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Neue Fungizide zur Saison

Lesezeit: 7 Minuten

Welche neuen Mittel gibt es? Lässt die Wirkung der Produkte bei resistenzgefährdeten Krankheiten wie Septoria und Netz­flecken weiter nach? Einen Überblick gibt Hermann Hanhart, LWK Nordrhein-Westfalen.


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Zur neuen Saison werden einige neue Produkte zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten in Getreide mit altbekannten Wirkstoffen auf den Markt kommen. So hofft der Hersteller von Kantik, dass dies rechtzeitig zum Frühjahr eine Zulassung für die frühe Anwendung ab Schossbeginn erhält. Das Produkt ist derzeit bereits in allen Getreidearten zugelassen, aber bislang nur für eine einmalige Anwendung nach EC 39. Aufgrund der Wirkstoffzusammensetzung (200 g/l Prochloraz + 100 g/l Tebuconazol + 150 g/l Fenpropidin) sind aber mit frühen Behandlungen um EC 31 effektivere Wirkungen zu erwarten.


In Versuchen zeigte Kantik mit der zugelassenen Aufwandmenge von 2 l/ha eine sehr breite Wirkung. Mit der Zulassung für die frühe Anwendung werden auch erst die genauen Indikationen bekannt. Die Umweltauflagen, vor allem der Abstand zu Gewässern, erlauben aber keinen uneingeschränkten Einsatz.


Auflagen günstiger:

Günstiger sind die Auflagen bei Eleando (150 g/l Prochloraz + 42 g/l Epoxiconazol). Das neue Produkt darf man an Gewässern mit Düsen ab der Abdriftminderungsklasse 75 % mit länderspezifischem Mindestabstand anwenden. Die Zulassung erlaubt einen zweimaligen Einsatz von EC 30 bis EC 59 mit maximal 3 l/ha. Das Mittel ist in Weizen gegen Halmbruch, Septoria tritici, Septoria nodorum, Braun- und Gelbrost sowie DTR, in Wintergerste gegen Netzflecken und Rhychosporium zugelassen. Die DC-Formulierung (Dispergierbares Konzentrat) erlaubt eine gute, auch kurative Wirkung.


Eleando und Kantik wirken gut gegen Rostkrankheiten, sodass sie auch frühen Gelbrostbefall kontrollieren. Gegen Mehltau gehört Kantik wegen des Wirkstoffs Fenpropidin sogar zu den Spezialprodukten. Vorhandenen Befall kann das Mittel ausräumen. Dagegen kann Eleando fast nichts gegen Mehltau. Deshalb wird der Hersteller das Mittel in „Mehltau-Regionen“ im Pack mit Vegas anbieten.


„Sorgenkind“ Septoria:

Die Bekämpfung von Septoria wird immer schwieriger. Da Prochloraz gegen viele Cyp51-Mutanten noch gut wirkt, favori­sieren wir Produkte mit diesem Wirkstoff für die frühe erste Anwendung – erst recht, wenn enthaltene Wirkstoffe zusätzlich Halmbruch bekämpfen. Bislang waren vor allem Cirkon und – bei mehr Rost – auch Capalo in Kombination mit Bravo besonders geeignet.


In 2015 haben wir in zwei Versuchen die Leistung von Capalo, Eleando und Kantik verglichen. Dabei haben wir bewusst auf das Zumischen von Bravo verzichtet, um das Leistungspotenzial gegen Septoria zu erkennen. Die Behandlung erfolgte zu drei unterschiedlichen Terminen. In allen Varianten legten wir in EC 61 Osiris mit 2,5 l/ha nach. Bei kühl-trockener Witterung trat Septoria tritici zwar auf beiden Standorten auf, zur Milchreife lag der Endbefall aber nur bei 16 % in der unbehandelten Kontrolle.


Die Mehrerträge unterschieden sich mit 5 bis 9 dt/ha kaum (s. Übersicht 1) und ließen sich statistisch nicht absichern. Höhere Mehrerträge waren aufgrund des geringen Krankheitsdrucks nicht möglich.


Deutlichere Unterschiede sind aber in der Wirkung gegen Septoria tritici festzustellen. Eleando und Kantik waren besser als Capalo. Dies ist durch die bessere Kurativwirkung des Wirkstoffs Prochloraz zu erklären.


Gegen Halmbruch lagen die Wirkungsgrade nur bei maximal 45 %. Hier und in weiteren Versuchen zeigt vor allem Prochloraz eine deutlich schwankende Wirkung, sodass mehr von einer Nebenwirkung gegen Halmbruch auszugehen ist. Capalo wirkt etwas stabiler, bei Starkbefall aber sicher nicht ausreichend. Die Erfahrung zeigt aber, dass nach Vorlage von Prochloraz oder Capalo eine zweite Behandlung um EC 33/37 mit Aviator Xpro oder Adexar sehr gute Wirkungen von über 60 % erreicht.


Fazit: In Kombination mit 1 l/ha Bravo, möglichst vor Niederschlägen eingesetzt, lassen alle Produkte eine gute Wirkung gegen Septoria erwarten. In Situationen mit geforderter Kurativwirkung sind Eleando, gefolgt von Kantik, leicht überlegen. Tritt Rost dominant auf, ist Capalo sicher und bewährt.


Breiter Schutz:

Ein weiteres neues Produkt ist Ceriax. Grundsätzlich lässt sich das Mittel als Adexar + Strobi ansprechen. Als Carboxamid ist Fluxapyroxad (41,6 g/l) kombiniert mit dem Azol Epoxiconazol (41,6 g/l) und dem Strobi Pyraclostrobin (66,6 g/l). Die Zulassung erlaubt zwei Anwendungen von Ende Bestockung bis Anfang Blüte mit jeweils 3 l/ha in Weizen, Gerste, Triticale und Roggen. Damit ist in den Kulturen eine breite Krankheitsbekämpfung möglich. Nur gegen Fusarium und Ramularia hat Ceriax keine Zulassung und Wirkung. Aufgrund der hohen Wirkstoffaufladung empfiehlt der Hersteller maximal 2,5 l/ha und zum Schutz vor Resistenzen auch nur eine Anwendung in der Vegetation. Ceriax hat günstige Umweltauflagen. Bei Verwendung von 90 % driftreduzierten Düsen ist nur noch der länderspezifische Gewässerabstand einzuhalten.


Mehr Carboxamide:

Das enthaltene Strobilurin macht die Wirksamkeit gegen Netzflecken sicherer als beim Adexar. Gegen Septoria zeigte Ceriax in Versuchen manchmal eine leicht bessere Kurativleistung. In Kombination mit Bravo bringt es die beste Dauerwirkung gegen Septoria tritici. Auch gegen Roste ist eine maximale Wirkung zu erwarten. Bei geringem bis mittlerem Befall wirkt es in etwa identisch wie Adexar. Ceriax hat aber oft eine bessere physiologische Leistung, die ertraglich aber nur in Jahren mit langer Abrei-fe zum Tragen kommt. Zum wirksa-men Resistenzmanagement sollten Sie das Carboxamid-haltige Mittel möglichst nur einmal in der Vegetation einsetzen. Innerhalb der Carboxamide wird mit Ceriax der Verdrängungs-wettbewerb noch größer werden.


Mit Azoystar ist nun wieder das Strobilurin Azoxystrobin für alle Getreidearten verfügbar. Im Unterschied zum alten Amistar erlaubt die Zulassung aber nur bestimmte Indikationen. Im Weizen ist die zweifache Anwendung von EC 31 bis EC 65 mit 1 l je ha gegen Septoria nodorum (kommt im Norden nicht vor), Gelb- und Braunrost sowie Alternaria- und Cladosporium-Arten erlaubt.


In Wintergerste kann man es gegen Netzflecken, Blattflecken und Zwergrost, in Winterroggen und Triticale gegen Braunrost und Blattflecken einsetzen. Auf Schlägen mit über 2 % Hangneigung ist bei Pflugsaaten ein 10 m breiter bewachsener Randstreifen erforderlich. Der länderspezifische Gewässerabstand reicht bei Einsatz ab 75 % driftreduzierter Düsen aus. Azoxy-strobin lässt sich eher in Mischung mit Gelb- oder Braun­rost-schwachen Präparaten sinnvoll einsetzen.


Die heilende und vorbeugende Wirkung wichtiger Fungizide entnehmen Sie der Übersicht 2.


Packs günstiger?

Alle am Markt verfügbaren Packlösungen sind in Übersicht 3 aufgelistet. In der Regel sind die Produkte über angebotene Packs etwas günstiger einzukaufen. Zu beachten ist dabei aber, dass Preisvorteile nur dann zum Tragen kommen, wenn man alle enthaltenen Produkte sinnvoll einsetzt. Oft lassen sich die Einzelprodukte optimal zu unterschiedlichen Einsatzterminen oder in verschiedenen Kulturen für unterschiedliche Indikationen einsetzen.


So lässt sich z. B. der Aviator Duo Pack so aufteilen, dass man Fandango mit 0,6 l/ha früh in EC 31/32 in der Wintergerste mit der ersten Wachstumskontrolle und Aviator Xpro mit 0,6 l/ha in Kombination mit 1,0 l/ha Credo zur Abschlussbehandlung in der Gerste einsetzt.


Mit höheren Preisvorteilen kann z. B. der Adexar-Diamant Pack zum Einsatz kommen. Dazu könnte Diamant mit 0,75 l/ha in der Wintergerste zur ersten Behandlung in EC 31/32 gegen Netzflecken, Mehltau und Zwergrost eine sehr gute Wirkung gewährleisten. Das Adexar ist optimal im Weizen eingesetzt, um Septoria tritici um EC 33 bis 37 zu kontrollieren.


Leider sind einige Produkte, wie z. B. Talius oder Diamant, nur über Packlösungen zu beziehen. Hier kann man nur hoffen, dass der Handel diese Packs auseinandernimmt und die Einzelprodukte solo verkauft.


Zulassungen laufen aus:

Alle zugelassenen Getreide-Fungizide sind in Übersicht 4 ab Seite 86 aufgelistet und die Wirksamkeit bewertet. Viele Carboxamide sind nur noch kurzfristig zugelassen – oft nur bis zum Frühjahr 2016. Gleiches gilt für die wichtigen Kontaktwirkstoffe Chlorthalonil und Mancozeb.


Die Firmen hoffen auf eine Anschlusszulassung. Eine Versorgung für die kommende Saison wird aber in jedem Fall gelingen, da auch nach Ablauf der Zulassung ein Verkauf für sechs Monate erlaubt ist. Der Landwirt darf Restbestände dann noch ein Jahr nach Verkaufsende anwenden.

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