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Fuchsschwanz: Späte Saatentlastet Herbizide

Lesezeit: 6 Minuten

Auf Ackerfuchsschwanz-Problemstandorten sind Herbizide nahezu wirkungslos. Da helfen nur noch ackerbauliche Maßnahmen. Was eine spätere Saat bei Weizen und Gerste bringt, zeigen jetzt neue Versuche.


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Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Obwohl viele wissen, dass Herbizide gegen Ackerfuchsschwanz aus neuen Wirkstoffgruppen in den nächsten 10 Jahren nicht zu erwarten sind, klammert sich ein Großteil der Berater und Landwirte an diesen Strohhalm.


Zugegeben, den leichten, unbeschwerten Königsweg zur Lösung des Problems gibt es nicht. Dass wir aber dringend handeln müssen, zeigt Folgendes: In den klassischen Marktfruchtbetrieben Schleswig-Holsteins gibt es nur noch wenig Flächen ohne Ackerfuchsschwanz. Die Herbizid-Resistenzen gewinnen in vielen Beständen zunehmend die Oberhand. So wirken Axial und Traxos oft gar nicht mehr oder nicht mehr sicher. Ähnliches gilt für die FOP’s in Winterraps und Rüben.


Doch damit nicht genug: Problematisch sind zudem die DIM’s. Focus Ultra, Select 240 EC und Aramo schwächeln nicht nur in der Marsch, sondern zusätzlich im Östlichen Hügelland. Atlantis WG, das noch immer als stärkstes Herbizid gegen das Ungras gilt, wirkt auf einigen Flächen in Nordfriesland und der Elbmarsch schlecht bis gar nicht mehr. Das gilt auch für Schläge im Östlichen Hügelland.


Großprojekt:

Um Lösungsansätze gegen das hartnäckige Ungras zu erarbeiten, wurde in Schleswig-Holstein an zwei Standorten bereits in 2009 ein Großprojekt auf den Weg gebracht. Dieses soll klären, wie Fruchtfolge, Bodenbearbeitung und Pflanzenschutzmaßnahmen langfristig die Entwicklung des Ackerfuchsschwanzes beeinflussen. Nach den ersten vier Jahren zeigte sich Folgendes:


  • Bei einem hohen Weizenanteil in der Fruchtfolge hängt alles vom Wirk­potenzial des Herbizids Atlantis WG ab. Ein Verzicht dieses Mittels führt dazu, dass der Fuchsschwanzdruck massiv ansteigt. Am stärksten betroffen waren die Mulchsaaten. Aber auch in den Pflugvarianten stieg der Besatz bei enger Weizenfruchtfolge deutlich an.
  • Reduzieren ließ sich der Ackerfuchsschwanzdruck in den jeweiligen Versuchsjahren erst im nachfolgenden Winterraps. Auch eine Sommerung verminderte den Besatz. Der Einbau von Winterraps in die Fruchtfolge senkt den Druck allerdings nicht mehr, wenn wegen einer FOP- und DIM-Resistenz die Hauptlast auf dem Wirkstoff Propyzamid (Kerb Flo, Milestone, Cohort) liegt. Der Grund: Der Raps hat es wegen der starken Ungraskonkurrenz dann schwer, den optimalen Kerb-Termin zu erreichen. Nachteil dabei ist zudem, dass der Selektionsdruck auf den letzten verbliebenen Wirkstoff steigt.
  • Einen entscheidenden Effekt auf den Fuchsschwanzdruck hat vor allem der Faktor Saatzeit. Weil der Hauptauflauf des Ungrases im September erfolgt, steigt bei früher Saat der Druck auf die Herbizide rasant an.


Späte Weizensaat hilft:

Weil insbesondere das Verschieben der Saat nach hinten vielversprechend ist, wurde das Konzept im Ackerfuchsschwanzprojekt nach vier Jahren geändert. Für die Bodenbearbeitungsvarianten „Pflug“, „Mulchsaat“ und „flache Mulchsaat“ gibt es jetzt zwei Saattermine. Ein weiterer Versuch wurde zudem an einem anderen Standort im Kreis Storman (siehe Kasten) angelegt. Ziel ist es, die Wirkung der Saatterminverschiebung auf den Fuchsschwanzbesatz bei unterschiedlichen Bedingungen präzise darstellen zu können.


Die Witterung, vor allem in den zwei zurückliegenden Versuchsjahren, hätte unterschiedlicher kaum sein können. So war das Jahr 2012/13 geprägt durch einen langen Winter mit Frost und Schneeperioden. Anschließend erfolgte ein später Vegetationsstart Anfang April. Im Gegensatz dazu präsentierte sich der Winter im Versuchsjahr 2013/14 von seiner milden Seite. Die Vegetation startete einen Monat früher.


Die aktuellen Ergebnisse aus der Saison 2013/14 im Winterweizen entnehmen Sie der Übersicht 1. Die Skala ist bewusst gleich gehalten, um die Werte besser miteinander vergleichen zu können. Hier das Wichtigste:


  • In den 5 geprüften Winterweizen-sorten ließ sich der Ackerfuchsschwanz-Besatz in allen Varianten allein durch die spätere Saatzeit deutlich senken.
  • Die unbehandelten Kontrollen des späten Saattermins wiesen sogar weniger Fuchsschwanz auf als die Bodenherbizid-Varianten der frühen Saatzeit.
  • Zur früheren Saatzeit traten bei der Sorte Tobak in der unbehandelten Kontrolle die meisten Fuchsschwanz-Ähren pro m2 auf.
  • Bei späterer Saat war in den Kon­trollvarianten von Inspiration und Orcas der geringste Fuchsschwanz-Besatz zu bonitieren. Demnach hat auch die Sorte einen Einfluss auf die Zahl der Fuchsschwanz-Ähren. Bildet sie eher breite Blätter, unterdrückt sie den Fuchsschwanz besser.


Die Ernte aller Versuchsparzellen erfolgte am 8. August 2014. Dass der Ackerfuchsschwanz schlimmstenfalls bis zu 45 dt/ha Ertrag kosten kann, verdeutlichen die Ergebnisse in Übersicht 2. Die Kontrollvarianten der frühen Saatzeit waren völlig verungrast. Die Bodenherbizide konnten die Erträge deutlich und statistisch absicherbar steigern. Allerdings blieb der Absolutertrag, z. B. der Sorte Farandole, auf einem eher niedrigen Niveau im Vergleich zur späten Saatzeit. Eine zusätzliche Frühjahrsbehandlung mit Atlantis WG erhöhte bei früher Saat die Erträge nochmals. In einigen Varianten ließ sich dies statistisch aber nicht absichern.


Ein völlig anderes Bild ergab sich in der späten Saatzeit. Hier lagen die Erträge der Kontrollvarianten oft bereits über 100 dt/ha. Während die Bodenherbizide den Ertrag häufig noch leicht erhöhten, brachte die zusätzliche Atlantis-Anwendung oft keinen Effekt. Das heißt: Bei später Saat nimmt der Druck, der auf den Herbiziden lastet, enorm ab.


Auch Gerste später säen:

Nach den beiden Versuchsjahren mit Weizen folgte Wintergerste. Nach 2-maliger Stoppelbearbeitung wurde Mitte September 2014 gepflügt und die Fläche saatfertig gemacht. Im Unterschied zu den Jahren zuvor, wurde ein Herbizidversuch in beiden Saatzeiten angelegt.


Die Fläche für den späten Saattermin blieb saatfertig liegen, gegen aufgelaufenen Ackerfuchsschwanz erfolgte ein Glyhosateinsatz. Für den Septembertermin wurde die Sorte Keeper, für Oktober die Sorte Galation (Hybride) gewählt. Allerdings entwickelte sich die Hybridsorte nicht so kräftig wie erwartet. Hier die wichtigsten Ergebnisse der Wintergersten-Versuche:


  • Wie im Winterweizen ließ sich der Fuchsschwanz-Besatz in den Varianten zur späten Saatzeit am 4. Oktober auch ohne Herbizideinsatz stark reduzieren.
  • Die Bodenherbizidvariante mit Cadou Forte im Vorauflauf erzielte in beiden Saatzeiten eine gute Wirkung. Der Boxerzusatz verbesserte diese.
  • Die Variante mit Axial im Frühjahr brachte kaum eine zusätzliche Wirkung. Das bedeutet: Wirkt Axial nicht mehr, muss man den Saattermin zwangsläufig nach hinten verlegen. Andernfalls ist Wintergerste unter Fuchsschwanzdruck nicht in der Fruchtfolge zu halten.


Wie ein Landwirt versucht, auf seinen Flächen resistenten Fuchsschwanz auszuschalten, lesen Sie auf Seite 86.

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