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Fungizide: Was leisten die neuen Produkte?

Lesezeit: 7 Minuten

Die Wirkstoffvielfalt nimmt ab. Umso wichtiger ist es, optimale Kombinationen zu wählen. Über neue Mittel für die Saison 2018 und aktuelle Resistenzentwicklungen berichtet Hermann Hanhart, LWK Nordrhein-Westfalen.


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In der kommenden Saison wird es einige Neuerungen geben. Auf die Zulassung von Ascra Xpro hofft die Firma Bayer. Das Produkt ist eine Weiterentwicklung von Aviator Xpro. Neben 130 g/l Prothioconazol und 65 g/l Bixafen enthält es mit 65 g/l Fluopyram ein weiteres Carboxamid. Die beantragte Menge liegt in Gerste bei 1,25 l/ha, in allen anderen Getreidearten bei 1,5 l/ha.


Das Fluopyram soll die Wirkung vor allem gegen Netzflecken und Septoria tritici absichern. In unseren Versuchen zeigte Ascra Xpro bei geringem Befall vergleichbare Wirkungen und Mehrerträge wie Aviator Xpro. Bei Starkbefall sind aber bessere Wirkungsgrade zu erwarten, auch deshalb, weil das Fluopyram in das Pflanzengewebe beschleunigt eindringt. Im Vergleich zeigte das neue Produkt zudem eine verbesserte Mehltau-/Septoria- und DTR-Wirkung.


An der Resistenzgefährdung ändert sich aber nur wenig. So benötigt auch Ascra Xpro gegen Netzflecken und Ramularia eine Unterstützung durch weitere Fungizidgruppen (Chlorthalonil und Strobis). Der Hersteller favorisiert den Einsatz des neuen Fungizids im Winterweizen. Die Umweltauflagen werden erst mit der Zulassung bekannt.


Neue Packs…

Wegen der Resistenzentwicklung der Carboxamide erweitert Bayer das Portfolio um einen Pack aus 2x5 l Aviator Xpro + 15 l Amistar Opti bzw. 2x3 l Aviator Xpro + 2x4,5 l Amistar Opti. Die Firma empfiehlt eine Aufwandmenge von 0,8 l/ha Aviator Xpro plus 1,2 l/ha Amistar Opti, um Ramularia und andere Krankheiten in Wintergerste sicher zu kontrollieren.


Aus dem gleichen Grund bietet BASF den Adexar Amistar Opti Pack an. Mit jeweils 1,4 l/ha lassen sich damit Netzflecken und Ramularia in Gerste beseitigen.


Das neue Fungizid Priaxor wurde überraschend bereits im letzten Jahr zugelassen. Die hoch aufgeladene Kombination besteht aus dem Carboxamid Fluxapyroxad (75 g/l) und dem Strobilurin Pyraclostrobin (150 g/l). Einsetzen lässt sich das Mittel in Weizen, Gerste, Roggen und Triticale mit 1,5 l/ha von EC29 bis 69 gegen Mehltau, Rostkrankheiten, Septoria tritici, DTR, Netzflecken, Rhynchosporium und Ramularia. Eine zweimalige Anwendung ist möglich. Bei 90%-driftmindernden Düsen ist lediglich der länderspezifische Mindestabstand zu Gewässern einzuhalten.


Priaxor sollte immer in Kombination mit einem Azol zum Einsatz kommen. Die BASF wird es 2018 daher im Pack mit Osiris anbieten, favorisiert für Winterroggen mit Aufwandmengen von 1,0 + 1,0 l/ha. In letztjährigen Versuchen zeigte die Kombi eine sehr gute Wirkung gegen Braunrost in Roggen.


Das Unternehmen Nufarm bietet einen Pack aus Soleil plus Vegas an (5 l Soleil plus 1 l Vegas). Das Tebuconazol-Produkt Memphis wird nicht mehr vertrieben. Im Rahmen der Fusionen plant Nufarm, einige Fungizide von anderen Firmen zu übernehmen.


Im Jahr 2018 wird Syngenta den Elatus Sympara Pack auch in einem kleinerem Gebinde aus 5 l Elatus Era plus 2x0,825 l Sympara anbieten.


Künftig vertreibt auch die Firma Belchim Getreidefungizide. Für 2018 bietet sie den Property Start Pack an. Dieser besteht aus Opus Top und dem neuen Produkt Property 180 SC, das 180 g/l Pyriofenon enthält. Dieser Wirkstoff gehört zur Gruppe der „Aryl-phenyl-ketone“, zu der auch das aus dem Capalo bekannte Metrafenone zählt. Property ist in Weizen und Gerste (auch Sommergerste) zur Bekämpfung von Echtem Mehltau mit 0,5 l/ha zugelassen. In Gerste lässt es sich von EC31 bis 51, in Weizen bis Mitte der Blüte mit maximal zwei Anwendungen einsetzen. Das Fungizid erzielt ausschließlich eine protektive Wirkung, vorhandener Mehltau wird nicht erfasst. Die Firma verspricht eine lang anhaltende vorbeugende Wirkung von drei Wochen.


In puncto Resistenzgefährdung ist der Wirkstoff Pyriofenon wie folgt zu bewerten: Bei Metrafenone – welches zur selben Wirkstoffgruppe gehört – ist seit Jahren eine nachlassende Wirkung vor allem gegen Weizenmehltau zu beobachten. Neben wenigen vollresistenten Typen ist ein mehr oder minder großer Anteil der Gesamtpopulation moderat angepasst. Das heißt, dass mit Metrafenone nur geringer bis maximal mittlerer Mehltaudruck zu kontrollieren ist. Positiv ist aber, dass die vollresistenten Typen bislang kaum zunehmen, weil sie keine „Fitness“ aufweisen.


Mit ähnlichen Wirkverlusten wird daher beim Pyriofenon zu rechnen sein. Gegen Gerstenmehltau dürften beide aber gut wirken. Um die Mehltauteilwirkung abzusichern, empfiehlt es sich, beide Wirkstoffe immer mit weiteren Fungiziden zu ergänzen. Geeignet ist dafür z.B. Fenpropimorph, der vorhandenen Mehltau eradikativ beseitigt.


Den Pack bietet die Firma daher im Verhältnis von 0,5 l/ha Property + 1,5 l je ha Opus Top an. Ähnlich wie bei Capalo ist ein breiter Einsatz möglich, sofern nicht starker Mehltaubefall in anfälligen Sorten zu kontrollieren ist. Inwieweit von der Kombination – ähnlich wie beim Capalo – eine Nebenwirkung gegen Halmbruch gegeben ist, müssen weitere Versuche klären.


…und Einzelprodukte:

Darüber hinaus bietet Belchim mit Helocur 250 EW ein Tebuconazol-haltiges Fungizid an. Die Zulassung in den Kulturen ist sehr unterschiedlich:


  • in Gerste nur gegen Echten Mehltau mit 1,25 l/ha von EC30 bis 61 (maximal zwei Anwendungen),
  • in Triticale gegen Echten Mehltau mit 1,25 l/ha und zwei Einsätzen von EC31 bis 61 sowie gegen Fusarium mit 1,25 l je ha von EC61 bis 69 (eine Anwendung),
  • im Weizen gegen Echten Mehltau mit 1,0 l/ha und zwei Anwendungen von EC 30 bis 61, gegen Braun- und Gelbrost mit 1,0 l/ha von EC30 bis 61 sowie gegen Fusarium mit 1,0 l/ha von EC61 bis 69 (maximal je ein Einsatz).


Wegen dieser differenzierten Indikationszulassung ist eine Info in der Fungizidübersicht (ab Seite 76) nicht möglich. Zu beachten ist daher immer die Gebrauchsanleitung. Dasselbe gilt für ein neues Tebuconazol-haltiges Fungizid mit dem Namen Teson (Firma Plantan). Die Zulassung entspricht exakt der vom Helocur 250 EW.


Neu, aber auch bereits seit dem letzten Jahr zugelassen, ist Torero von der Firma FMC. Es enthält Azoxystrobin, bekannt aus dem Amistar. Mit günstigen Auflagen und einem niedrigen Preis kann man das Fungizid kombiniert mit Azolen z.B. im Roggen nutzen.


Schrumpfende Wirkstoffpalette:

Der Wirkstoff Picoxystrobin hat kürzlich die Zulassung verloren. Im Rahmen der Neubewertung hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bei Metaboliten einen negativen Einfluss auf genotoxische Veränderungen und auf Regenwurm- sowie „Aquatische Organismen“ festgestellt. Von der Firma lagen darüber kurzfristig keine Studien vor. Die EU-Kommission hat für den Wirkstoff das Zulassungsende zum 30.11.2017 beschlossen.


Betroffen sind die Produkte Acanto und Credo. Der Handel darf die Produkte noch ein halbes Jahr nach Zulassungsende verkaufen, also bis zum 30. Mai 2018. Die Aufbrauchfrist für den Landwirt endet zum 30.11.2018. In der kommenden Saison ist Credo – das wichtigste Fungizid in Wintergerste – aber noch einsetzbar. Ob dann Amistar Opti, das letzte gegen Ramularia noch wirksame Produkt, über 2018 hinaus verfügbar bleibt, ist momentan Spekulation. Die Firma DuPont gibt den Wirkstoff Picoxystrobin aber nicht auf. Studien mit Daten zur Entkräftung des Gefährdungspotenzials will sie nachreichen.


In der kommenden Saison ist im Weizen zur Kontrolle von Septoria erstmalig kein Chlorthalonil in einem Soloprodukt verfügbar. Falls Septoria tritici mit höherem Befallsdruck auftritt, muss man entweder auf Dithane NeoTec oder alternativ auf Amistar Opti zurückgreifen. Tritt gleichzeitig Gelbrost auf, ist das enthaltene Strobilurin gut verwertet.


Die Bewertung im Detail:

Alle Fungizide gegen Krankheiten im Getreide sind in der Übersicht ab Seite 76 aufgeführt und bewertet. Das Beispiel „Tebuconazol“ zeigt aber, dass nicht alle Indikationen detailliert darstellbar sind. Zu beachten ist daher immer die Gebrauchsanleitung!


Die Leistung basiert zudem auf der vollen zugelassenen Aufwandmenge. In der Praxis kommen aber oft reduzierte Mengen von z.B. 2,0 l/ha Ceriax zum Einsatz. In diesen Fällen ist auch eine reduzierte Leistung einzuplanen. Wer dagegen optimierte Kombinationen, wie z.B. 1,0 l/ha Credo + 0,8 l/ha Aviator Xpro gegen Ramularia einsetzt, erzielt in der Regel höhere Wirkungsgrade als die der Einzelprodukte.

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