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Getreide: So ermitteln Sie die N-Startgabe

Lesezeit: 11 Minuten

Zu viel Nitrat in üppigen Beständen schadet dem Getreide. Wie hoch die erste N-Gabe auf Ihrer Fläche ausfallen sollte, erklärt Dr. Hansgeorg Schönberger, N.U. Agrar, Schackenthal.


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Wegen des milden Wetters von November bis zum „Wintereinbruch“ in der dritten Januarwoche haben sich die Wintergetreidebestände gut, aber nicht allzu üppig entwickelt. Die kühle Witterung im Frühherbst verhinderte stark überzogene Bestände.


Bei der Bestandesführung müssen wir daher in diesem Jahr weniger Wert auf die Bestandesdichte legen. Im Fokus stehen vielmehr die Ausbildung der Ährenanlagen und vor allem ordentliche Tausendkorngewichte (TKG).


Düngen nach EC-Stadien:

Die N-Düngung beschränkt sich nicht allein darauf, den Mengenbedarf zu decken. Entscheidend für hohe Erträge ist auch der Düngezeitpunkt.


Durch das Aufteilen der N-Düngung in bis zu 3 Gaben lässt sich der Bedarf an witterungsbedingt unterschiedlich entwickelte Bestände anpassen. Risiken eines zeitweisen N-Überschusses sind bei der Gabenteilung deutlich niedriger. Zu viel Stickstoff verschärft die Konkurrenz im Bestand, wirkt sich negativ auf die Erträge aus, erhöht das Lagerrisiko und verzögert die Umlagerung von Assimilaten aus vegetativen Pflanzenteilen in die Ähren und Körner.


Mit der Startgabe zu Beginn der Bestockung beeinflussen wir die Triebbildung, den Bestandesaufbau und die Ährenbildung im Haupttrieb. Ab dem 6-Blattstadium des Haupttriebes wirkt sich die N-Düngung nur noch auf Triebe zweiter Ordnung und auf die Ährchenanlage der älteren Nebentriebe aus.


Mit der 2. N-Gabe für den Ertragsaufbau wird die Reduktion der Nebentriebe beeinflusst. Je früher diese Stickstoffgabe fällt, umso mehr spät angelegte Nebentriebe bleiben erhalten. In zu dichten Beständen sollte die 2. N-Gabe daher keinesfalls zu früh erfolgen. Optimal ist die N-Düngung in die „Große Periode“ (EC 32). Sie verhindert die Reduktion von Ährchen- bzw. Blütenanlagen und ist somit für die Ertragsbildung besonders wichtig.


Die Spätgabe beeinflusst die Kornbildung und die Qualität. Zudem wirkt sich die späte N-Gabe auf den Wurzelabbau im Boden, den Blüten- und Kornansatz, die Keimlings- und Endospermbildung und auf die spätere Qualität aus (Rohproteingehalt, Sedimentationswert).


Wie viel Start-N?

Generell setzt sich der N-Bedarf aus der Pflanzenaufnahme und dem für die Kultur nicht aufnehmbaren Reststickstoff im Boden zusammen. Um die Höhe der jeweiligen Teilgaben zu ermitteln, müssen wir vom Gesamtbedarf in einer bestimmten Entwicklungsphase den mineralisierten N-Vorrat (Nmin) und den nachlieferbaren Stickstoff (Nmob) abziehen. Für die N-Startgabe (Bestandesdüngung) ist Folgendes zu berücksichtigen:


  • Der Zeitpunkt des Feldaufganges und die Entwicklung der Bestände bis Vegetationsbeginn.
  • Die Ährenzahl je m², die von Sorte und Standort abhängt. Daraus lässt sich die notwendige N-Aufnahme bis zum Abschluss der Ährenanlage („Spitzenährchen“) ableiten.
  • Der verbleibende Reststickstoff, um die N-Aufnahme der Pflanzen zu gewährleisten.
  • Abziehen müssen wir den gemessenen Nmin-Vorrat im nutzbaren Wurzelraum bis zum Schossen (0 bis 30 cm) und die voraussichtliche N-Nachlieferung (Nmob) bis EC 31.


Mengen für Weizen:

Das Gros der Weizenbestände ist gut bestockt und besitzt aktuell 1 000 bis 1 300 kräftige Triebe je m². Die einzelne Pflanze hat 3 bis 5 Triebe mit mindestens 3 Blättern gebildet. Sind viele schwache Nebentriebe mit 1 bis 2 Blättern vorhanden, ist das ein Indiz für eine hohe N-Versorgung im Herbst. Düngen Sie diese Bestände verhalten an, um sie nicht weiter zu puschen. Setzen Sie zudem in diesen Fällen keine nitrathaltigen Dünger ein, die bestockungsanregend wirken.


Um in weit entwickelten Beständen die Ährenbildung in den Nebentrieben zu fördern, reicht es, wenn die dazu notwendige Düngung 14 Tage vor dem Doppelringstadium erfolgt. In frühen Weizenbeständen ist das um den 20. März zu erwarten.


Zum normalen Termin gesäter Weizen ist oft ausreichend bestockt und weist derzeit 600 bis 800 kräftige Triebe je m² auf. Die Einzelpflanzen haben meist zwei gute Triebe und ein bis zwei schwache Nebentriebe. Reduzieren Sie auch in diesen Beständen die N-Startgabe, um die 2. N-Gabe für den Ertragsaufbau in EC 31 stärker zu betonen. Die Düngerform spielt für die Startgabe dieser Weizenbestände eine untergeordnete Rolle.


Selbst die später, Anfang November gesäten bzw. bis Anfang Dezember aufgelaufenen Bestände haben wegen der milden Witterung nach Weihnachten bereits begonnen zu bestocken. Sie weisen meist 280 bis 350 Keimpflanzen je m² auf. Der Haupttrieb hat in diesen Beständen oft 3 bis 4 Blätter gebildet. In der Achsel des ältesten Blattes ist bereits der erste Seitentrieb zu erkennen.


Diese Weizenbestände werden sich auf den Standorten mit frühem Vegetationsbeginn (vor dem 10. März) bis zum Übergang in den Langtag ab Anfang April noch ausreichend stark bestocken können. Somit dürfte die Bestandesdichte nicht mehr ertragsbegrenzend wirken. Trotzdem ist eine frühzeitige, nur auf nass-kalten Böden auch hohe Startgabe mit Stickstoff angebracht, um die ersten Seitentriebe und die Ährenanlage im Haupt- und in den ältesten Seitentrieben zu fördern.


Weizen, der erst kurz vor Weihnachten aufgelaufen ist, hat mittlerweile bereits zwei, manchmal sogar drei Blätter je Pflanze gebildet. Weil die Nährstoff-­Vorräte im Samenkorn erschöpft sind, benötigen diese Bestände eine erhöhte, frühe N-Startgabe, um Bestockung und Ährenbildung zu fördern. Bei Körnermais als Vorfrucht erfordert das Stroh einen Zuschlag von 30 bis 40 kg/ha N zur Startgabe. Düngen Sie auf leichten Böden aber keinesfalls mehr als 70 kg je ha N zum Starten, um das Risiko von N-Verlusten zu verringern. Ziehen Sie stattdessen die zweite N-Gabe vor und düngen Sie diese im 6-Blattstadium des Haupttriebes (EC 25, Anfang April).


Auf Standorten, auf denen bereits Ende März mit Frühjahrstrockenheit zu rechnen ist, lässt sich die N-Startgabe mit der frühen Düngung zum Schossen zusammenfassen. Die empfohlenen Start-Mengen, abhängig von Pflanzen-entwicklung, Zielähren/m2 und Bodenart, entnehmen Sie Übersicht 1.


Starthilfe für Gerste und Roggen:

Die meisten Wintergersten-Bestände sind mit 3 bis 5 kräftigen Trieben je Pflanze (1 200 bis 1 500 Triebe je m²) sehr gut bestockt. Bei hoher N-Versorgung, z. B. auf Güllestandorten, hat Gerste oft zusätzlich 4 bis 6 schwache Triebe gebildet. Senken Sie in diesen Fällen die Startgabe, damit die Pflanzen die schwachen, unnötigen Triebe rechtzeitig reduzieren. Auf Böden mit hohem N-Pool sollte die Startgabe sogar unterbleiben, um dann eine kräftige 2. N-Gabe zu setzen, wenn die Gerste in EC 31 zu schossen beginnt und langsam aufhellt.


Kräftig bestockter, früh gesäter Roggen benötigt auf sandigen Böden mit schwacher N-Versorgung eine Startgabe von 25 bis 40 kg/ha N. Das verhindert, dass der Roggen zu stark reduziert, wenn er beginnt zu schossen. Die Anschlussdüngung sollte ab EC 31 fallen, sobald sich der 2. vom 1. Knoten abhebt.


Auf schweren Böden ist dagegen eine Startgabe von 30 bis 50 kg/ha N zu den kräftigen Beständen nur dann nötig, wenn in der Krume weniger als 20 kg je Hektar Nmin vorliegen. Erhält der Roggen keine Startgabe, ist eine betonte Düngung zum Schossen (EC 30/31) sinnvoll, die Sie auch als AHL zusammen mit Wachstumsregler spritzen können, z. B. 130 bis 200 l/ha AHL.


Schwächere Roggenbestände, z. B. nach Mais, die bislang erst 2 bis 3 Triebe gebildet haben, benötigen eine frühe, ausreichend hohe Startgabe (40 bis 70 kg/ha N), um die Bestandesdichte und Ährenbildung (Spindelstufen) abzusichern. Nach Körnermais sind zusätzliche 30 bis 40 kg/ha N für die Umsetzung des Maisstrohs angebracht. Welche N-Mengen unterschiedlich entwickelte Gersten- und Roggenbestände für den Start benötigen, zeigt Übersicht 2.


Aufschlag bei starker Nässe:

Im vergangenen Herbst zog sich wochenlang ein Niederschlagsgebiet in einem Streifen von 200 km Breite von der Pfalz bis nach Berlin. In diesem Bereich ließen sich Rüben und Körnermais zeitweise nicht ernten. Eine Weizenbestellung war nur unter erschwerten Be­dingungen möglich. Auf den betroffenen Flächen lässt die Entwicklung der Getreidewurzeln zu wünschen übrig. Dort ist die „Luft aus dem Boden“. Jede unnötige Bearbeitung wirkte sich negativ auf den Zustand der Bestände aus.


In diesem Gebiet wird man zu frühem Weizen und zur Wintergerste wegen des geringeren N-Pools im Boden 20 kg/ha N mehr düngen müssen. Das gleicht auch die nicht optimale Wurzelentwicklung aus. Rübenweizen müssen Sie deutlich höher andüngen. Wichtig sind hier wenigstens 20 kg/ha Nitrat-­Stickstoff oder eine frühe Startgabe mit Harnstoff vor dem 20. Februar, um die Cytokinine und damit die Trieb- und Ährchenanlage zu puschen. Angaben über Zu- und Abschläge zur Startgabe finden Sie in den Übersichten 1 und 2.


Den Nmin-Gehalt messen:

Die Nmin-Werte schwanken in diesem Jahr stark. Das hängt mit dem Regen im Mai/Juni 2013, der N-Freisetzung im Herbst und den regionalen Niederschlägen im Herbst und Frühwinter zusammen. Schlagbezogene Nmin-­Untersuchungen sind dringend zu empfehlen, wenn seit Oktober nicht mehr als 200 mm Regen gefallen sind. Auf Böden mit gutem Wasserhaltevermögen wird ein Großteil des Nmin-Stickstoffs in 60 bis 90 cm Tiefe vorliegen. Dieser wirkt vor allem ab dem Schossen.


Für eine optimale Bodenstruktur fehlte bislang der Frost. Zwar erfolgte –abgesehen vom Regenstreifen quer durch Deutschland – die Saat unter günstigen Bedingungen. Allerdings haben die Bestände im Herbst bereits viel N aus dem schnell mobilisierbaren N-Vorrat freigesetzt. Dieser wurde teils von den Pflanzen aufgenommen, zum Teil aber auch durch die Niederschläge in untere Bodenschichten verlagert. Daher können wir im Frühjahr nicht mit einer hohen N-Mineralisation aus dem Boden und den Ernterückständen rechnen.


Wegen der guten Bestandesentwicklung müssen wir aber – falls nicht noch ein Wintereinbruch mit Kahlfrösten kommt – zu Anfang weniger N düngen. Die voraussichtlich geringere Nachlieferung im Frühjahr ist bei der 2. und 3. N-Gabe zu berücksichtigen. Dann müssen wir aber auch an den Stickstoff-Vorrat denken, der oft noch in der untersten Bodenschicht steckt.


Empfehlung: Lassen Sie die Nmin-Gehalte in der Schicht unter 60 cm mit untersuchen! Manche Untersuchungsanstalten berechnen diesen Wert mithilfe einer Formel aus den Gehalten der oberen beiden Schichten. Dies könnte in diesem Jahr ins Auge gehen.


Welche Stickstoff-Form?

Wichtig bei der Düngeplanung ist auch die richtige N-Form, weil diese in der Pflanze unterschiedlich wirken. Generell kann die Pflanze Amid-Stickstoff (Harnstoff), Ammonium und Nitrat nutzen. Harnstoff wird im Bodenwasser gelöst, durch Massenfluss zur Wurzel transportiert und als organisches Molekül aufgenommen, das sich direkt in Aminosäuren einbauen lässt. Das Enzym Urease baut Harnstoff im Boden allerdings innerhalb weniger Tage zu Ammonium um.


Ammonium-Stickstoff gelangt zum größten Teil durch Diffusion zur Wurzel. Wächst die Pflanze, nimmt sie das in der Wurzelumgebung vorhandene Ammonium (NH4) gegen Abgabe von Wasserstoff-Ionen aus der Bodenlösung auf. Dadurch sinkt die Ammonium-Konzentration im Wurzelbereich. Wegen des Konzentrationsgefälles diffundiert wiederum NH4 von den Bodenteilchen oder vom Düngerkorn zur Wurzel. Daher kann die Pflanze NH4 nur aufnehmen, sobald sie wächst. Die Getreidepflanze baut das Ammonium dann zu Amidstickstoff um und setzt es in Aminosäuren ein. Bei Temperaturen über 10 °C wandeln Nitrat-Bakterien das Ammonium schnell in Nitrat um.


Nitrat gelangt abhängig von der Verdunstung durch Massenfluss zur Wurzel. Die Pflanze kann es auch bei niedrigen Temperaturen aufnehmen. Dazu muss sie – anders als bei der NH4-Aufnahme – nicht aktiv wachsen. Weil die Verdunstung ein rein physikalischer Prozess ist, kann sich die Pflanze gegen die Nitrataufnahme aber auch nicht wehren. Eine Überversorgung mit Nitrat-Stickstoff ist somit möglich. Andererseits benötigt die Pflanze das negativ geladene Nitrat, um Phytohormone (Cytokinine), die für die Anlage von Trieben und Ähren notwendig sind, bereitzustellen.


In der Pflanze muss das Nitrat erst zu Ammonium reduziert werden, bevor die Umwandlung in Amide und der Einbau in Aminosäuren erfolgt. Diese Prozesse erfordern einen höheren Energieaufwand als der Einbau von Harnstoff oder Ammonium in Aminosäuren.


Nitrifikations-Hemmer blocken die Umwandlung von Ammonium in Nitrat, sodass NH4-N länger für die Pflanzen verfügbar bleibt. Allerdings: In trockenen Böden sorbiert das Ammonium an den Austauschern – das schränkt die Verfügbarkeit wiederum ein. Deshalb wirkt NH4 bei Trockenheit schlechter als Nitrat, vor allem auf Böden mit hoher Sorption. Ammonium-stabilisierte N-Dünger kommen daher vor allem für sorptionsschwache Standorte infrage.


Harnstoff mit Urease-Hemmer:

In diesem Frühjahr steht regional Urease-stabilisierter Harnstoff zur Verfügung. Dieser verzögert durch die Hemmung der Urease die Umwandlung von Harnstoff in Ammonium um zwei bis drei Wochen. Vorteil: Der Stickstoff bleibt länger als Amid-Stickstoff (Harnstoff) im Boden, ist dadurch beweglicher als das Ammonium und nicht an den Austauschern gebunden.


Harnstoff hat allerdings keine Cytokinin stimulierende Wirkung wie das Nitrat. Deshalb eignet sich dieser Dünger auf Böden mit hoher Sorption für die Startgabe zu gut entwickelten bis üppigen Beständen oder generell für die Ertragsdüngung zum Schossen.

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