Die diesjährigen Maisbestände sind äußerst heterogen. Im Nordwesten ist von „Supermais“ auf gut dränenden Flächen bis hin zu sehr schwachen Beständen und Totalausfällen alles zu finden. Dafür gibt es viele Ursachen:
- Die fehlende Frostgare machte vielerorts dem Mais vor allem auf zur Verdichtung neigenden Standorten oder Flächen mit Strukturschäden stark zu schaffen. Die Pflanzen konnten dort den Wurzelraum und damit die Nährstoffe kaum erschließen und zeigen sich hellgrün bis gelb. Der Massenwuchs ist deutlich eingeschränkt, die Kolbenanlagen aber proportional zur Gesamtpflanze normal.
- Extreme Niederschläge, Staunässe oder Überschwemmungen beeinträchtigten das Maiswachstum durch Sauerstoffmangel im Wurzelbereich. Die ohnehin schlecht bewurzelten Pflanzen starben zum Teil ab.
- Die regional sehr hohen Niederschläge haben die Nährstoffe im Boden verlagert.
- Lokal sehr begrenzt kam es zu Pflanzenverlusten durch Hagelschlag zwischen Reihenschluss und Blüte.
Worauf ist bei der Siloernte dieser Bestände zu achten? Aktuell ist in Nordwestdeutschland mit einem normalen Abreifeverlauf zu rechnen. Zwar hatten die hohen Temperaturen ab Anfang Juli eine im Vergleich zum langjährigen Mittel etwas frühere und schnelle Blüte zur Folge. Die unbeständige, kühle Wetterlage in den ersten Augustwochen hat die weitere Entwicklung aber gebremst. Die Temperatursumme als Maßstab für die Abreife bewegt sich daher aktuell exakt auf dem langjährigen Niveau.
Der optimale Siliertermin wird erreicht, wenn die Stärkeeinlagerung mit TS-Gehalten im Korn von 58 bis 60% endet. Sollten die Bestände durch Stress oder stärkeren Blattfleckenbefall vorzeitig im Blattapparat absterben, sollten Sie früher häckseln, um ein sicheres Verdichten des Häckselgutes im Silo zu gewährleisten.
Orientieren Sie sich grundsätzlich beim Bestimmen der Reife an den Schlägen oder Teilschlägen mit den besseren Ertragsaussichten, um das Ertrags- und Qualitätspotenzial dieser Bestände zu nutzen.
Norbert Erhardt, LWK Nordrhein-Westfalen