Auch wenn aufliegende Maisstoppeln ein Eldorado für ertragsmindernde Pilzarten bieten, sind sie auch für die eine oder andere Überraschung gut. Auf den verholzten Wurzel- und Stängelresten des Vorjahres treten die Fruchtkörper der Pilze zutage, die für die Zersetzung der stark verholzten Ernterückstände zuständig sind.
Topf-Teuerling:
So zeigte sich im ungepflügten Monomais flächendeckend der Topf-Teuerling (Foto oben links). Die bis zu 1 cm hohen Fruchtkörper wachsen scheinbar auf der Erde, sitzen aber auf einem unter der Oberfläche liegenden Stängelstückchen und zersetzen dieses. Die in dem Trichter liegenden Sporenbehälter erinnern an Geldstücke. Früher betrachtete man deren Auftreten als sicheres Zeichen einer bevorstehenden Teuerung. Auch wenn Teuerlinge weltweit verbreitet sind, ist der Topf-Teuerling eine in Deutschland seltene Art.Stängelbecherchen:
An Stängel- und Wurzelresten, die zum Teil im Boden stecken und dabei feucht gehalten werden, präsentierten sich massenhaft drei Kandidaten aus der Gattung der Stängelbecherchen (Fotos oben rechts). Die Bestimmung der Art stellt sogar Fachleute vor eine Herausforderung. Diese Pilze gehören zu den Zersetzern organischer Substanz im Boden.Das Auftreten der Fruchtkörper (Foto oben und unten rechts) zeigt, dass sie nur dann gebildet werden, wenn bestimmte Feuchtigkeitsverhältnisse herrschen. Sobald die Stoppeln tagsüber austrocknen, werden keine Fruchtkörper gebildet. Das geschieht bei fehlender Bodenfeuchte, oder wenn der Maisbestand keine durchgehende Beschattung bietet. Das heißt aber nicht, dass der Pilz fehlt! Die Fruchtkörperbildung dient nur der Verbreitung der sexuellen Sporen, die nach einer meist mehrmonatigen Lebensphase als unsichtbares Myzel gebildet werden. Insofern kommen vermutlich etliche Pilzarten viel häufiger als angenommen vor und leisten ihre Zersetzungsarbeit still und unsichtbar im Verborgenen.
Gerade die Vielfalt der Pilzpopulationen auf den mindestens ein Jahr alten Stoppeln macht deutlich, dass ökologische Vielfalt und phytosanitäre Katastrophen dicht beieinanderliegen. Die Formen- und Farbenvielfalt von Stängelbecherchen und anderen Arten erfreuen das Mykologen-Herz. Denkt man aber an die sich massiv ausbreitenden Blattkrankheiten oder Fusarien, die ebenfalls in den überjährigen Stängelresten überleben, führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei, dass eine gründliche Zerkleinerung zur Beschleunigung der Stoppelrotte unverzichtbar ist.