Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Aus dem Heft

Raps: Gewappnet gegen Schädlinge

Lesezeit: 11 Minuten

Überlisten Sie Rüssler, Glanzkäfer und Mücke durch einen ausgefeilten Insektizideinsatz. Infos zu Strategien und Resistenzen gibt Manja Landschreiber, LWK Schleswig-Holstein, Lübeck.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Wer Rapsschädlinge erfolgreich bekämpfen will, braucht im-mer ausgeklügeltere Strategien. Wichtig ist es, die Rapsbestände rechtzeitig mit Gelbschalen zu kontrollieren und gezielt zu handeln. Um Resistenzen zu vermeiden, sollten Sie unbedingt nach Bekämpfungsschwellen arbeiten und Einsätze als Versicherungsmaßnahme vermeiden!


Stängelrüssler schädigt zuerst:

An wärmeren Tagen – jahresbedingt bereits im Februar/März – sind die Stängelrüssler aktiv. Der Große Rapsstängelrüssler, der auf vorjährigen Rapsschlägen überwintert, benötigt nur ca. 5 °C in der obersten Bodenschicht und 10 bis 12 °C Lufttemperatur, um zu erwachen. Bei sonnigem Wetter sucht er nahe gelegene Rapsschläge auf. Aktivität und Zuflug können Sie relativ leicht mit Gelbschalen ermitteln. Stellen Sie diese Schalen dazu auf den vorjährigen und den diesjährigen Rapsflächen auf (Gelbschale + Wasser + Spüli + Gitter).


Bei zügig ansteigenden Temperaturen können Erwachen und Zuflug sehr zeitnah erfolgen. In diesem Fall ist bei der Bekämpfung Eile geboten! Denn der Große Rapsstängelrüssler hält sich im Gegensatz zum Gefleckten Kohltrieb- rüssler nicht lange mit einem Reifungsfraß auf, sondern legt zügig seine Eier ab. Bei plötzlicher Erwärmung mit anhaltend warmer Witterung können Erwachen und Zuflug mit anschließender Eiablage durchaus innerhalb eines Tages geschehen.


Die höchsten Wirkungsgrade gegen den Großen Rapsstängelrüssler erzielen Sie, wenn Sie direkt nach dem Zuflug behandeln. Eine Woche später fällt die Wirkung bereits deutlich ab. Mit dem Vollzug der Eiablage beginnt auch schon die Schädigung des Rapses. Während der Schädling die Nischen für die Eier herstellt, scheidet er Wuchsstoffe aus, die am Rapsstängel die typischen Verdrehungen verursachen. Wegen des hohen Schadpotenzials und der zu erwartenden Ertragseinbußen liegt die Bekämpfungsschwelle bei 10 Großen Rapsstängelrüsslern pro Gelbschale im Winterraps (siehe Übersicht 1).


Beim Gefleckten Kohltriebrüssler können wir diesen Wert auf 20 verdoppeln. Zwar spielt auch die Vitalität des Rapses eine wichtige Rolle, trotzdem ist die Schadwirkung nicht so hoch wie beim Großen Rapsstängelrüssler.


Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden besteht darin, dass sich die Weibchen deutlich mehr Zeit für den Reifungsfraß lassen. Für eine Bekämpfung bleiben daher, abhängig von der Witterung, rund 10 bis 14 Tage. Konnten die Weibchen des Kohltriebrüsslers ihre Eier erfolgreich in der Pflanze platzieren, fallen betroffene Rapspflanzen nicht durch verdrehte Stängel auf. Die Larven operieren im Verborgenen und offenbaren ihr Tun erst, wenn Sie den Rapsstängel aufschneiden. Diese ausgehöhlten Stängel sind anfälliger gegenüber Pilzkrankheiten wie Phoma oder Verticillium. Zudem halten sie extremen Witterungsverhältnissen (Trockenheit, Sturm) schlechter stand. Die Ursache der dadurch entstehenden Mindererträge fällt auf den ersten Blick kaum auf.


Konzepte gegen Stängelfeinde:

Für eine Bekämpfung der Stängelschädlinge sind nach wie vor die alten und neuen Pyrethroide geeignet. Treten die Stängelfeinde ohne Rapsglanzkäfer auf, empfehlen sich auch die Pyrethroide der Klasse II. Infos zu geeigneten Insektiziden und deren Eigenschaften inklusive der Bienenschutz-Auflagen entnehmen Sie der Übersicht 2 auf Seite 104.


Der Einsatz von Biscaya (Neonikotinoid) ist wegen der geringeren Wirksamkeit nicht zu empfehlen. Mospilan SG (Neonikotinoid), Plenum (Pymetrozine) und Avaunt (Oxadiazine) sind gegen Stängelschädlinge derzeit nicht zugelassen und wirken auch nicht ausreichend.


Treten neben den Stängelschädlingen gleichzeitig Rapsglanzkäfer stark auf, sind entweder Trebon 30 EC oder ein Pyrethroid (Klasse II) plus Plenum 50 WG, jeweils in voller Aufwandmenge, zu bevorzugen.


Der Rapsglanzkäfer wird bei Temperaturen ab 8 °C im Winterquartier aktiv, um es dann bei rund 12 °C zu verlassen. Im Gegensatz zu den Männchen, die sofort geschlechtsreif sind, führen die Weibchen zunächst einen Reifungsfraß an Frühlingsblumen durch. Ab 15 °C beginnt der Käfer, die Rapsfelder zu besiedeln. Dies kann bereits nach wenigen Tagen abgeschlossen sein oder sich bei kühler Witterung oder starken Winden längere Zeit hinziehen.


Als Nahrungsquelle dienen Rapspollen, wobei die Knospen für den Glanzkäfer nur störendes Beiwerk sind. Die kleinen Knospen vernichtet er fast vollständig. Derartig geschädigte Knospen vergilben, trocknen ein und fallen später ab.


Spritzung wirklich nötig?

Die Zahl der verfügbaren Insektizide darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gesamtlage bei den Bekämpfungsmöglichkeiten gegen Rapsschädlinge nach wie vor angespannt ist. Zieht man Parallelen zu den insektiziden Beizen, können wir uns auf die derzeitige Zulassungssituation nicht unbedingt verlassen. Die Pyrethroide der neuen Generation (Klasse I) werden dem Resistenzdruck nicht ewig standhalten. Bereits jetzt senkt sich ihr Wirkpotenzial. Die größte Unbekannte ist aber das Wetter. Denn Überwinterung und Zuflug der Käfer hängen stark von den Witterungsverhältnissen ab.


Diese Gründe sollten reichen, um die gesamte Bekämpfungsstrategie im Winterraps zu überdenken: Jeder sollte sich grundsätzlich vor einem Insektizideinsatz die Frage stellen, ob die Spritzung wirklich notwendig ist. Wir müssen uns zudem wohl oder übel daran gewöhnen, dass eine 100 %ige Bekämpfung nicht mehr erzielbar ist. Ziehen Sie für eine Beurteilung der Bekämpfungsschwelle und der Wirkung nicht nur Pflanzen in Betracht, die durch hohen Besatz förmlich „ins Auge stechen“, sondern auch Nachbarpflanzen und vor allem Pflanzen im Inneren des Schlages. Denn dort relativiert sich oft die gesamte Lage.


Ist die Bekämpfungsschwelle überschritten (Übersicht 1, Seite 100) und muss ein Insektizideinsatz erfolgen, ist ein Wirkstoffwechsel angeraten. Beziehen Sie in Ihre Überlegungen nicht nur die Glanzkäfer ein, sondern die gesamte Bandbreite der Rapsschädlinge.


Strategie für 2014:

Für 2014 ist aus heutiger Sicht mit keiner neuen Zulassung oder Genehmigung zu rechnen. Das bedeutet, die Mittel von 2013 sind voraussichtlich die Produkte für 2014. Avaunt ist ein Kontakt- und Fraßgift. Plenum wirkt ebenfalls als Fraß- und Kontaktmittel, bekämpft aber auch versteckt sitzende Glanzkäfer gut. Plenum besitzt im Vergleich zu Avaunt eine bessere Anfangswirkung. Wer die Pflanzen mit seiner Applikationstechnik gut benetzt, kann bei beiden Mitteln von einer guten Dauerwirkung ausgehen. Avaunt spielt seine Stärken 3 bis 5 Tage nach der Behandlung aus. Die Leistungsfähigkeit anderer Produkte nimmt in dieser Zeit dagegen ab. Da Plenum und Avaunt die B 1-Auflage haben, ist ein Einsatz nach Blühbeginn strikt verboten.


Biscaya und Mospilan sind als bienen-ungefährlich (B 4) eingestuft. Der Einsatz dieser Neonikotinoide sollte erst bei gut entwickelten Rapsknospen erfolgen. Wer im vorderen Bereich Avaunt oder Plenum gespritzt hat, kann in der Blüte mit Biscaya arbeiten. Dann ist auch eine Wirksamkeit gegen die Larven des Glanzkäfers und gegen Schotenschädlinge gegeben. Vor allem in Schleswig-Holstein und im westlichen Mecklenburg-Vorpommern, wo Pyrethroid-Resistenzen gegen den Kohlschotenrüssler auftreten, ist die Anwendung von Biscaya zu favorisieren.


Mavrik passt gut in die Strategie, wenn zur ersten Spritzung Trebon 30 EC (Stängelschädlinge und Rapsglanzkäfer) noch nicht zum Einsatz kam und bei den Schotenschädlingen noch keine Minderwirkungen gegen Pyrethroide aufgetreten sind. Der Hersteller bietet Mavrik zusammen mit Citronensäure an, um den pH-Wert abzusenken, der bei der praxisüblichen Zumischung von Bor ansteigt. Geben Sie die Citronensäure vor den Blattdüngern in den Tank. Beachten Sie zudem, dass sich bei der Mischung von Mavrik mit Folicur, Caramba, Carax, Tilmor, Prosaro und Matador die Bienenschutzauflage von B 4 zu B 2 ändert. Das bedeutet, dass Sie diese Kombinationen – falls blühende Pflanzen vorhanden sind – erst nach dem täglichen Bienenflug bis 23 Uhr ausbringen dürfen. Mospilan wird in Kombination mit Azolen zu B 1. Die Wirkung von Mitteln gegen Rapsglanzkäfer ist in Übersicht 3 dargestellt.


Blütenschädlinge packen:

In der Blüte kommen neben den Larven des Rapsglanzkäfers auch die Kohlschotenmücke und der -rüssler vor. Bei diesen Schädlingen ließ sich in den letzten Jahren, vor allem im südlichen Schleswig-Holstein, eine Befallszunahme beobachten. So war an den Schlagrändern häufig der Schaden der Kohlschotenmücke zu sehen: frühzeitig anschwellende, gelbliche, glasige Schoten. Diese platzen an der Schotennaht auf und die Körner fallen heraus.


Die Kohlschotenmücke schlüpft auf den vorjährigen Rapsschlägen und fliegt ab Blühbeginn bei Temperaturen über 15 °C und Windstille in den Raps ein. Zur Eiablage in die Rapsschoten ist die Mücke überwiegend auf vorhandene Löcher angewiesen. Diese entstehen z. B. durch Hagel oder dem Kohlschotenrüssler. Die Mücke selbst ist nur bei weichem Schotengewebe in der Lage, aktiv Löcher zu bohren, um dann ihre Eier abzulegen. Da die Mücke zufliegen muss, ist der Schaden am Feldrand oft am größten, sodass Randeinsätze ausreichen. Behandeln Sie Raps in kleinen, geschützten Lagen aber vollständig.


Die Überwachung von Kohlschotenrüssler und vor allem der Mücke ist schwieriger als bei den Stängelschädlingen. Gefragt sind ein „gutes Auge“ und/oder ein Kescher. Um den Befall mit Kohlschotenmücken festzustellen, sind die Bodenproben (Kokons) auf den vorjährigen Rapsschlägen eine gute Hilfe. Im blühenden Bestand lässt sich die Kohlschotenmücke auch mit einem Kescher einfangen. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei einer Mücke pro 3 bis 4 Rapspflanzen während der Blüte.


Bei der Blütenspritzung können, neben dem Kohlschotenrüssler und der -mücke, auch die Larven des Rapsglanzkäfers auftreten. Weil keines der sich zurzeit auf dem Markt befindlichen Produkte gegen die Glanzkäfer zu 100 % wirkt, kommt es bei starkem Auftreten zur Eiablage einzelner Käfer und damit auch zur Larvenentwicklung. Dies bedeutet Folgendes: Mit einer weiteren Behandlung in der Blüte erfolgt eine zusätzliche Selektion. Vermeiden Sie daher unbedingt die „Mitnahmepraxis“ von Pyrethroiden bei der Vollblütenspritzung. Der Termin ist zudem nicht immer mit dem Zuflug von Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke identisch.


In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zeigen Tests eine weite Verbreitung der Pyrethroid-Resistenz bei Kohlschotenrüsslern. In diesen Regionen ist eine gezielte Bekämpfung nur noch mit Biscaya möglich, da von der Resistenz alle Pyrethroide betroffen sind. Reduzieren Sie vor diesem Hintergrund nicht die Aufwandmengen! Achten Sie zudem bei Mischungen von Azol plus Insektizid auf die veränderte Bienengefährlichkeit.


Wie ist die Resistenzlage?

Die Pyrethroidresistenz der Rapsglanzkäfer hat sich in Deutschland glücklicherweise bisher nicht auf den Großen Rapsstängelrüssler ausgeweitet. Allerdings ließ sich beim Gefleckten Kohltriebrüssler im Monitoring über die Jahre eine auffällige Zunahme von unempfindlicheren Populationen gegenüber Pyrethroiden feststellen. Eine allgemeine Minderwirkung im Feld ist zwar noch nicht zu beobachten, dennoch müssen wir diese Entwicklung weiterhin im Auge behalten. Dass das Resistenzproblem trotz der empfohlenen bundesweiten Antiresistenz-Strategie weiter voranschreitet und nicht, wie erhofft, zum Stillstand kommt, zeigt sich beim Rapsglanzkäfer sehr deutlich.


In Deutschland handelt es sich nach wie vor hauptsächlich um eine metabolische Resistenz. Dabei führt eine erhöhte Enzymaktivität der Käfer zu einem beschleunigten Wirkstoffabbau. Die gefürchtete Wirkort-Resistenz ist bisher nur in Dänemark aufgetreten.


Auch bei den Wirkstoffen der neuen Pyrethroide (Klasse I) Etofenprox und Tau-Fluvalinat ist eine metabolische Resistenzentwicklung möglich. Anhaltspunkte liefert der sogenannte Adult-Vial-Test (Glasröhrchentest). Bei diesem Test ließ sich 2007 an ersten Käfern feststellen, dass nur einzelne eine reduzierte Wirkstoffmenge von 20 % der Feldaufwandmenge überlebten. In den Folgejahren traten aber in immer mehr Populationen Käfer auf, die dieser Wirkstoffkonzentration standhielten. In 2011 wurden in Schleswig-Holstein im Test erstmalig Populationen entdeckt, die sich trotz voller Aufwandmenge nicht mehr vollständig bekämpfen ließen.


Kohlschotenrüssler resistenter:

Anders als bei der Kohlschotenmücke weisen einzelne Populationen vom Rüssler bereits einen Sensitivitätsverlust auf. Aktuelle Tests bestätigten diese Resistenz. Am auffälligsten waren Proben aus Schleswig-Holstein und dem westlichen Mecklenburg-Vorpommern. In diesen Gebieten kann man bereits von einer verbreiteten Resistenz des Kohlschotenrüsslers gegen Pyrethroide sprechen.


Ähnlich sieht es beim Rapserdfloh aus. Hier beschränkt sich die Resistenz auf den östlichen Teil Schleswig-Holsteins und den westlichen Teil Mecklenburg-Vorpommerns. Mit einer weiteren Verbreitung in diesen Gebieten ist zu rechnen, spätestens wenn die Pyrethroid-Spritzungen gegen den Erdfloh zunehmen, weil die insektiziden Beizen wegfallen. Beim Kohlschotenrüssler und beim Rapserdfloh sind alle Pyrethroide gleichermaßen von der Minderwirkung betroffen. Das ist beim Rapsglanzkäfer anders.

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.