Stehen die Rüben gleichmäßig verteilt auf der Fläche, erhöht sich der Ertrag. Anpassungen sind aber noch bei der Rodetechnik nötig.
Sät man Rüben mit einer Reihenweite von nur 30 statt 45 cm, entsteht ein gleichmäßiger Dreiecksverband. Denn bei einer Bestandesdichte von 100 000 Pflanzen/ha liegt der Abstand der Rüben in der Reihe bei 33 cm. Alle Pflanzen haben demnach in etwa den gleichen Abstand zueinander. Doch was hat das gegenüber der gängigen Reihenweite für Vorteile?
Durch diese sogenannte Gleichstandsaat können die jungen Pflanzen länger unbehindert von Nachbarpflanzen wachsen. Die bessere Ausnutzung des Lichtes führt zu einem früheren Bestandesschluss.
Zum Vergleich: In der verbreiteten und gängigen 45 cm-Reihe liegt der Abstand bei gleicher Aussaatstärke in der Reihe bei nur 23 cm. Das bedeutet, dass die Wurzeln und Blätter der Rüben in der Reihe früh um Licht, Wasser und Nährstoffe konkurrieren. Derzeit werden Rüben auf rund 70 % der Ackerfläche mit 45er-Reihenweite gesät. Betriebe mit gleichzeitigem Kartoffelanbau wählen häufig wegen anderer Spurweiten die 50 cm-Reihe.
Fast 10 % Mehrertrag:
Um zu prüfen, ob sich die geänderte Reihenweite von 30 cm auf den Zuckerertrag auswirkt, hat die ARGE Nord umfangreiche Versuche durchgeführt. Zum Einsatz kam eine alte Drillmaschine, bei der man die Säaggregate verschieben konnte. So ließen sich Varianten mit 30er- und 45er-Reihenweite anlegen. Die Ernte erfolgte jeweils per Hand. Hier die wichtigsten Ergebnisse:- Bei 100 000 Pflanzen/ha gelang bei 30 cm Reihenweite ein optimaler Dreiecksverband.
- Die 30 cm-Varianten erreichten im Vergleich zur 45er-Reihe einen um durchschnittlich 5 % höheren Zuckerertrag. Dieser Mehrertrag ließ sich in zehn Versuchen auf fünf Standorten in den Jahren 2012 und 2013 feststellen.
Die Versuche setzte das Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ) in ihrer Versuchsanlage in den Jahren 2014 und 2015 fort. Das Ergebnis: Ein rund 8 % höherer Zuckerertrag (statistisch gesichert) gegenüber den Varianten mit 45 cm Reihenweite. Das IfZ führt die Versuche in 2016 bundesweit fort.
Knackpunkt ist die Ernte:
Was bedeuten diese vielversprechenden Ergebnisse für die Praxis? Zunächst bleibt festzuhalten, dass der Saatgutbedarf wegen derselben Pflanzendichte pro Hektar gleich bleibt. Auch bei der Düngung sind keine Änderungen erforderlich. In den Versuchen wurden die Düngemengen im Vergleich zur gängigen 45er-Reihe nicht variiert, und es ist auch nicht abzusehen, dass dies notwendig ist. Bei der Unkrautbekämpfung ergeben sich sogar Vorteile. So verringert die gleichmäßigere Bedeckung des Bodens das Risiko von Spätverunkrautung.Technische Anpassungen sind dagegen bei der Aussaat und Ernte notwendig. Der Aufwand bei der Aussaattechnik ist überschaubar. Das zeigen unsere Erfahrungen beim Umbau der Versuchsdrillmaschine. Dass die Saat mit 30er-Reihenweite machbar ist, zeigen zudem die Maissägeräte für den Anbau von Doppelreihen. Mit der neuen Geoseed-Technik von Kverneland Accord wäre zum Beispiel eine optimale Standraumzuteilung im Dreiecksverband möglich.
Der Knackpunkt ist derzeit zweifelsohne die Rodetechnik. Die derzeitigen Rodeaggregate lassen sich nicht auf 30 cm zusammenschieben. Um die Umbaukosten gering zu halten, wäre es sinnvoll, nur die Köpf-/Rodeeinheit zu verändern. Lösungen gibt es derzeit dazu noch nicht. Bleibt zu hoffen, dass die Innovationskraft der Maschinenhersteller dieses Problem künftig löst, um den Mehrertrag zu realisieren.Gero Schlinker, Arbeitsgemeinschaft für Rübenanbau, Braunschweig (ARGE Nord)
