Kartoffelanbauer müssen 2016 gegen Drahtwürmer ohne das Mittel Goldor Bait auskommen, da es keine Ausnahmegenehmigung dafür geben wird. Auch der Einsatz von Restbeständen ist nicht mehr erlaubt.
Hintergrund dafür ist, dass der Rückstandshöchstgehalt des Wirkstoffs Fipronil in Kartoffeln zum 1. Januar 2017 von 0,01 mg/kg auf 0,005 mg/kg abgesenkt wird. Dieser Rückstandsgehalt lässt sich mit der praxisüblichen Aufwandmenge von 10 kg/ha nicht einhalten. Das heißt: Rückstände sind vorprogrammiert!
Der Einsatz des Produktes Nemathorin 10G (Wirkstoff: Fosthiazate) ist dagegen in Kartoffeln, ausgenommen Frühkartoffeln, über eine Notfallzulassung möglich. Sie dürfen es seit dem 2. Februar bis zum 31. Mai 2016 anwenden. Die zugelassene Menge von 70 t reicht bei der Aufwandmenge von 20 kg/ha für ca. 3500 ha Kartoffeln.
Beim Einsatz von Nemathorin ist Folgendes wichtig:
- Die Ausbringung ist nur mit einem zugelassenen Granulatstreuer mit Pflanzenschutzmittel erlaubt.
- Halten Sie unbedingt die Wartezeit von 120 Tagen ein.
- Das Mittel ist kurz vor dem Pflanzen einzusetzen.
- Die Aufwandmenge beträgt 20 kg/ha.
- Ein breitflächiges Streuen mit sofortigem Einarbeiten in 10 – 15 cm Tiefe ist Pflicht.
- Nach Auflage NT676 ist verschüttetes Granulat sofort zusammenzukehren und zu entfernen.
- Da das Mittel giftig für Vögel ist, müssen Sie das ausgebrachte Granulat im Freiland einarbeiten oder mit Erde abdecken (NT678).
- Der Einsatz von Nemathorin ist nach NW642-1 in oder unmittelbar an oberirdischen Gewässern oder Küstengewässern nicht zulässig. Unabhängig davon ist der länderspezifische Mindestabstand zu Oberflächengewässern (z.B. NRW 1 m) einzuhalten.
- Die Anwendung in Furche ist nicht erlaubt.
Ob sich der Einsatz von Nemathorin bei der Aufwandmenge von 20 kg/ha und breitflächigem Ausbringen lohnt, ist fraglich. Zweijährige Versuche auf vier Standorten in Bayern zeigten z.B., dass sich der Drahtwurmbefall im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle im Mittel nur um 26% reduzieren ließ. Die Aufwandmenge lag dabei sogar bei 30 kg/ha. Je nach Jahr unterschied sich jedoch die Wirkung.
Bedenken Sie bei der Entscheidung für oder gegen den Einsatz auch die Kosten, die bei mindestens 500 €/ha liegen. Langfristig hilft auf Starkbefallsflächen gegen Drahtwurm nur die Kombination aus direkten und indirekten Maßnahmen. Folgendes können Sie direkt tun:
- Die Knollen lassen sich mit insektiziden Beizen, wie z.B. Monceren G (1,5 l/ha) oder Dantop (300 g/ha; nur Pflanzguterzeugung), behandeln. Bevor Sie diese nutzen, sollten Sie mit Ihrem Vermarkter sprechen.
- Kurz vor dem Pflanzen können Sie Kalkstickstoff (400 bis 600 kg/ha) breitflächig streuen. Die Wirkungsgrade schwanken aber je nach Jahr stark. Zudem bringen Sie 80 bis 120 kg N pro ha aus!
- Biologische Verfahren, wie z.B. Pilze und Lockstoffe oder spezielle Dünger, sind möglich, zeigten in ersten Tests aber oft schwankende, witterungsabhängige Wirkungsgrade.
Unsere aktuelle Empfehlung für Starkbefallsflächen: Kalkstickstoff und Monceren G.
Bei leichtem Druck: Monceren G solo.
Als indirekte Maßnahmen bieten sich an:
- Beregnen Sie die Fläche bei starker Trockenheit.
- Ernten Sie nach der Sikkation zügig und beproben Sie regelmäßig auf Drahtwürmer.
- Stallmist, Stroh und Kompost sind schnell einzuarbeiten (keine schlecht oder gar nicht verrotteten organischen Dünger einsetzen).
- Wählen Sie weniger anfällige Sorten. Bei starkem Druck an Drahtwürmern sind allerdings alle Sorten gefährdet.
- Eine intensivierte Bodenbearbeitung auf 15 – 20 cm Tiefe kann den Befallsdruck reduzieren, vor allem in den fraßaktiven Phasen.
Dr. Marianne Benker und Martin Kanders, LWK NRW