abreifenden Getreide thront Ende Juli hektarweise dunkelbrauner Ackerfuchsschwanz – „black-grass“ wie die Briten sagen. So gut wie jeder Schlag ist betroffen. In Großbritannien soll das Ungras mittlerweile auf über 1 Million Hektar resistent gegen jedes Herbizid sein.


Inmitten dieser Dimension an verungrastem Getreide besuchen wir die fünfjährige Versuchsanlage „Lamport“ in Maidwell. Das Beratungsunternehmen Agrovista verfolgt zusammen mit dem Pflanzenschutzunternehmen Bayer CropScience mit diesem Projekt folgendes Ziel: Auf schwerem Boden ackerbauliche Strategien gegen den Ackerfuchsschwanz entwickeln.


In den Versuchsflächen lauert ein Potenzial von über 20000 Samen/m2, das zeigt die seit drei Jahren unbestellte Nullparzelle. Darauf steht Fuchsschwanz in Reinkultur. Dieser reagiert nicht mehr auf chemischen Pflanzenschutz. Nur wenige Meter weiter steht eine Parzelle Sommerweizen – kein einziger Halm Fuchsschwanz ist hier zu sehen. Was ist passiert?


Umstieg auf Sommerungen:

Nach dem letzten Winterweizen vor drei Jahren wird auf den Parzellen in Maidwell hauptsächlich Sommergetreide angebaut. Direkt nach dem Mähdrescher folgt die Kurzscheibenegge, um Ungrassamen und Ausfallgetreide schnell zum Keimen zu bringen. Anschließend stabilisieren Zwischenfrüchte das Bodengefüge bis zur Frühjahrssaat.


Dünne Zwischenfruchtsaat:

Die Zwischenfrüchte sind ein wichtiger Bestandteil in der Strategie des Projekts. Rauhafer und Alexandrinerklee kommen mit den späten englischen Aussaatbedingungen klar. Die Saat der Mischung erfolgt in einem Reihenabstand von 16,7 cm, die Aussaatstärke beträgt lediglich 70 bis 75 Pflanzen/m2. Das ergibt einen bewusst lichten Bestand, der Lücken für Ackerfuchsschwanz lässt. Das „black-grass“ soll gemeinsam mit den Zwischenfrüchten wachsen. Im Winter, spätestens im Februar, wird der Aufwuchs aus Ungras und Zwischenfrüchten mit Glyphosat abgespritzt. Neuer „Frühjahrsfuchsschwanz“ etabliert sich in der Regel nicht.


Wenig Bodenbewegung:

Ein weiterer wichtiger Baustein in der Lamport-Strategie ist die Sätechnik. Der Sommerweizen (oder die -gerste) werden exakt in den Schlitz der Zwischenfrucht gesät. Bei Agrovista übernimmt das die „Saxon“ von Great Plains. Anstatt des üblichen Kurzscheiben-Eggenfeldes bearbeitet diese Sämaschine den Boden mit geraden Wellscheiben. Diese arbeiten im Schlitz der abgespritzten Zwischenfrucht, nachfolgende Doppelscheiben legen dann das Saatgut ab. Der Trick ist eine nur minimale Bodenbewegung, die den Fuchsschwanz nicht zum Keimen anregt. Zur Kontrolle: Wird quer gefahren, ist das Ungras wieder da.


Der Erfolg gibt dem Projekt Recht: In einem Meer von Ackerfuchsschwanz brachte der nahezu ungrasfreie Sommerweizen im ersten Jahr 8 t/ha, im zweiten Jahr sogar 9,5 t/ha. Damit liegen die Erträge deutlich über den Kon-trollvarianten des Winterweizens. Zudem reduziert das System vor allem durch den geringeren Herbizideinsatz die Anbaukosten. Jan-Martin Küper

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