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„Füttern“ Sie schwaches Getreide jetzt recht­zeitig!

Lesezeit: 9 Minuten

Wenig Stickstoff im Boden und die teilweise schlechte Entwicklung vor Winter erfordern ein frühes Andüngen. Dr. H. Schönberger, N.U. Agrar GmbH, informiert.


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Das Getreide entwickelte sich im vergangenen Herbst sehr verhalten. Selbst der im Norden und Nord-osten bis Mitte September gesäte Wei-zen erreichte mit Mühe und Not das 5- bis 6-Blattstadium vor Winter und bildete meist nur 2 bis 3 Nebentriebe je Pflanze. Weizenbestände, die im Rheinland bis zum 15. Oktober gesät werden konnten, schafften noch einen Seitentrieb. In den Höhenlagen der Mittelgebirge und in Schleswig-Holstein musste der Weizen dazu schon um den 25. September im Boden sein. Nach dem 25. Oktober gesäter Weizen ist im Rheinland und in den Föhnlagen Süddeutschlands noch vor der Winterruhe aufgelaufen, später bestellter Weizen keimte erst unter dem Schnee.


Kräftige, vor Winter gut bestockte Gerste gibt es in Ostdeutschland und in den Mittelgebirgslagen, wenn sie bis zum 12. September im Boden war. Das gilt auch für Regionen südlich der Donau, wo der Föhn im November noch einmal für einen Wachstumsschub sorgte. Die meisten Gerstenbestände waren jedoch sehr verhalten bis schwach entwickelt und bildeten meist nicht mehr als 2 bis 3 Seitentriebe.


Schnee schützte vor Frost


Die tiefen Fröste in der Woche nach Weihnachten richteten aufgrund der bis zu 50 cm mächtigen Schneedecke noch keinen Schaden an. Die Schneedecke verhinderte aber auch, dass Frost tiefer in den oft strukturgeschädigten Boden eindrang und Verdichtungen oder Schmierschichten lockerte.


Frühlingshafte Temperaturen mit warmem Regen ließen im Januar in den meisten Ackerbaugebieten den Schnee rasch wegtauen. Böden, die vorher maximal 15 bis 25 cm tief durchgefroren waren, tauten innerhalb weniger Tage auf.


Seenlandschaften, die zum Teil noch vom nassen Herbst herrührten und sich durch die Schneeschmelze noch weiter ausdehnten, sind ein von weitem sichtbarer Hinweis auf Strukturschäden, wenn die Drainagen nicht zugewachsen und verstopft sind.


Wo nicht mehr als 15 bis 20 cm Schnee lagen, reichte die geringe Strahlung, dass sich die Getreidepflanzen unter dem Schnee weiter entwickelten und 1 bis 2 neue Blätter schieben konnten. Bestände, die im 3- bis 4-Blattstadium in den Winter gingen, begannen unter der Schneedecke sogar zu bestocken. Die Assimilate für den Neuzuwachs unter dem Schnee stammten aus dem Chlorophyll-Abbau der älteren Blätter. Es ist zu erwarten, dass diese Bestände erst einmal gelb werden, wenn das Wachstum in Gang kommt.


Die Temperaturen lagen direkt unter Schnee selbst an Eistagen knapp über 0 °C. Deshalb entwickelten sich auch die Vegetationskegel weiter. Ein Großteil der Gersten- und vor allem der Roggenbestände hat inzwischen das Doppelring-Stadium erreicht und auf Ährchen-Differenzierung umgeschaltet.


Insgesamt ist das Risiko aber hoch, dass die Bestände zu dünn werden. Das gilt vor allem für später gesäte Wintergerste, bei der mit dünnen Beständen und kurzen Ähren zu rechnen ist. Das trifft aber auch für zeitlich normal gesäten Weizen zu, der aufgrund der schwachen Entwicklung vor Winter nicht mehr bestocken konnte.


Wurzeln schwach entwickelt


Infolge der Nässe und des Sauerstoffmangels im Boden bildete das Wintergetreide kein gutes Wurzelwerk. Darunter leidet vor allem die früh gesäte Gerste, wenn die Vegetation erst spät wieder in Gang kommen sollte und die Pflanzen zeitgleich beginnen zu Schossen. Mit dem Übergang ins Schossen ist das Maximum der Wurzelbildung erreicht, danach gilt es, den vorzeitigen Wurzelabbau zu verhindern.


Spät gesäter Weizen, der im Einblatt-Stadium in den Winter ging, kann dagegen im Frühjahr noch länger bestocken und Wurzeln bilden.


Die schwache Wurzelentwicklung verringert nicht nur das Nährstoff-aneignungsvermögen der Pflanze. Dadurch wird auch die Produktion von Phytohormonen (Cytokininen) eingeschränkt, die für die Anlage der Ertragsanlagen, für die Bestockung, die Ährchen-Differenzierung und später auch für die Bildung der Speicherzellen im Korn verantwortlich sind.


Vor allem früh schossende, nicht frühzeitig bestellte Getreidearten (Wintergerste) und Weizensorten (z. B. Cubus, JB Asano, Mercato, Premio, Mulan) laufen deshalb in diesem Jahr Gefahr, dass die Bestände zu dünn werden. Wintergerste, vor allem zweizeilige Sorten, aber auch frühschossende, mehrzeilige Sorten mit frühem Abschluss der Ährenanlage (z. B. Fridericus) und die oben genannten Weizensorten müssen deshalb um 20 bis 30 kg/ha N höher angedüngt werden als vergleichbar entwickelte später schossende Sorten. Damit wird die Regeneration nach der Winterruhe und die Ausbildung der Ertragsanlagen gefördert.


Dennoch ist das Risiko aber generell hoch, dass die Bestandesdichte in diesem Jahr zu niedrig sein wird. Deshalb hat die Förderung der Ährchendifferenzierung in Weizen und Gerste erste Priorität, um die notwendige Korndichte (Anzahl erntefähiger Körner je m2) sicherzustellen. Das wird zum einen erreicht durch die erhöhte Startgabe, zum anderen durch den frühen Einsatz von Wachstumsreglern ab dem Doppelringstadium. Auch die Spritzung von Mangan während der Bestockung ist förderlich, um die Anlagephase zu verlängern.


Frühe Startgabe für die Regeneration


Für die Regeneration der Bestände nach der Winterruhe ist eine Mindestkonzentration an Nitrat-Stickstoff in der Wurzelzone notwendig. Ist sie zu gering, springen die Bestände erst an, wenn Stickstoff aus dem Boden freigesetzt wird. Dieses Phänomen lässt sich gut an Autobahnen beobachten: An der nach Süden ausgerichteten Böschung beginnt das Gras früher zu grünen als auf dem nach Norden geneigten Randstreifen. Unmittelbar neben der Fahrbahn, wo die N-Konzentration höher ist, fängt das Gras früher an zu wachsen.


Aufgrund der niedrigen Nmin-Vorräte im Boden ist deshalb die Startgabe mit Kalkammonsalpeter (KAS) in diesem Frühjahr effektiver, wenn die Vegetationsruhe bis in den März hinein anhält oder die Andüngung nicht bis Anfang März erfolgen kann.


Diese N-Mindestkonzentration darf während der Vegetation nicht mehr unterschritten werden. Wenn die Wurzeln tiefer wachsen, ist im größeren Wurzelraum auch eine höhere N-Menge (kg/ha) notwendig, um diese Konzentration aufrecht zu halten. In Böden mit höherem Wassergehalt und stärkerer Sorption ist dazu mehr Stickstoff notwendig als auf sandigen Böden.


Wenig Stickstoff aus dem Boden zu erwarten


Die Nmin-Werte lagen in unseren Testflächen im November auch auf Standorten mit hohem Nachlieferungspool auf dem niedrigsten Niveau der letzten 10 Jahre. Nach dem Tauwetter im Januar ist davon auszugehen, dass die Nitrat-Vorräte aus dem Wurzelraum gewaschen wurden. Auch die Schwefel-Vorräte sind auf ein Minimum abgesunken, so dass auch rechtzeitig Schwefel gedüngt werden muss.


Zudem ist auf den meisten Standorten aufgrund der strapazierten Bodenstruktur und der mit Wasser überstauten Böden mit eingeschränkter N-Nachlieferung zu rechnen. In Jahren mit ähnlichem Witterungsverlauf (2002/03, 1995/96, 1981/82, 1978/79, 1962/63) kam die Nachlieferung nur langsam in Gang.


Etwas besser als im Vorjahr sieht es aus, wenn Getreide nach Getreide steht, weil das Stroh im Boden weitgehend abgebaut wurde und deshalb der Stickstoff im Frühjahr durch das Stroh nicht mehr fixiert wird. Dagegen ist das Stroh nach Körnermais bislang kaum angerottet. Dadurch werden im Frühjahr je nach Strohmasse zwischen 30 und 50 kg/ha N festgelegt. Das ist bei der Startgabe und bei der 2. N-Gabe zu berücksichtigen.


Mit deutlich höherer Nachlieferung ist auf lehmigen und tonigen Böden nur dann zu rechnen, wenn die Böden durch Kahlfröste bis unter die Krume durchfrieren. Allerdings sind dadurch zusätzliche Pflanzenverluste in Kauf zu nehmen, da sich der Boden durch die Eisbildung hebt und die Wurzeln aus der Verankerung löst. Bleibt es danach trocken, sollten Sie vor allem die schwach entwickelten Getreidebestände unbedingt und vor allem frühzeitig anwalzen, um den Kontakt zwischen Wurzel und Boden wieder herzustellen.


Startgabe und 2. N-Gabe sichern den Ertragsaufbau


Durch die Startgabe wird festgelegt, wie viele Ähren maximal gebildet werden. Damit wird aber auch die maximale Ährchenzahl festgelegt. Mit der 2. N-Gabe zum Schossen nehmen Sie Einfluss auf die Reduktion von Ertragsanlagen. Beeinflusst wird damit aber auch schon der Grundpool an Stickstoff in der Pflanze für die Kornbildung in den ersten 10 Tagen nach der Befruchtung. Die 2. N-Gabe entscheidet über den endgültigen Ertragsaufbau. Während die N-Aufnahme in der Bestockung vorrangig mit der späteren Ährenzahl korreliert, gilt dies während des Schossens für die Korndichte.


Die N-Aufnahme bis zum Ährenschieben ergibt sich aus dem N-Bedarf für den Bestandesaufbau, abhängig von der Ziel-ährenzahl, sowie aus dem erreichbaren Ertragspotenzial. Der Weizen muss für 500 Ähren/m2 etwa 60 kg/ha N in Spross (ohne Körner) und Wurzeln aufnehmen. Für die Bildung der Ertragsanlagen sind für 90 dt/ha Ertragsziel 90 kg/ha N notwendig, der Weizen muss somit bis zum Ährenschieben 150 kg/ha N aufnehmen. Der bereits aufgenommene Stickstoff wird davon abgezogen.


Gerste sollte bei gleich hoher Ertragserwartung bis zum Ährenschieben 80 % der Menge des Weizens für die Bildung der Kornanlagen aufnehmen. Dazu kommt der N-Bedarf für Stroh und Wurzeln (70 kg N je ha für 500 Ähren (mehrzeilige Sorten) bzw. 900 Ähren/m2 (zweizeilige Sorten).


Für die Kalkulation ist noch der Mindestpool an Stickstoff im Wurzelraum bis 60 cm zu berücksichtigen. Das sind zwischen 40 und 80 kg/ha N, abhängig von Bodenart und Wurzelausbildung. In diesem Jahr muss aufgrund der schwachen Wurzeln mehr Stickstoff im Boden vorliegen.


Von dem errechneten Zielwert werden der Nmin-Vorrat im gesamten Wurzelraum und die voraussichtliche N-Nachlieferung bis Ende Mai abgezogen. Daraus ergibt sich die N-Düngung für den Ertragsaufbau (1. + 2. N-Gabe). Nach Abzug der Startgabe ergibt sich die N-Menge zum Schossen. Details dazu finden Sie in der top agrar-Ausgabe April 2010.


Wann die 2. Gabe düngen?


Der Termin für die 2. N-Gabe hängt von der Entwicklung der Bestände im Frühjahr ab:


Schwache Bestände, die um den 20. März (Gerste) bzw. Anfang April (Weizen) wenige kräftige Triebe mit mind. 4 Blättern/m2 gebildet haben als später für die Ährenzahl angepeilt werden, sind noch vor dem Schossen (EC 29/30) nachzudüngen, um möglichst viele der Triebe zu erhalten.


In gut entwickelten Beständen mit 50 % mehr kräftigen Trieben/m2 zu den genannten Zeitpunkten kann die Anschlussdüngung in EC 31 fallen, wenn die Ähre im Halm etwa 1 cm lang ist,


Kräftige Bestände mit mehr als doppelt so viel kräftigen Trieben, als für spätere Ähren gewollt sind, sollten erst bis zur Ährenstreckung („Große Periode“) in EC 31/32 die 2. N-Gabe erhalten.


Mit üppigen Beständen mit hohem Anteil an Nebentrieben 2. Ordnung ist in diesem Jahr weniger zu rechnen. Diese Bestände sollten erst nachgedüngt werden, wenn die Triebreduktion (EC 32/37) eingesetzt hat.

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