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„Jede Art hat ihre Aufgaben“

Lesezeit: 4 Minuten

Irgendeine Mischung vor Rüben anbauen – das kommt für Bernd Günther nicht infrage. Seine Eigenmischung ist genau durchdacht.


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Als lästige Pflichterfüllung sieht Ackerbauer Bernd Günther den Zwischenfruchtanbau im Rahmen des Greenings nicht. Im Gegenteil: „Bei uns passen Zwischenfrüchte gut in die Fruchtfolge und übernehmen mehrere Aufgaben gleichzeitig“, erklärt er. Bei seiner Biogas-Fruchtfolge Triticale-GPS/Rüben/Getreide/Mais bleibt jeweils vor den Sommerungen Platz für Zwischenfrüchte. Die 5% ökologische Vorrangfläche erfüllt er daher mit links.


Günther bewirtschaftet im unterfränkischen Fuchsstadt seine rund 250 ha pfluglos. Die Muschelkalkböden erreichen 35 bis 55 BP, der Löss 70 bis 92 BP. Bei 600 mm Jahresniederschlag tritt häufiger Vorsommertrockenheit auf.


Den Boden verbessert:

„Damit die Kulturen trockene Phasen besser überstehen, müssen wir den Humusgehalt erhöhen und die Bodenstruktur optimieren“, so der Landwirt. „Das funktioniert mit Zwischenfrüchten.“ Weil er diese seit Jahren anbaut, kann er bereits Erfolge verbuchen: So ist der Humusgehalt seiner Böden messbar gestiegen. Zudem liegt die Wasserhaltefähigkeit (nFK) bei über 220. Dass die Zwischenfrucht – wie einige befürchten – viel Wasser entzieht, hat er nicht festgestellt.


Das aktivere Bodenleben und die vielen Regenwurmgänge sorgen auch dafür, dass der Boden hohe Niederschlagsmengen zügig aufnimmt. Wie wichtig dies sein kann, hat er Ende Mai festgestellt. Bei einem Unwetter fielen in der Region fast 80 mm Regen innerhalb einer Stunde. Die Schäden auf seinen Flächen blieben überschaubar.


Die Mischung macht‘s:

Um Effekte zu erzielen, ist für Bernd Günther die richtige Mischung der Dreh- und Angelpunkt. „Früher haben wir nur Senf angebaut, der über das KULAP-Programm gefördert wurde. Diese Frucht ist aber ein Blender – er bildet kaum organische Substanz und die Bodenlockerung lässt zu wünschen übrig.“


Um seine Ziele zu erreichen, hat er eine Mischung aus 8 Arten speziell für seinen Betrieb entwickelt. Diese erfüllt folgende Aufgaben: Der nematodentolerante Ölrettich stabilisiert die Lockerung aus der Bodenbearbeitung. Das Ramtillkraut wächst in der Jugend zügig, liefert erstes Regenwurmfutter und stirbt bei Frost sicher ab. Phacelia wächst dagegen langsam und füllt Lücken im Bestand, um Unkräuter zu unterdrücken. Zudem schützt sie vor Schneckenfraß. Erbse, Wicke und Alexandrinerklee binden Stickstoff. Ihre Wurzelausscheidungen fördern zudem Mikroorganismen an der Wurzel, wodurch organisch gebundenes Phosphat verfügbarer wird. Die Kresse bedeckt den Boden, Sonnenblumen sind aus optischen Gründen enthalten.


„Weil ich die Mischung selbst mit einem Betonmischer zusammenstelle, kann ich auf Preissteigerungen der Einzelkomponenten gut reagieren“, so Günther. Seine Mischung ist mit knapp 40 € je ha kostengünstiger als die meisten Handelsmischungen. Bei den zugekauften Arten achtet er bei jedem Sack auf Fremdbesatz, um sich kein Unkrautproblem auf den Acker zu holen. Für Greening-Kontrollen hält er Etiketten, Rechnungen und Rückstellmuster bereit.


Sorgfältige Saat:

„Damit eine dichte Zwischenfruchtdecke ohne Lücken für Unkräuter entsteht, muss der Anbau wie eine Hauptfrucht erfolgen“, ist der Landwirt überzeugt. Dazu geht er wie folgt vor: Direkt nach der Getreideernte erfolgt die Stoppelbearbeitung mit ei-ner Kurzscheibenegge, damit Ausfallgetreide und Unkräuter auflaufen. Rund 10 Tage danach düngt er 40 kg/ha NH4-N über Gärsubstrat und arbeitet den Dünger sofort ein. Kurz vor der Zwischenfruchtsaat lockert er den Boden mit einem Grubber ca. 20 bis 25 cm tief.


Für die Saatbettbereitung nutzt der Landwirt eine gezogene Egge mit 5 Zinkenreihen. Bei der Aussaat gilt für ihn: Ein guter Auflauf ist wichtiger als der Saattermin. Für möglichst homogene Bestände sät er vor angekündigten Niederschlägen gegen Mitte August. Frühere Termine bergen die Gefahr, dass die Zwischenfrucht aussamt – das darf keinesfalls passieren. Die Saattiefe stellt Bernd Günther auf 2 bis 3 cm ein. „Das scheint für alle Arten ein guter Kompromiss zu sein.“


Beim Beseitigen der Zwischenfrüchte im Frühjahr (im letzten Jahr hat Bayern den Termin auf den 15.01. vorverlegt) hofft er auf Frost. Ist der Winter mild, muss er in üppigen Beständen gegen Ölrettich auch mal Glyphosat einsetzen. In der Regel reicht zum Einarbeiten aber die Scheibenegge aus. Stärkere Unkrautprobleme z.B. in nachfolgenden Rüben traten bislang nicht auf.


Wünschenswert wäre – so der Landwirt – wenn man künftig in Zwischenfruchtbeständen Gräsermittel einsetzen dürfte. Der Grund: Gelingt es witterungsbedingt nicht, im Herbst einen guten Bestand zu etablieren, hätte man damit die Möglichkeit, sich Fuchsschwanz und Co. gezielt vom Leib zu halten.-mb-

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