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Sichern Sie Ihre Kultur – Baum für Baum

Lesezeit: 8 Minuten

Es muss nicht gleich ein Zaun sein, um junge Bäume gegen Verbiss- und Fegeschäden zu schützen. Elke Hübner-Tennhoff und Martin Nolte* zeigen Methoden zum Einzelbaumschutz.


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Vor sechs Jahren verursachte der Sturm Kyrill gigantische Schäden, vor allem auch im Sauerland. Riesige Flächen müssen wiederbewaldet werden. Gleichzeitig bedrohen die sehr hohen Schalenwildbestände die jungen Pflanzen. Natürlich sind hier in erster Linie die Jäger gefordert. Kurz- und mittelfristig geht es aber nicht ohne den mechanischen und teils chemischen Forstschutz. Das komplette Gattern ganzer Bergrücken im Sauerland schließt sich aus – wegen der schieren Größe der Flächen und wegen der hohen Kosten.


Die Fachleute des Forstlichen Bildungszentrums für Waldarbeit und Forsttechnik NRW in Arnsberg-Neheim haben deshalb den Einzelbaumschutz zu praxisreifen Arbeitsverfahren weiterentwickelt. Diese Schutzmaßnahmen gegen das Fegen und den Verbiss sind auch für kleinere Flächen im Bauernwald interessant. Wir waren deshalb mit Elke Hübner-Tennhoff und Martin Nolte vom Bildungszentrum im Wald unterwegs und haben einige Verfahren ausprobiert.


Fegeschutz per Tonkin-Stab:

Bei diesem Verfahren arbeitet man mit Stäben (Halmen) der besonders haltbaren Bambusart Tonkin. Die Stäbe kommen aus Ostasien und werden vor allem im Gartenbau eingesetzt. Für dieses Verfahren sollten sie 1,20 m lang und 10 bis 12 mm dick sein. Wenn Sie, vielleicht zusammen mit anderen Waldbesitzern, größere Mengen kaufen, liegt der Preis pro Stab zwischen 7 und 11 Cent.


Das Wild nimmt eine Pflanze mit dem hellen Tonkin-Stab wahrscheinlich als „bereits gefegt – also nicht mehr interessant“ wahr. Deshalb ist es sehr wichtig, dass die Stäbe 20 bis 25 cm tief im Boden stecken und genau 3 bis 5 cm Abstand zur Pflanze haben. Bei schrägen Stäben oder größeren bzw. engeren Abständen nimmt das Rehwild den Fegeschutz nicht mehr ernst. Weiterer Vorteil am Rand: Durch die hellen Stäbe finden Sie die Pflanzen bei der Kulturpflege leichter wieder.


Damit das Verfahren auf der Fläche effizient abläuft, trägt der Waldarbeiter Material und Ausrüstung per Tragegurt am Körper (z. B. Tragegurt für Pflanzarbeiten, ohne seitliche Taschen). Die Stäbe werden dabei in einem Köcher (ca. 55 €) an der linken Seite getragen. Rechts am Tragegurt ist eine kleinere Tasche für die Bindezange eingehakt.


Wichtig, vor allem auf steinigen Böden, ist der Tonkin-Stab-Setzer „Neheim“, den es entweder als Anbaudorn für den Neheimer Pflanzspaten oder als Sologerät (ca. 50 €) gibt. Die Geräte haben einen austauschbaren Dorn, dessen Durchmesser zu den Tonkin-Stäben passt. Stiel und Dorn sind leicht abgewinkelt, sodass der Waldarbeiter das Loch einfach und ergonomisch im passenden Abstand zur Pflanze setzen kann.


So läuft das Verfahren ab:


1. Den Dorn im Abstand von 3 bis 5 cm senkrecht in den Boden treten bis der Trittsteg des Setzers auf dem Boden aufliegt.


2. Tonkin-Stab in das Loch setzen und eventuell mit einem Holzhammer etwas tiefer einschlagen. Der stabile Stab steht jetzt sehr sicher.


3. Anbinden der Pflanze mit einer Bindezange (ca. 50 €). Die Zange hat einen integrierten Abroller plus Schneide für ein Kunststoffband und heftet das Band mit Metallklammern zusammen.


Der fertige Fegeschutz per Tonkin- Stab kostet bei diesem Verfahren im Schnitt 34 Cent pro Pflanze. Der Baum muss zusätzlich gegen den Verbiss geschützt werden. Die unbehandelten Tonkin-Stäbe können in der Kultur bleiben. Die Schutzwirkung korrekt gesetzter Stäbe liegt in den ersten drei Kulturjahren nach Erfahrungen der Neheimer bei 97 bis 98 %. Allerdings bleiben bei dem Verfahren noch Fragen offen: Werden sich die Rehböcke künftig an die Stäbe gewöhnen und trotzdem fegen? Reicht der Fegeschutz auch, wenn die Pflanzen größer und dichter werden? Und wie lange sind die Stäbe wirklich haltbar?


Manschetten gegen den Verbiss:

Die frischen Triebe der jungen Pflanzen stehen ganz oben auf der Speisekarte des Schalenwilds. Besonders gefährdet sind u. a. Weißtanne, Kirsche, Eiche aber auch Buche oder Douglasie.


Den Fegeschutz per Tonkin-Stab kann man bei Nadelbäumen gut mit einer Terminaltrieb-Schutzmanschette (TS-Manschette) ergänzen. Die Manschetten bestehen aus Kunststoff, es gibt unterschiedliche Ausführungen. Je nach Art und jeweiliger Abnahmemenge liegt der Preis pro Stück zwischen 13 und 20 Cent. Das Material ist UV-beständig, sodass sich die Manschetten mehrfach verwenden lassen.


Die Manschetten werden im Herbst per Druckverschluss direkt unterhalb der Terminalknospe angebracht. Die Spitzen müssen über den Trieb hinausragen. Vor allem dürfen sie nicht zu dicht verschlossen werden, weil die Manschetten sonst durch das Dickenwachstum der Pflanze abfallen könnten.


Wichtig ist das Umsetzen der Manschetten in den folgenden Jahren – sie wachsen nicht mit nach oben. Der richtige Zeitpunkt ist der Abschluss der Wachstumsphase im Herbst, wenn sich der neue Trieb stabilisiert hat. Setzen Sie die Manschette nicht zu früh um, sonst kann sich der Trieb nach unten biegen.


Durch die farbigen Manschetten findet man die Pflanzen bei der späteren Kulturpflege einfach wieder. Blaue Manschetten haben einen abschreckenden Effekt auf das Wild und können in Grenzen auch vor dem Fegen schützen.


Allerdings schützen die Manschetten den Terminaltrieb nur außerhalb der Vegetationszeit. Im Frühjahr wächst der Trieb ungeschützt weiter (dann ist allerdings auch das Äsungsangebot im Bestand höher).


Die meisten Manschetten eignen sich nur für immergrünes Nadelholz. Allerdings gibt es mittlerweile auch Manschetten mit verlängerten Stäben (ca. 20 Cent), die länger gegen Verbiss schützen sollen und in Grenzen auch für Laubbäume geeignet sind.


Schützen mit der Spritze:

Repellentien verderben dem Schalenwild den Geschmack an den Pflanzen, sie vergrämen das Wild. Im Handel gibt es unterschiedliche Mittel zum Verbissschutz. Teils sollen die Mittel auch eine Wirkung gegen das Fegen haben. Die Mittel sollen optisch, z. B. über die (weiße) Farbe, geruchlich über spezielle Öle und geschmacklich über Bitterstoffe wirken. Es gibt auch biologische Produkte, die tierische Proteine enthalten. Falls Ihre Bestände zertifiziert sind, prüfen Sie vor dem Einsatz, ob das jeweilige Mittel hier gestattet ist.


Die Mittel müssen regelmäßig, meist einmal pro Jahr, ausgebracht werden. Das geht im Streich- oder meist besser im Spritzverfahren. Achten Sie dabei auf den auf der Packungsbeilage vorgeschriebenen Anwenderschutz. Der chemische Verbissschutz kostet pro Pflanze etwa 10 Cent pro Durchgang.


Einzelbäume ins Gewächshaus?

Spezielle Wuchshüllen werden oft auch als „Mini-Gewächshäuser“ bezeichnet. Die Kunststoffhüllen bieten sich vor allem als Schutz an, wenn Bäume einzelstamm- oder gruppenweise in Bestände eingebracht werden sollen. Vor allem bieten sich Laubbaumarten wie Eiche, Elsbeere, Linde oder Ahorn an. Auch Douglasien kommen gut in den Hüllen klar (Seitenäste auf keinen Fall abschneiden, sondern etwas aufwendiger in die Hülle einfädeln).


Die kleinen Gewächshäuser fördern das Höhenwachstum durch ein günstiges Mikroklima. Sie bieten Verbiss- und Fegeschutz und sollen auch Nager abhalten. Zudem schützen sie den Baum vor der Begleitvegetation wie Brombeere oder Adlerfarn.


Wichtig: Spätestens nach vier bis fünf Jahren, wenn der Schutzzweck entfällt (ca. 1,30 m Höhe bei Rehwild) müssen die Hüllen wieder entfernt werden. Denn durch das schnelle Höhenwachstum entwickeln die Pflanzen ein ungünstigeres BHD-Verhältnis. Sie müssen sich jetzt stabilisieren, um später sicher zu stehen. Bleibt die Hülle zu lange am Baum, biegen sich die dünnen Stämmchen.


Die Wuchshüllen gibt es in unterschiedlichen Größen (Durchmesser, Höhe) und Formen. Je nach Form und Abnahmemenge liegen die Kosten pro Hülle zwischen 1 und 2,50 €, die größten Varianten kosten bis zu 4 €. Wenn Sie die Hüllen rechtzeitig entfernen, können Sie die Minigewächshäuser ohne Probleme mehrmals verwenden.


Wichtig ist das sichere Verankern der Hüllen mit einem seitlichen Stab. Viel zu oft sieht man in der Praxis Hüllen, die vom Wind umgedrückt wurden.


Die Profis des Bildungszentrums empfehlen auch für die Wuchshüllen Tonkin-Stäbe, diesmal allerdings eine Nummer stabiler. Am besten das Werkzeug mit einem dickeren Setzdorn ausstatten und die Stäbe mit dem Holzhammer noch etwas weiter in den Boden treiben. Achten Sie auf den richtigen Abstand des Haltestabs, damit der Baum später möglichst mittig in der Wuchshülle steht.


Praktisch sind vor allem Wuchshüllen mit integrierten Haltelaschen für den Stab. Dann brauchen Sie keine weiteren Bänder oder Drähte um die Hüllen zu stabilisieren. Natürlich können Sie auch Eichen- oder Akazienstäbe verwenden, die lassen sich aber meist nicht so einfach einsetzen wie die Baumbusstäbe.


Kontrollieren Sie ihre Mini-Gewächshäuser regelmäßig. Schief stehende Hüllen unbedingt korrigieren. Ein Nachteil in Schwarzwildrevieren: In den Hüllen fühlen sich auch Mäuse wohl. Sobald die Wildschweine das wissen, heben sie die Hüllen auf der Suche nach einem Imbiss gerne an.

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