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Die N-Bedarfsermittlung wird noch wichtiger

Lesezeit: 7 Minuten

Die neue Düngeverordnung wird den zulässigen N-Bilanz-Überschuss senken. Um ihn einzuhalten, muss man den N-Bedarf möglichst exakt ermitteln. Die Nitratanalyse könnte dabei helfen. Neue Geräte vereinfachen sie nun. Dr. Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen, stellt sie vor.


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Die Novelle der Düngeverordnung wird voraussichtlich noch vor Weihnachten verabschiedet werden. Denn durch die Klage der EU-Kommission gegen Deutschland wegen Verletzung der EU-Nitratrichtlinie beim Europäischen Gerichtshof gerät die Bundesregierung verstärkt unter Druck. Womöglich wird sie den derzeitigen Entwurf noch weiter verschärfen müssen. Dabei hat es der bisherige Entwurf bereits in sich. Dies sind einige wesentliche Bestandteile:


  • Verpflichtende Düngeplanung und deren verbindliches Einhalten,
  • eine einheitliche verbindliche Düngebedarfsermittlung für N (und P),
  • ein einheitlich verbindliches N-Sollwertsystem für alle Kulturen mit ertragsabhängigen N-Obergrenzen (Anpassung, wenn die Erträge im Schnitt der letzten 3 Jahre abweichen),
  • Zu- und Abschläge mit verbindlichen Vorgaben,
  • N-Bilanzüberschuss von voraussichtlich max. 50 kg N/ha (bisher 60 kg N je ha) im Mittel der drei letzten Jahre und
  • die Aufzeichnungspflicht.


Abweichungen vom N-Sollwert sind künftig nur noch in begründeten Ausnahmen erlaubt. Zudem werden die zuständigen Behörden das Überschreiten des neuen Bilanzgrenzwertes ahnden. Damit wird die Bedarfsermittlung vor der N-Düngung für alle Landwirte sehr wichtig, und zwar für jede Kultur sowie jeden Schlag. Verschärft wird dies noch dadurch, dass aus den Veredelungsregionen Nordwestdeutschlands immer mehr organische Dünger in die Ackerbauregionen drängen. Deren Bewertung in der Düngeplanung und effizienter Einsatz vor allem im Frühjahr in wachsende Getreide- und Rapsbestände erschwert die N-Bedarfsermittlung zusätzlich.


Verschiedene Methoden:

Um den genauen N-Bedarf während der Vegetationsperiode zu ermitteln, eignen sich verschiedene Methoden, wie z.B. die Nitratanalyse (Nitracheck), der Yara N-Tester bei Getreide oder die Aufwuchsmengenmessung bei Raps. Alle Methoden haben Vor- und Nachteile:


  • Der N-Tester lässt sich einfach handhaben. Er misst optisch die Chlorophyll-Konzentration des jüngsten, vollentwickelten Blattes. Die Messung erfolgt im Feld an mindestens 30 Pflanzen. Diese wählt man repräsentativ über den Schlag aus. Aus den Messwerten ermittelt das Gerät einen Mittelwert, aus dem der N-Düngebedarf der Pflanzen abgeleitet wird. Dieser N-Tester wird auch eingesetzt, um den Yara-N-Sensor zu kalibrieren.


Die Erfahrungen mit dem N-Tester sind oft recht schwankend. Sofern ausreichend Wasser vorhanden ist, stimmt der Wert häufig mit dem Nitratgehalt der Pflanze überein. Problematisch wird die indirekte Messung jedoch in Trockenphasen oder wenn witterungsbedingt Pflanzen aufhellen, zum Beispiel nach Kälteperioden. Bei Trockenheit werden die Pflanzen dunkel und das Gerät deutet an, dass sie ausreichend versorgt sind. Dagegen zeigen Nitrat-Messungen dann aber, dass der Gehalt stark gesunken ist und die Pflanzen unter Mangel leiden. Eine Düngeempfehlung über den N-Tester erfolgt jedoch nicht.


Aufgrund dieser unsicheren Bedarfsableitung hat sich der N-Tester zur Bedarfsermittlung aus unserer Sicht nicht bewährt und sollte zumindest immer wieder überprüft werden.


  • Eine weitere Methode ist die Nitratanalyse (Nitracheck). Seit mehr als 20 Jahren setzt die LWK Niedersachsen die Messung des Nitratgehaltes von Getreide zur Bedarfsermittlung in der Beratung ein. In vielen Versuchen hat man das System gegenüber der Sollwertdüngung und anderen Verfahren erfolgreich getestet. Die Vorteile dieser Nitratanalyse liegen besonders in der Bestimmung des Düngetermins und der Bemessung der N-Menge.


Diese Methode basiert darauf, in der Vegetationsperiode die Pflanzen regelmäßig etwa alle 7 bis 14 Tage auf ihren Nitratgehalt zu untersuchen. Dazu entnimmt man aus dem Bestand an einer repräsentativen Stelle etwa 30 Pflanzen, schneidet den unteren Stängelgrund (etwa 1 cm) ab und presst diesen, um den Pflanzensaft zu gewinnen. Diesen untersucht man auf den Nitratgehalt.


Nitracheck zu aufwendig:

Bisher war es dafür notwendig, den Saft zu verdünnen, einen Teststreifen darin einzutauchen und anschließend fotometrisch zu untersuchen. Die Pflanzen sind ausreichend versorgt, wenn der Nitratgehalt mehr als etwa 400 bis 800 ppm beträgt. Liegt er darunter, ist eine Düngung nötig. Die Düngergabe orientiert sich dabei am Entwicklungsstadium und weiteren Faktoren, wie z.B. dem Nmin, dem Sollwert und der Sorte. In den Versuchen hat man immer Gaben von 40 bis 60 kg N/ha gedüngt. In begründeten Fällen, wie eine länger vorhergesagte Trockenheit, weicht man davon ab. Insgesamt ist die Nitratuntersuchung mithilfe des Nitrachecks jedoch ein aufwendiges Verfahren, das in der Vergangenheit allenfalls die Beratung, aber selten die Praxis angenommen hat.


  • Das neue Gerät NO3-Laqua twin 741 vereinfacht die Messung des Nitratgehaltes deutlich. Zur Saftgewinnung dient eine Pflanzenpresse, die man auch selbst bauen kann. Der Pflanzensaft lässt sich mithilfe des neuartigen NO3-Laqua der Firma Horiba direkt messen. Dies ist wesentlich einfacher als die bislang aufwendige Prozedur beim Nitracheck. Den Nitratgehalt misst man über eine flache Ionenelektrode direkt. Der Messbereich ist mit 30 bis 9900 ppm sehr weit. Er deckt damit den Nitratgehalt der Getreide-, Mais- und Rübenstängel optimal ab.


Das Messgerät kostet ca. 800 € (Nitratsensor 350 €, Pflanzenpresse 450 €). Beide Geräte können Sie u.a. bei Horiba in Oberursel (www.horiba.com) oder der niederländischen Firma Estede (www.specmeters.com) beziehen.


Die ersten Erfahrungen der LWK Niedersachsen mit dem neuen Gerät überzeugten. Die Messungen lassen sich damit sehr schnell und auch direkt am Feld durchführen. Der Messaufwand beträgt nur noch wenige Minuten.


Die Messungen bzw. Interpretationen der Nitratgehalte können in allen Wintergetreidearten nach dem Schema in der Übersicht auf Seite 58 erfolgen. Dabei sollte man diese nach einer Andüngung etwa ab dem Monatswechsel März/April durchführen. Die Messintervalle liegen dann bei 7 bis 14 Tagen. Grundsätzlich sollte man erst dann düngen, wenn der Nitratgehalt unter den Schwellenwert von 400 bis 500 ppm gesunken ist. Durch die Messungen lässt sich zunächst der Termin der Schossergabe bestimmen. Bei Gerste und Roggen kommt in der Regel nur ein Termin infrage. Nach erfolgter Düngung sind weitere Messungen erst wieder in BBCH 32/34 durchzuführen.


Bei Weizen sind häufig zwei Schossergaben sinnvoll – besonders bei Weizen nach Weizen. Hier sollte man auch einen längeren Zeitraum untersuchen. Besonders beim Blattfruchtweizen kann man in der früheren Phase eher einen niedrigeren Nitratwert tolerieren, wie die Versuche zeigen. Die Witterung beeinflusst dabei stark die N-Aufnahme. Besonders bei Trockenheit gehen die Werte schnell in den Keller. Aus unseren Erfahrungen wissen wir, dass dann eine weitere Düngung sinnvoll ist. Bleibt es jedoch trocken und die Werte steigen erst nicht an, sollte das Düngen zunächst ausgesetzt werden.


Beim Bemessen der Gaben ist der Sollwert als Rahmen für die Düngung zu beachten (N-Angebot). Die Einzelgaben hat man in den Versuchen immer mit 40 bis 60 kg/ha N bemessen. Bei fortgeschrittener Vegetation oder zu Beginn einer längeren Trockenphase können die Gaben auch höher sein.


Auch in Mais, Kartoffeln, Rüben:

Die Nitratgehalte lassen sich mit dem NO3-Laqua auch in anderen Kulturen messen. Erfahrungen liegen damit z.B. in Kartoffeln vor, aber auch in Mais und Rüben. Nach einer Andüngung mit Gülle oder Gärresten und einer Unterfußdüngung mit DAP lässt sich bei Mais die mögliche Kopfdüngung mithilfe der Nitratanalyse bemessen. Der Grenzwert beträgt hier jedoch 3500 ppm. Bei Mais erfolgt die Probenahme wie beim Getreide aus dem Stängel. Anders bei Rüben, hier presst man die Blattstiele. Die Nitratgrenzwerte liegen etwa auf dem Niveau von Mais bei 3000 ppm. Weitere Versuchserfahrungen sind jedoch erforderlich. Im Raps haben wir die Nitratanalyse bislang nicht getestet.

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