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Resistenzen in Schach halten

Lesezeit: 7 Minuten

Resistenzen von Ungräsern gegenüber Wirkstoffen nehmen auch in Süddeutschland zu. Was sind die Ursachen? Und mit welchen Maßnahmen können Sie gegensteuern? Antworten geben unsere Autoren Ferenc Kornis und Josef Parzefall.


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Die Unkraut- und vor allem die Ungrasbekämpfung wird auch in Süddeutschland zu einem drängenden Problem. So war Ende Mai auf den Feldern oft mehr Gras als Getreide zu erkennen. Bei genauerer Betrachtung nahmen Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Rispen, Trespen und manchmal auch Flughafer überhand.


Für viele Landwirte stellte sich die Frage, warum trotz der Herbizidmaßnahmen Ungräser durchgegangen sind. Mittel und Aufwandmengen, die im Vorjahr noch gut wirkten, reichten in diesem Jahr oft nicht aus.


Ursachen schlechter Wirkung:

Ursachen dafür gibt es mehrere. Auf der einen Seite wird ein geringer Ungrasdruck im Mais, Raps oder in den Getreidearten einfach toleriert, andererseits stimmen Herbizidwahl und/oder Terminierung nicht oder die Witterung vor oder nach der Applikation ist ungünstig. Immer häufiger treten aber auch Resistenzen der Unkräuter gegen verschiedene Wirkstoffe auf.


Die Verungrasung war generell dort stärker, wo im Herbst kein Herbizid ausgebracht wurde. Die Gräser konnten sich bedingt durch den langen Herbst und den warmen Februar gut entwickeln und intensiv Wurzeln bilden. Im März kam ein erneuter Wintereinbruch. Dadurch waren die Bedingungen für den Herbizideinsatz äußerst ungünstig. Im April passten die Bedingungen, aber die meisten Ungräser waren schon zu weit entwickelt. Damit kamen Herbizide mit Bodenwirkung (z.B. Attribut) oder auch Broadway an ihre Grenzen.


Die Ungrasproblematik ist auf pfluglos bewirtschafteten Flächen stärker. Der Druck ist in Rapsfrucht-folgen (vor allem in reinen Winterungsfolgen) deutlich größer als in Maisfrucht-folgen. Die Erklärung liegt darin, dass die meisten Gräser, z.B. Ackerfuchsschwanz oder Windhalm, im Früh-jahr seltener keimen als im Herbst und dass bis zum Frühjahr mehr mechanischen Bekämpfungsmöglichkeiten gegeben sind. Je enger die Fruchtfolge und je mehr die Bodenbearbeitung reduziert wird, desto stärker nimmt die allgemeine Verunkrautung zu.


Mehr Resistenzen.

Die Anzahl der resistenten Gräser stieg auch in Süddeutschland in den letzten Jahren ständig. Am häufigsten verbreitet ist die Ackerfuchsschwanz-Resistenz gegenüber ACCase-Hemmern (FOP/DEN-Mittel) zum Beispiel Traxos, Axial oder Agil, Fusilade oder andere Graminizide.


Diese treten verstärkt in Baden-Württemberg (z.B. Schwäbisch Alb) oder auch in Nordbayern (z.B. Hassberge, Oberpfalz) auf. Vereinzelt gibt es auch schon Flächen, wo der Ackerfuchsschwanz sogar auf Atlantis nicht mehr reagiert.


Beim Windhalm, das Leitungras in Bayern, nimmt die Resistenz gegenüber ALS-Hemmern (Sulfonylharnstoffe und ähnliche Wirkstoffe), z.B. Husar, Falkon oder Broadway stetig zu.


Hauptursache für die schnelle Verbreitung von Resistenzen ist der überbetriebliche und inzwischen auch überregionale Einsatz der Erntetechnik. In letzter Zeit war auf Standorten, die noch vor wenigen Jahren als frei von Ungräsern galten, Ackerfuchsschwanz zu finden, der mit dem Mähdrescher bzw. mit der Ballenpresse eingeschleppt worden war.


Die Gefahr der Samen.

Weitere Ursachen für die Zunahme resistenter Ungräser ist z.B. die mangelnde Ackerhygiene (Feldrandhygiene, Grüne-Brücken). Viele Probleme trägt man selbst vom Feldrand in den Acker hinein. Auf diese Art und Weise haben viele Landwirte die verschiedenen Trespen-Arten in den Acker geschleppt.


Problematisch ist auch, dass mit den meisten Feldspritzen am äußersten Rand nur ein Drittel der Spritzbrühe hinkommt, weil der Spritzkegel nicht überlappt und die Spritzbrühe in der Regel auch auf schon weiter entwickelte Unkräuter tropft, was das Resistenzproblem nur weiter verschärft. Weitere Ursachen der Verbreitung der Gräser sind auch der verspätete Einsatz von Gräserherbiziden und die hohe Toleranz gegenüber einzelnen „durchgegangenen“ Gräsern im Rapsbestand. Dies ist im Winterraps häufig der Fall, wo man gern das ein oder andere Gras auf 100 m² durchgehen lässt.


Im ersten Moment hat eine Pflanze auf 100 m² keinen großen Einfluss. Das stimmt vielleicht im Hinblick auf den Ertragsausfall, nimmt man die Biologie der jeweiligen Pflanzen unter die Lupe, ergibt sich ein anderes Bild. Denn eine Windhalmpflanze kann bis zu 15000 Samen produzieren und diese Samen haben eine Lebensdauer von ein bis vier Jahren. Wenn davon nur 5% keimen, sind das 750 Windhalmpflanzen auf 100 m² oder 7,5 pro qm. Damit geht die Malaise los.


Neben den Problemgräsern im Getreide gibt es auch dikotyle Unkräuter, z.B. Erdrauch, Ehrenpreis, Storchschnabel, Wiesenkerbel oder Hundskerbel, die sich über die letzten Jahre immer mehr ausgebreitet haben und deren Bekämpfung immer mehr Schwierigkeiten bedeutet, zumal uns die Wirkstoffe (z.B. Ioxynile, Carfentrazon) genommen werden, mit denen diese Unkräuter ausgeschaltet werden könnten. Jetzt sind die Landwirte vielfach auf Sulfonylharnstoffe mit hohem Resistenzrisiko angewiesen.


Intensivierung des Ackerbaus:

Die Ausschaltung der Ungräser kann nicht mehr allein durch den Einsatz von Herbiziden erfolgen, die das Resistenzproblem nur weiter verschärfen.


Die Bekämpfung muss im Sinne eines Integrierten Pflanzenbaus erfolgen, um möglichst alle ackerbaulichen Maßnahmen zu nutzen. Auf Flächen mit jetzt bereits starken Resistenzproblemen bilden diese Maßnahmen die Grundlage der Ungrasbekämpfung. Auf anderen Flächen ist es nur eine Frage der Zeit. Doch welche Möglichkeiten haben Landwirte, um dem gegenzuwirken?


Fruchtfolge und Bearbeitung.

Einer der effektivsten Methoden, um den Unkrautdruck zu verringern, ist die Erweiterung der Fruchtfolge durch den Anbau von Sommerungen, Blattfrüchten oder auch Ganzpflanzensilage-Kulturen. Also von Kulturen mit geringerer Gräserbelastung (außer Hirse-Arten), die auch mehr Zeit für die Bekämpfung zulassen und die Herbizidwahl auf eine breitere Basis stellen, wenn nicht ganz darauf verzichtet werden kann.


Ein wichtiger Punkt bei der Bekämpfung von Ungräsern ist die Bodenbearbeitung. Ziel muss sein, dadurch das Samenpotenzial im Boden oder zumindest im Oberboden zu verringern. Die wichtigsten Ungräser im Getreidebau (siehe Übersicht Seite 42) keimen aus den obersten ein bis drei Zentimetern und das zum überwiegenden Teil im Herbst (außer Flughafer).


Nur zum Schein.

Sofern die Zeit es zulässt, sollte man mehrmals nach der Ernte mit einem flachen Arbeitsgang den Boden bearbeiten, damit die Gräsersamen vor dem tiefen Arbeitsgang keimen. Werden die Samen vorher, gleich nach der Ernte, tief vergraben, fallen die Ackerfuchsschwanz- oder Flughafersamen in die „ewige Keimruhe“ und werden im unteren Krumenbereich konserviert und angereichert. Bei der Tauben Trespe ist das tiefe Einarbeiten von Vorteil, weil die vergrabenen Samen nach zwei Jahren ihre Keimfähigkeit verlieren.


Bleibt zwischen Ernte und Aussaat nicht mehr genug Zeit zum mehrmaligen Bearbeiten und Keimen der Unkräuter, bietet sich die „Scheinsaatbett-Strategie“ an. In diesem Fall wird der Boden drei Wochen bis acht Tage vor der eigentlichen Aussaat saatfertig hergerichtet, damit Unkräuter – vor allem Ungräser – keimen und kurz vor der Aussaat mit Glyphosat abgespritzt werden können.


Anwendbar ist die Strategie zu Winterweizen nach Raps oder nach spätem Winterweizen, aber auch zu Wintergerste, Triticale oder Roggen nach Winterweizen.


Auch bei der Sortenwahl kann man sich Vorteile gegenüber den Ungräsern schaffen. Denn manche Sorten haben von Haus aus eine stärkere Konkurrenzkraft. Sorten wie zum Beispiel Faustus, Elixer, RGT Reform oder auch Johnny sind Sorten, die sich wie auch Wintergerste oder Roggen generell besser gegen Ungräser behaupten können.


Bei der Aussaat ist außerdem darauf zu achten, dass das Saatgut in der Reihe gleichmäßig verteilt wird. So entstehen keine Lücken in denen sich später der Ackerfuchsschwanz oder Windhalm breitmachen können. Deshalb ist ein homogener und gleichmäßiger Bestand ein weiteres wichtiges Ziel, auch um die Wirkung der Bodenherbizide zu unterstützen.


Man muss sich immer wieder vor Augen führen: Wenn man einmal resistente Unkräuter im Schlag hat, wird man diese nicht mehr los.


Chemisch bekämpfen.

Die Grundlage der erfolgreichen Ungrasbekämpfung ist aber nach wie vor die Herbstmaßnahme mit Bodenherbiziden, z.B. mit den Wirkstoffen Isoproturon – IPU (z.B. Arelon, Protugan), Chlortoluron – CTU (z.B. Lentipur, Carmina), Pendimethalin – PML (z.B. Stomp), Flurtamone – FTM (Bacara), Prosulfocarb (z.B. Boxer), Flufenacet – FFA (z.B. Cadou, Herold).


Die Grundlage der erfolgreichen Ungrasbekämpfung ist aber nach wie vor die Herbstmaßnahme mit Bodenherbiziden, z.B. mit den Wirkstoffen Isoproturon – IPU (z.B. Arelon, Protugan), Chlortoluron – CTU (z.B. Lentipur, Carmina), Pendimethalin – PML (z.B. Stomp), Flurtamone – FTM (Bacara), Prosulfocarb (z.B. Boxer), Flufenacet – FFA (z.B. Cadou, Herold).


Welche Herbizidstrategien im Herbst zielführend sind, lesen Sie auf den folgenden Seiten.

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