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Krautfäule: Wer zu spät kommt, hat verloren

Lesezeit: 8 Minuten

Bei der Bekämpfung von Krautfäule und Alternaria müssen Sie die Saison über flexibel bleiben. Nutzen Sie dabei die Eigenschaften der Wirkstoffe. Mehr dazu verrät Karl Gröschl, N.U. Agrar.


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Häufige Pflanzenschutz-Überfahrten sind für Kartoffelanbauer normal. Vor allem bei der Krautfäule gilt das Sprichwort „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“. Fast jeder hat schon diese Erfahrung gemacht. Sobald die Krautfäule auftritt, wird’s richtig teuer. Prognosemodelle dienen meist nur zur Orientierung.


Für den Anbauer zählt vor allem die Sicherheit. Denn mit den Pflanzenschutzmaßnahmen sichert er Umsätze von 4000 bis 6000 €/ha ab. Dennoch gibt es viel Optimierungspotenzial. Dazu muss man die Biologie der Pilze und die Wirkung der Fungizide verstehen.


Nach wie vor ist Krautfäule die dominierende Blattkrankheit der Kartoffel. Spritzungen richten Anbauer in der Regel nach diesem Pilz aus. Zudem gibt es jedoch viele andere Krankheiten, die man mit guten Neben- oder sogar mit Primärwirkungen erfasst. Einen sehr hohen Stellenwert hat mittlerweile Alternaria. Während sie in den neunziger Jahren ein Phänomen des Südens war, ist sie nun in allen Kartoffelregionen mehr oder weniger stark vertreten. Sporadisch beschäftigt uns vor allem im Norden Sklerotinia. Auch Botrytis ist witterungsbedingt regelmäßig anzutreffen. In engen Kartoffelfruchtfolgen tritt in der Regel Colletotrichum auf.


Eigenheiten des Gegners:

Die Krautfäule hat grundsätzlich drei Möglichkeiten, den Bestand zu infizieren:


  • Der Sporenflug, die sogenannte Sekundärinfektion ist der häufigste Weg. Ausgehend von Abfallhaufen oder Frühkartoffelbeständen mit Befall werden die Sporen teils über weite Entfernungen zu den Beständen transportiert.
  • Die Infektion aus der befallenen Mutterknolle (Primärinfektion). Dabei sporuliert der Erreger entweder an der Knollenoberfläche oder ein Myzel wächst systemisch in den Stängel. Neben dem schwer einzuschätzenden Ausgangsbefall des Pflanzguts spielt die Bodenfeuchte hierbei eine große Rolle.
  • Die Infektion über Dauersporen im Boden (Oosporen). In engen Fruchtfolgen – mit vor allem sehr späten Sorten – kann es theoretisch zur Bildung von Dauersporen kommen.


Nachdem eine Spore zur Pflanze gelangt ist, geht es ziemlich schnell. Die Infektionsdauer beträgt wenige Stunden. Je höher die Konzentration an Zucker und Aminosäuren im Blatt ist, desto schneller keimt sie aus. Dies erfolgt in der Regel im oberen Blattbereich.


Eine üppige Stickstoffversorgung beschleunigt die Entwicklung der Krautfäule. Eine gewisse Feuchtigkeit ist für die Keimung notwendig. Keimt die Spore direkt als Sporangium (Sporenbehälter), erfordert dies etwa 4 Stunden Blattnässe und in jedem Fall Temperaturen von mehr als 10°C. Wird über die Zoosporen (bewegliche Sporen) infiziert, muss die Luftfeuchtigkeit über einen längeren Zeitraum sehr hoch sein. Die Temperatur spielt hier eine sehr untergeordnete Rolle.


Bei warmen Temperaturen kann die Krautfäule bereits 3 bis 4 Tage nach der Infektion einen neuen Sporenträger bilden. Dafür muss es ebenfalls feucht sein. Mehrere Stunden am Tag mit hoher Luftfeuchtigkeit oder Blattnässe beschleunigen den Vorgang. Da die Sporenträger nachts gebildet werden, ist auch die Nachttemperatur entscheidend. Kühle Nächte hemmen die Krautfäule. Auch heiße Tage behindern die Entwicklung. Bereits ab 27°C werden keine neuen Sporenträger mehr gebildet. Um neue Infektionen einzudämmen, muss aber die Temperatur 30°C betragen.


Sobald die ersten Sporenträger gebildet sind, spricht man von Befall. Dieser lässt sich nicht rückgängig machen. Ab diesem Zeitpunkt betreibt man nur noch Schadensbegrenzung. Eine Bekämpfung ist selbst mit den besten Präparaten nur wenige Tage bzw. Stunden nach der Infektion möglich!


Etwas gemächlicher ist Alternaria. Sie infiziert auch früh. Die Latenzphase ist jedoch viel länger als bei Krautfäule. Sie ist kein Schwächeparasit, nutzt aber Schwächen der Pflanze gekonnt aus. Fehlende Belichtung im unteren Blattbereich, Verletzungen durch Schädlinge, Niederschläge oder andere Pilze fördern das Auftreten.


Die Temperaturansprüche der Alternaria sind hoch. Optimale Infektionsbedingungen bestehen bei über 20°C. Das Myzel von Alternaria ist extrem trocken- und hitzeresistent. Einmal gebildet, ist es in der gesamten Vegetation eine Gefahr. Sobald wieder Blattnässe vorhanden ist, können erneut Sporenträger gebildet werden. Vor allem bei Trockenheit entlassen diese Sporen. Wechselndes heißes, trockenes Wetter mit regelmäßigen Niederschlägen (Bewässerung) führt zu einer Epidemie.


Eigenschaften der Wirkstoffe:

Vor Primärinfektionen ist man nie gewappnet. Daher müssen zumindest zu Vegetationsbeginn myzelbekämpfende Wirkstoffe zum Einsatz kommen. Der Standard ist ein systemisches Präparat. Deren Nachteil ist, dass es bei transpirationsreicher Witterung zur Wirkstoffverarmung an der Blattbasis kommen kann (s. Kasten, S. 64). Dem können Sie begegnen, indem Sie kürzere Spritzabstände wählen oder langsamere Mittel einsetzen.


Für den ausreichenden Schutz neuer Blätter muss möglichst viel Wirkstoff von den Stängeln aufgenommen werden. Um dies zu erreichen, können Sie mit viel Wasser spritzen oder früher beginnen. Ist der Bestand noch nicht geschlossen, dringt der Spritzkegel tief in den Bestand ein. Um die Aufnahme über die Stomata zu fördern, kann man Additive, wie z.B. Break Thru, einsetzen. Für die Wahl des Wirkstoffes beim Spritzstart ist die Witterung entscheidend. Eine Orientierung gibt dabei Übersicht 1.


Da die Pflanze bei intensivem Wachstum jede Woche ein neues Fiederblatt bildet, lässt sich auch mit besten Wirkstoffen und bester Applikationstechnik der Schutz der neuen Blätter nicht gewährleisten. Daher müssen Sie die Spritzabstände stets am Blattzuwachs orientieren. Besondere Vorsicht ist bis zur Blüte geboten. Danach hält sich der Verdünnungseffekt in Grenzen. Die sichere Wirkung hält damit lange an. Genau hier haben die teilsystemischen Präparate ihren Vorzug (s. Kasten).


Je langsamer die systemische Wirkung, umso länger ist die Wirkungsdauer. Vor allem bei den Wirkstoffen, die sehr zügig aufgenommen werden, gilt die längere Wirkung unabhängig der folgenden Niederschläge. Einmal aufgenommen besteht Wirkungssicherheit. Die Wirkungsdauer systemischer Fungizide auf dem getroffenen Blatt entnehmen Sie Übersicht 1, Seite 63.


Mit der Blüte nimmt das Blattwachstum ab. Danach ist unter normalen Bedingungen kein Blattwachstum mehr vorhanden. In dieser Phase sind die Vorteile der systemischen und teilsystemischen Präparate begrenzt. Kontaktmittel und vor allem regenbeständige Kontaktpartner haben hier ihre Vorzüge. Insbesondere die regenbeständigen Kontaktfungizide wirken auf dem getroffenen Blatt sehr lange. In Kombination mit Alternaria-Spezialpräparaten oder mit reinen Kontaktmitteln lässt sich das steigende Alternaria-Risiko in Schach halten.


Die lange Wirkungsdauer lokalsystemischer Präparate dürfen Sie nicht überstrapazieren. Können Sie witterungsbedingt die Spritzabstände nicht einhalten oder kommt es infolge von Wetterextremen (z.B. Hagel) zu einem erneuten, ungeplanten Blattzuwachs, müssen Sie auf die schnelle Wirkung systemischer Präparate setzen. Hierbei haben vor allem Propamocarb und Cymoxanil die beste Wirkung. Vor allem mit Propamocarb lässt sich eine Wirkungslücke von ein bis zwei Tagen und mit Cymoxanil von ungefähr einem Tag rückwirkend schließen.


Ist trotzdem etwas „angebrannt“, ist der Pilz von allen Seiten zu bekämpfen: Mit schnellen „Myzelverfolgern“, um die Bildung neuer Myzele zu verhindern und Sporen zu bekämpfen, bevor sie auskeimen.


Schnelle „Myzelverfolger“ sind Cymoxanil und Propamocarb. Deren Nachteil – die langsamere Blattaufnahme – ist bei der in der Regel hohen Luftfeuchte während der Infektionsphasen sehr gering. Dimethomorph und Benthavalicarb können Myzele bekämpfen, sind aber bei hohem Druck zu langsam. Zur Sporenbekämpfung eignen sich die regenbeständigen Kontaktpartner.


Die Bekämpfung erfolgt also in zwei Richtungen. Damit muss man jedes Präparat für sich in der optimal hohen Aufwandmenge einsetzen. Trotz der Kombination ist es nicht möglich, die Mengen zu reduzieren. Besonders beim Einsatz von Cymoxanil ist auf die ausreichende Menge zu achten (über 170 g je ha). Trotz optimierter Mittelwahl können in den Folgetagen neue Läsionen erscheinen. Das Problem liegt in der fehlenden kurativen Leistung. Dem muss man mit einer erneuten Spritzung begegnen.


Besonders schwierig wird es in Phasen mit intensivem Blattneuzuwachs. Neben der fehlenden kurativen Leistung kommt es hier zudem zu einer starken Wirkstoffverdünnung. Spritzabstände von zwei Tagen sind die einzige Möglichkeit, den Befall einzudämmen.


Die Knollen schützen!

Krautfäule kann auch starke Qualitätsmängel an den Knollen hervorrufen. Daher muss man diese Infektion in jedem Fall verhindern. In der Praxis geschieht dies durch Kombinieren der Sikkationspräparate mit einem sporiziden Fungizid. Da bei der Ernte Sporen vom Blatt zu den Knollen gelangen ist diese Maßnahme sehr effektiv. Leider reicht sie nicht immer aus.


Bereits nach der Blüte steigt das Risiko von Knolleninfektionen. Hellt der Blattapparat auf, fehlen die für die Sporenkeimung notwendigen Aminosäuren und Zucker in der oberen Blattetage. Bereits hier können Sporen auf den Boden gelangen. Vor allem auf leichten Böden reichen geringe Wassermengen, damit die Sporen zum Knollennest gelangen. Bei ungünstigen Feuchtigkeitsverhältnissen (sehr nass, trocken) werden die Sporen im Boden kaum parasitiert. Damit besteht über einen längeren Zeitraum eine Infektionsgefahr. Diese können Sie durch regelmäßigen Einsatz sporizider Präparate ab Ende der Blüte mindern.

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