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Kosten uns Unkräuter und Ungräser künftig mehr Ertrag?

Lesezeit: 6 Minuten

Unkräuter konkurrieren mit den Kulturen um Stand- und Wurzelraum, Wasser, Nährstoffe und Licht. Wachsen sie schnell, unterdrücken sie den Bestand. So kann Vogelmiere einen Schlag mit einem Teppich überziehen, der Raps oder Getreide am Schossen hindert.


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Ertragsräuber Ausfallsamen:

Ausfallgetreide kann zu einem bestandsgefährdenden Konkurrenten für Raps werden. Ausfallraps ist wiederum als Unkraut problematisch in Getreide, aber vor allem in langsamer wachsenden Kulturen wie Rüben oder Mais. Der zunehmende Anteil an Ausfallrapspflanzen in Rapsbeständen ist zudem ein wichtiger Grund für die derzeit stagnierenden Rapserträge. Im schlimmsten Fall kann eine Ausfallkultur sogar den Anbau einer Frucht infrage stellen, wie z.B. Wildrübendurchwuchs in Rüben.


Mit dem Getreide konkurrieren Ungräser wie Ackerfuchsschwanz, Windhalm und Trespen sowie Quecke. Diese Konkurrenz muss man früh ausschalten, um den Bestandesaufbau abzusichern.


Unkrautbekämpfung im Herbst ist obligatorisch im Raps. Im Getreide muss eine Herbstbehandlung erfolgen, wenn vor Winter noch die Bestockung beginnt und entsprechender Druck mit Gräsern, Vogelmiere, Ehrenpreis oder Kamille zu erwarten ist. Treten Unkräuter auf, die sich im Frühjahr nur noch mit erhöhtem Aufwand bzw. gar nicht mehr beseitigen lassen (z.B. Kerbel, Ehrenpreis), ist ebenfalls bereits im Herbst eine Herbizidmaßnahme angeraten.


Die Reihenkulturen Rüben und Mais leiden stärker unter der frühen Unkrautkonkurrenz. Die Kronenwurzeln des Maises gehen den Unkrautwurzeln aus dem Weg. Das schränkt den Wurzelraum ein. Ursache sind Wurzelausscheidungen von Unkräutern, die zunächst die Keimung und später das Wurzelwachstum hemmen. Deshalb ist ein frühzeitiges Bekämpfen notwendig, um Konkurrenz früh auszuschließen.


Die Unterdrücker:

Nach der Etablierung des Bestandes sind es vor allem hochwachsende Arten, die den Kulturen zusätzlich durch die Konkurrenz um Licht zu schaffen machen und Ertrag kosten. Dazu zählen Disteln, Kamillen, Klette und Kornblumen sowie Rauken und Klatschmohn. Kamillen, Klette und Kornblumen erschweren zudem die Ernte. Das gilt ebenfalls für Windhalm und Trespen, die mehr noch als Ackerfuchsschwanz das Getreide beschatten.


In Rüben kostet eine Rapspflanze je m² durch das Beschatten mindestens 10% Zuckerertrag und erschwert zudem die Ernte. Deshalb wurde Raps auf vielen Standorten zum Leitunkraut Nummer eins im Rübenanbau. Bislang ist die Bekämpfung noch durch Herbizid-Spritzfolgen mit dem ALS-Hemmer Triflusulfuron in Kombination mit Lenacil und Metamitron erfolgreich. Kommt aber verbreitet Imazamox-resistenter Raps (System Clearfield) in den Anbau, wird die Wirksamkeit des Triflusulfurons stark herabgesetzt und der Rübenanbau damit im Zweifel unmöglich.


Wegfall von Herbiziden:

Bislang ließen sich (fast) alle Unkräuter mit Herbiziden bekämpfen. Dies ist aber immer weniger der Fall, seitdem eine Reihe von Wirkstoffen in den letzten Jahren ihre Zulassung verloren haben bzw. diese ausgelaufen ist. Oft sind es nur wenige oder sogar einzelne Wirkstoffe, von denen es abhängt, ob sich eine Kultur noch weiter anbauen lässt. Fallen diese auch noch weg oder lässt deren Wirkung nach, gibt es keinen Ersatz.


Speziell im Rübenanbau ist der Grat, auf dem wir uns derzeit bewegen, sehr schmal. Es gibt dort nur eine Handvoll Wirkstoffe. Deren Anwendung ist inzwischen so ausgetüftelt, dass wir das vorhandene Unkrautspektrum noch sicher unter Kontrolle halten können. Allerdings sind wir dabei auf die Wirkung von Einzelwirkstoffen angewiesen. So lassen sich Melde und Gänsefußarten nur mit Metamitron, ergänzt durch eine Spritzfolge mit Phenmedipham-haltigen Produkten, sicher und nachhaltig bekämpfen.


Das Gleiche gilt für den Windenknöterich, den man mit Chloridazon sicher ausschalten konnte. Ohne diesen Wirkstoff sind wir wiederum auf die konsequente Spritzfolge mit höheren Aufwandmengen von Phenmedipham (+ Desmedipham) kombiniert mit weiteren Wirkstoffen angewiesen.


Nachdem Ioxynil-haltige Mittel nicht mehr vertrieben werden dürfen, wird sich Erdrauch, der bislang eine untergeordnete Rolle spielte, zu einem Problemunkraut entwickeln. Verstärkt wird dies, wenn tiefere Frostgrade über Winter ausbleiben und die letzten Carfentrazon-haltigen Mittel ebenfalls wegfallen.


Die Wirkung von Diflufenican reicht mit den im Frühjahr zugelassenen Mengen nicht aus, um einen massiven Erdrauchbesatz nach Winter auszuräumen. Erdrauch muss man im Auflaufen ausschalten. Das Gleiche gilt auch für die Wolfsmilch-Arten. Sie keimen das ganze Jahr über auch aus tieferen Schichten und können bis zu 500 Samen je Pflanze produzieren. Ohne Ioxynil-haltige Produkte bleiben nur noch das Flumioxazin oder Bleacher wie Diflufenican oder Picolinafen im Herbst bzw. das bislang noch verbliebene Carfentrazon-haltige Mittel Artus im Frühjahr.


Veränderte Unkrautflora:

In nächster Zeit wird sich eine andere Unkrautflora einstellen, die wir nicht mehr sicher bekämpfen können. Deshalb werden Vermeidungsmaßnahmen und die Feldhygiene (s. Beitrag Seite 60) noch wichtiger.


Die Wirkung mechanischer Maßnahmen beschränkt sich auf das Ausreißen und Verschütten flachkeimender, noch nicht tief wurzelnder Unkräuter. Dazu muss es nach dem Striegeln aber trocken bleiben, sonst wachsen diese wieder an. Gegen aus tiefen Schichten keimende oder schon tiefer wurzelnde Unkräuter wirkt der Unkrautstriegel unzureichend. Dagegen hilft nur mehrmaliges Hacken, das wiederum größere Reihenweiten der Kulturen voraussetzt.


Herbizidresistenz:

Das regelmäßige Anwenden von Herbiziden führt zwangsläufig dazu, Unkräuter und -gräser zu selektieren, die weniger empfindlich dagegen sind. Grundsätzlich haben alle Pflanzen die Fähigkeit, Fremdstoffe, die ihnen Schaden zufügen können, zu entgiften. Das gilt auch für Herbizide. Die Entgiftung erfolgt auf enzymatischem Weg. Je schneller die herbizidabbauenden Enzyme anspringen, umso besser ist die Verträglichkeit. Werden aber die empfindlichen Unkräuter ausgeschaltet, bleibt mehr Platz für weniger empfindliche. Dadurch entwickelt sich die sogenannte quantitative Resistenz.


Es gibt aber auch einzelne Mutanten, vielleicht 1 von 10 Mio., bei denen das Herbizid nicht andocken und somit auch nicht schaden kann. Wendet man dieses Herbizid regelmäßig an, selektiert man diese Pflanzen. Die Folge: eingeschränkter Bekämpfungserfolg durch das Etablieren einer „Wirkort-“Resistenz in der Unkrautpopulation. Selbst mehrfach überhöhte Mengen wirken nicht mehr. Man spricht dann von „qualitativer Resistenz“. Während sich die quantitative Resistenz noch durch Anpassen der Mengen überwinden lässt, selektiert man qualitative Resistenzen durch hohe Aufwandmengen schneller.


Resistenzen lassen sich nicht mehr zurückdrehen, wenn man weiterhin Herbizide aus der gleichen Wirkstoffgruppe einsetzt. Dann bleibt im Grunde nur zu versuchen, das Samenpotenzial der resistenten Unkräuter durch Fruchtfolge, Anbaumaßnahmen und den Einsatz weniger bzw. nicht resistenzgefährdeter Wirkstoffe auf ein Minimum zu senken. Das muss man aber konsequent einhalten. Wie Sie z.B. Ackerfuchsschwanz mit Herbiziden über die Fruchtfolge bekämpfen, entnehmen Sie der Übersicht.


Unkräuter durch Greening:

Durch den Import von Begrünungssaatgut wird der Besatz mit neuen Unkräutern zu einem ausgewachsenen Problem werden. Zu diesen gehören z.B. Ambrosia, Samtpappel oder Stechapfel, die mit Zwischenfruchtsaatgut eingeschleppt wurden.


Lässt man einige Zwischenfruchtarten, wie z.B. Buchweizen, aussamen, sind Bekämpfungsprobleme in der Nachfrucht die Folge. Dieser ist in Rüben oder Kartoffeln ähnlich schwer zu bekämpfen wie Windenknöterich.


Sonnenblumen werden zum Problem, wenn sie nicht keimen und stattdessen in der Folgekultur auflaufen. Das gilt besonders für Tribenuron-tolerante Sonnenblumen, deren Anbau in den Vermehrungsgebieten auf dem Balkan gang und gäbe ist. In Rüben kann man dann Clopyralid einsetzen. Kartoffeln hingegen vertragen diesen Wirkstoff nicht und der Sulfonylharnstoff Rimsulfuron wirkt gegen diese Sonnenblumen nicht.

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