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Krankheiten richtig ein­schätzen – das spart Kosten

Lesezeit: 6 Minuten

Septoria war noch vor wenigen Jahren die wichtigste Weizenkrankheit. Jetzt ist es der Braunrost. Warum ist das so, was hat sich geändertHermann Hanhart, Münster, erklärt.


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In den letzten Jahren traten die Krankheiten im Weizen extrem unterschiedlich auf. In gering bis mittel anfälligen Sorten war in Norddeutschland meist nur ein extensiver Fungizideinsatz mit maximal zwei angepassten Aufwandmengen wirtschaftlich. Häufig wurden nur Mehrerträge von 5 bis 10 dt/ha mit Fungiziden erzielt.


In hoch Braunrost-anfälligen Sorten waren jedoch erheblich höhere Ertragsverluste abzusichern (siehe Beitrag Seite 58). Ähnlich unterschiedlich ist die Situation in pfluglos angebautem Stoppelweizen. Je nach Sorte sind Ertragsverluste von 10 bis 30 dt/ha möglich.


Größter Einflussfaktor für das Auftreten von Krankheiten ist die Witterung, insbesondere die Niederschlagsverteilung. Die letzten vier Jahre waren immer geprägt durch eine mehrwöchige trockene, sonnige und milde Witterung in der frühen Schossphase des Weizens (April bzw. bis Mitte/Ende Mai). Eine Witterung also, die vor allem den Rost begünstigt und die Regenkrankheit Septoria tritici verhindert. Wenn dann noch, wie im letzten Jahr, nur geringer Ausgangsbefall aus Herbstinfektionen in den Beständen vorkommt, kann ein gesundes Jahr – bis auf Ausnahmen – erwartet werden.


Trotzdem erfolgte vielfach eine erste Behandlung noch im April mit Schwerpunkt Septoria tritici. Initiiert wurden diese frühen Maßnahmen oft durch Unsicherheit und eine Flut von Warn-Faxen mit dem Hinweis auf drohende Septoria-Infektionen nach kurzzeitigen Niederschlägen – es lebe der Umsatz! Natürlich folgten dann noch zwei weitere Spritzungen und die auch meistens über alle Schläge gleich, unabhängig von der Anfälligkeit der Sorte.


Den Fungizidschutz anpassen


Um den vollen Ertrag zu erreichen, müssen die oberen drei Blätter für ca. 60 Tage (vom 5. Mai bis zum 5. Juli) befallsfrei bleiben. Abhängig von der Entwicklungsgeschwindigkeit der Krankheiten (Inkubationszeit) sind theoretisch je nach Krankheit drei bis zwölf neue, aufeinander aufbauende Generationen möglich (siehe Übersicht 1). Je mehr Generationen, umso gefährlicher ist eine Krankheit, weil sich aus wenig Ausgangsbefall noch ein satter Befall entwickeln kann.


Mit jeder neuen Generation nimmt der Ausgangsbefall – also die Sporenmenge für die nächste Generation zu. Hieraus erklärt sich aber auch, dass bei Septoria tritici schon ein hoher Ausgangsbefall (= eine hohe Sporendichte aus Herbstinfektionen) im Frühjahr vorhanden sein muss, damit sich überhaupt starker Befall entwickeln kann. Logischerweise ist daher bei langsamen Krankheiten wie Septoria tritici ein geringerer Fungizidschutz von nur 35 Tagen erforderlich.


Dargestellt ist in Über-sicht 1 auch die Dauerwirkung der jeweils besten Fungizide (Schutz hält … Tage) in der vegetativen und generativen Phase des Weizens. Hieraus erklärt sich die theoretische, also bei ununterbrochener Infektionswitterung maximale Behandlungshäufigkeit zur Kontrolle des Erregers.


Beispiel: Mit Talius ist bei voller Aufwandmenge eine Mehltau-Dauerwirkung auch im Schossen von 42 Tagen zu erreichen. Für einen notwendigen ununterbrochenen Schutz von 50 Tagen wäre demnach noch eine weitere, aber stark reduzierte Behandlung notwendig. j


Bei Septoria trit. ist mit einer Behandlung im Schossen von z. B. 1,5 l Flamenco plus 1,0 l Bravo eine kurative Leistung von 5 Tagen und eine Dauerwirkung von mindestens 10 Tagen zu realisieren. Mit der Folgebehandlung in EC 39 erreicht man z. B. mit voller Menge Input oder Opus Top eine Dauerwirkung von 28 Tagen. Neue, nach Ablauf des Schutzes stattfindende Infektionen spielen keine Rolle mehr, weil der Weizen durch die lange Inkubationszeit (20 Tage später) schon die Teigreife erreicht hat. Somit reichen – wenn es nur um Septoria trit.geht – zwei gezielte Behandlungen zur Kontrolle der Krankheit.


Frühe Saat begünstigt die Krankheiten


Neben der Witterung bestimmen aber noch weitere Faktoren den Befallsdruck. Frühsaaten verschaffen den Pilzen bei günstigen Infektionsbedingungen im Herbst einen Vorsprung, vor allem bei den Krankheiten, die sich nur langsam entwickeln. So verschaffen Herbstinfektionen Septoria tritici ­einen Vorsprung. In Frühsaaten kann bei günstigen Witterungsbedingungen im Herbst und Winter zu Vegetationsbeginn schon ein Ausgangsbefall (Sporendichte) vorhanden sein, der in Normalsaaten erst um Mitte Mai erreicht wird.


Auch die Anfälligkeit der Sorte muss dann um den Faktor Ausgangsbefall im Herbst korrigiert werden. Bei Frühsaaten können normal anfällige Sorten dann die gleiche Anfälligkeit zeigen wie hoch anfällige, aber spät gedrillte Sorten. Das gilt abgeschwächt auch für den Braunrost. Ganz besonders dann, wenn in der vorausgegangenen Vegetation der Braunrost die wichtigste Krankheit war.


Letztendlich müssen Sie im Frühjahr, idealerweise mit der ersten Behandlung, diese Zusammenhänge richtig einschätzen, um den dominant auftretenden Erreger zu erkennen. Da zur ersten Behandlung der Schwerpunkt der Behandlung entweder auf Septoria trit. oder Rost auszurichten ist, beide Erreger aber sehr unterschiedliche Witterungsansprüche haben, dürfte zumindest in Extremsituation die Festlegung nicht schwer fallen.


Septoria tritici könnte in diesem Jahr eine stärkere Bedeutung bekommen als in den Vorjahren, vorausgesetzt, im Herbst war längeres Wachstum möglich und der Winter bleibt mild. Für mehr Befall spricht auch die vielfach durchgeführte frühe Aussaat und der vergleichsweise wieder höhere Anteil Septoria-anfälliger Sorten. Neben Akteur und Cubus wurde vermehrt die anfällige Sorte JB Asano ausgedrillt. Die letztgenannte Sorte wird weit verbreitet nicht nur in Ostdeutschland, sondern auch in den feuchteren, anfälligeren Regionen, wie z. B. in Westfalen, angebaut.


Auch für den Braunrost stehen mit der vielfach durchgeführten Frühsaat die Chancen nicht schlecht. Nicht zu unterschätzen als Inokulumquelle ist Braunrostbefall auf dem Ausfallweizen. Selbst spät gedrillter Weizen kann hiervon im Frühjahr durch windverbreitete Sporen zügig infiziert werden.


Entscheidend wird jedoch die Witterung im Frühjahr sein. Warme, strahlungsreiche Witterung ab März fördert den Frühbefall. Extremer Frühbefall (wie im Jahr 2007) tritt nur dann auf, wenn über Herbst und Winter überdurchschnittlich milde Temperaturen vorherrschen.


Bei normaler Befallsentwicklung muss auch in Hochbefallsregionen wie im Rheinland der Rost nicht vor EC 32 behandelt werden, Septoria dagegen bei starkem Befall aber deutlich früher. Aus diesem Grund ist die richtige Einschätzung der vorrangig zu bekämpfenden Krankheit so wichtig, weil letztendlich über zwei oder drei Behandlungen entschieden wird.


Obwohl Halmbruch als schwer einschätzbar gilt, kann man hier einen pragmatischen Lösungsansatz wählen. Fungizide, die gegen Septoria oder Rost eingesetzt werden, sind gleichzeitig gegen Halmbruch sehr gut wirksam. Die Terminierung ist zweitrangig. Auch mit späten Behandlungen in EC 34 haben wir gute Wirkungen nachweisen können.


Auch beim Mehltau ist die Vorgehensweise durch gut wirksame Produkte mit sehr langer Dauerwirkung vergleichbar einfach. Termin und Behandlung sollten sich immer am Befall orientieren.


DTR-Befall baut sich schnell auf


DTR ist die Krankheit des pfluglos bestellten Stoppelweizens. Die Ausgangsquelle (Inokulum) ist das Stroh. Ein früher, lang anhaltender Winter wirkt durch Konservierung der Strohreste befallsfördernd. Die Krankheit profitiert von ihrer kurzen Inkubationszeit. Deshalb kann sich der Befall sehr schnell aufbauen. Vorausschauend muss hier vor allem auf günstige Infektionsbedingungen im Mai geachtet werden. In Befallsregionen sind fast immer drei Behandlungen für eine sichere Kontrolle notwendig.


Letztendlich sollte die Fungizidstrategie sich immer am aktuellen Befallsgeschehen orientieren. Grundsätzlich ist zum ersten Behandlungstermin der Erregerschwerpunkt festzulegen, um dann optimale Termine und nur die wirksamsten Produkte auszuwählen.

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