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Streng gegen Unkräuter

Lesezeit: 8 Minuten

In engen Maisfruchtfolgen wird der Herbizideinsatz anspruchsvoller. Mit welcher Strategie Sie Ihre Flächen unkrautfrei halten, erklärt Lüder Bornemann, LWK Niedersachsen, Bremervörde.


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Vor allem bei intensivem Maisanbau kommen die Wirkreserven der Herbizide schnell an ihre Grenzen. Das Management von Problem-unkräutern wie Hirsen oder Storchschnabel wird insbesondere bei reduzierter Bodenbearbeitung immer schwieriger. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an den Wasserschutz.


Für die Wirkstoffgruppe der ALS- Hemmer (HRAC B) besteht zudem seit 2012 eine erhöhte Resistenzgefahr. So ließen sich in Brandenburg erste Fälle von wirkortspezifischen Resistenzen bei Hühnerhirse und Amarant gegenüber Nicosulfuron nachweisen. Setzen Sie Sulfonylharnstoffe generell nur dann ein, wenn es keine ökonomisch vertretbare Alternative gibt. Vor allem auf Fuchsschwanz-Standorten ist die Gefahr einer Resistenzausbildung sehr hoch.


Geändertes Herbizidangebot:

Die Zulassung Topramezone-haltiger Produkte ist am 30.04.2015 ausgelaufen, eine Wiedergenehmigung auf EU-Ebene ist bislang nicht erfolgt. Betroffen davon sind alle Clio-Produkte (Clio, Clio Super, Clio Star). Der Verkauf endete bereits, Restmengen können Sie aber noch bis zum 30.10.2016 aufbrauchen. Die Bandbreite an Herbiziden gegen Hirsearten wie der Grünen und Gelben Borstenhirse ist somit weiter eingeschränkt. Die alternativ angebotenen Lösungen basieren auf Spectrum Gold (Dimethenamid + Terbuthylazin), die mit dem Triketon Maran (Mesotrione, entspricht Callisto) vermarktet werden.


Als Neuzulassung ist MaisTer power verfügbar. Es löst das bekannte MaisTer flüssig ab. Enthalten ist der im Mais-segment neue Wirkstoff Thiencarbazone. Das Herbizid wirkt gut gegen Problemunkräuter wie Storchschnabel. Die Vermarktung soll solo oder im Pack zusammen mit Aspect erfolgen. In Mischungen müssen wir hinsichtlich der Verträglichkeit noch Erfahrungen sammeln. Ein Einsatz empfiehlt sich – wie bei allen Sulfonylharnstoffen – grundsätzlich nur bei günstiger Witterung.


Glyphosat vor der Saat?

Aktuell steht der Wirkstoff Glyphosat auf EU-Ebene zur Wiederzulassung an. Der Bewertungsbericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gibt zwar klare Signale für die Wiedergenehmigung, dennoch muss beim Einsatz ein Umdenken erfolgen: Wichtig ist es vor allem, die Mengen zu reduzieren.


Selbst auf pfluglos bewirtschafteten Standorten sollte man differenzieren. Ist die Witterung günstig, können Sie Altunkräuter in Mulchsaaten auch mechanisch beseitigen. Treten dagegen resistenter Fuchsschwanz oder Wurzelunkräuter wie Ackerwinde, Landwasserknöterich oder Ackerschachtelhalm auf, ist ein Glyphosateinsatz vor der Saat ein Muss. Dies gilt auch, wenn Sie den Boden streifenweise lockern (Strip Till) und direkt in abgefrorene Zwischenfruchtbestände säen wollen.


Geeignet hierfür ist z.B. Roundup Rekord. Gegen Ölrettich sind 2,5 l/ha, gegen Ausfallgetreide, Weidelgras und Vogelmiere 1,25 l/ha nötig. Sind Stiefmütterchen, Vergissmeinnicht oder Klette das Problem, benötigen Sie 2,0 l je ha. Alternativ haben sich Roundup Turbo/Power Flex, Glyfos Dakar/Supreme/Classic, Dominator 480 TF oder Taifun Forte bewährt. Setzen Sie diese Mittel bis 2 Tage vor der Saat ein.


Um die Wirkung abzusichern, können Sie 5 bis 10 kg/ha SSA zumischen. Dies gilt nach unseren Erfahrungen auch für die neueren Formulierungen. Wichtig dabei ist, nur gute Qualitäten anzuwenden und das SSA vor dem Glyphosat in den Spritztank zu geben.


Greening-Zwischenfrüchte dürfen Sie ab dem 16.02.2016 mechanisch oder chemisch beseitigen. Achten Sie aber auf eventuelle Einschränkungen, wenn Sie an Agrarumweltmaßnahmen teilnehmen.


Die Strategie planen:

Bei der Wahl der Herbizidstrategie ist zu beachten, dass sich die Unkrautflora bei hohem Mais-anteil verschiebt. Es treten dann mehr schwer bekämpfbare Arten wie Borsten- und Fingerhirse, Nachtschatten oder Wurzelunkräuter auf. Um optimale Wirkungsgrade herauszukitzeln und den Mais dabei nicht zu schädigen, sollte man Folgendes beherzigen:


  • Bodenherbizide wirken nur sicher, wenn der Boden feucht ist. Bei trockenen Bedingungen ausgebrachte Bodenherbizide haben jedoch noch ein erhebliches Potenzial, wenn 6 bis 8 Tage später Niederschläge fallen.
  • Der Zusatz von 0,2 bis 0,3 l/h Bromoxynil sichert bei Trockenheit und stabilen Wachsschichten die Wirkung der Herbizidkombinationen gegenüber Knöterich-Arten, Weißen Gänsefuß/ Melde und Schwarzen Nachtschatten ab. Vorsicht bei feuchter Witterung und weichem Blatt: In diesen Fällen heißt es, Zusatz reduzieren oder weglassen.
  • Setzen Sie Sulfonylharnstoffe nicht bei Frostgefahr bzw. über 25°C ein und vermeiden Sie Behandlungen bei extremen Temperaturschwankungen. Andernfalls sind Blattaufhellungen und Wachstumsstillstand die Folge. Dies gilt auch für Dicamba-haltige Mittel wie Arrat, Mais Banvel WG oder Cirontil. Bei diesen sind auch Verdrehungen möglich.


Bei der Wahl zwischen Splitting- oder Einmalbehandlung ist zu beachten, dass Spritzfolgen in der Regel sicherer wirken und verträglicher sind. Ein Splitting empfiehlt sich in maisbetonten Fruchtfolgen, wenn neben Hühner-, Borsten- und Fingerhirsen zusätzlich Storchschnabel stark vorkommt. Die erste Behandlung sollte im 2- bis 3-Blattstadium des Maises mit 50% der zugelassenen Aufwandmenge erfolgen. Eine gezielte Nachbehandlung ist dann im 5- bis 6-Blattstadium notwendig.


Wer lieber nur ein Mal behandeln will, kann das auf schwachen Standorten mit leichter Verunkrautung tun. Bei niedrigem Druck lassen sich Gänsefuß, Nachtschatten und Hirsen mit blattaktiven Mitteln erfassen. Der Einsatz empfiehlt sich spätestens im 4-Blattstadium. Die Aufwandmengen sollten mindestens bei 75% der zugelassenen Menge liegen. Beim Zusatz blattaktiver Wirkstoffe müssen Sie unbedingt auf das Verträglichkeitsrisiko achten! Besonders bei trockener Witterung sind Kontrollen und bei Bedarf gezielte Nachbehandlungen von Teilflächen einzuplanen.


Empfehlungen ohne Hirsen:

Ist der Anteil an Sommerungen in der Fruchtfolge eher gering, sind Hirsen oft kein Problem. Auf diesen Standorten reicht vielfach der Einsatz von Kombinationspräparaten wie Gardobuc, Bromoterb oder Zeagran Ultimate aus (siehe Übersicht 1, Seite 87). Alternativ sind auch Kombinationen aus Terbuthylazin mit dem Lentagran-Wirkstoff Pyridate (Lido SC) möglich. Diese verträglichen Lösungen wirken z.B. gegen Kamille, Knöterich-Arten, Weißen Gänsefuß, Schwarzen Nachtschatten. Der Zusatz von Gräserpartnern ergänzt die Wirkung gegen Fuchsschwanz, Rispe und Quecke.


Der Einsatz von Artett, das gut gegen Kamille, Storch- und Reiherschnabel wirkt, ist durch strenge Auflagen stark eingeschränkt. So ist die Anwendung des Wirkstoffs Bentazon auf reinem Sand, schwach schluffigem Sand und schwach tonigem Sand verboten. Zudem darf man es nur auf Böden mit mehr als 1% organischen C-Gehalt ausbringen.


Strategien mit Hirsearten:

Treten Hirsen auf Ihren Flächen auf, müssen Sie mit boden- und blattwirksamen Kombinationen arbeiten. Denn sie laufen in mehreren Wellen auf. Verfügbar ist eine Vielzahl an Packs. Ist nur Hühnerhirse das Problem, erzielen Sie mit allen angebotenen Packlösungen gute Erfolge. Geeignete Kombinationen entnehmen Sie der Übersicht 2.


In sehr engen Maisfruchtfolgen oder bei Monokultur breiten sich zusätzlich oft Borstenhirsen aus. Darunter fallen vorrangig die Grüne, Gelbe und Quirlige Borstenhirse. Aber auch die flach am Boden wachsenden Fingerhirsen sind dann vermehrt zu finden. Treten sie auf, muss man sie zur sicheren Bekämpfung erstmal auseinander halten.Wichtig ist es dann, das Bodenherbizid mit einem passenden Partner zu kombinieren. Um die Herbizidleistung auf verschiedene Hirsen zu testen, haben wir in 2014/15 an einem niedersächsischem Standort verschiedene Arten in Streifen gesät und quer zu Drillrichtung behandelt. Das Bodenherbizid wurde Mitte Mai 2015 zum Vorauflauftermin gespritzt, die zu prüfenden blattaktiven Präparate in voller Aufwandmenge folgten rund einen Monat später. Hier die wichtigsten Ergebnisse:


  • Das Bodenherbizid Gardo Gold erreichte sehr gute Leistungen. Das lag vor allem an der optimalen Bodenfeuchte und -struktur. Treten – wie in der Praxis üblich – aber mehrere Wellen auf, kann man je nach Feuchte mit Wirkungsgraden von 40 bis 95% rechnen. Interessant ist, dass die Wirkung gegen alle Hirse-arten gleichwertig war.
  • Bei den blattwirksamen Herbiziden wirken neben den Triketonen Clio und Laudis auch die Sulfonylharnstoffe gut.
  • Callisto fiel in der Wirkung stark ab.


Nach dem Wegfall von Clio verbleiben somit künftig vor allem Lösungen mit Laudis. Vorteile bietet es zusätzlich gegen Einjährige Rispe. Wer in Rübenfruchtfolgen Callisto, Clio oder Sulcogan anwendet, muss an die Nachbaubeschränkungen denken.


Falls Sie neben Hirsen noch Quecke, Flughafer oder Rispe bekämpfen wollen, ist der Zusatz von Gräserherbiziden notwendig. Wählen Sie auf Hirsestandorten insbesondere bei engeren Maisfruchtfolgen ein Splitting. In diesen Fällen ist es sinnvoll, die Gräsermaßnahme mit dem zweiten Termin zu kombinieren.


Sonderfall Storchschnabel:

Immer öfter ist Storchschnabel auf den Flächen zu finden. Das gilt besonders für Schläge, auf denen man die Aufwandmengen der Bodenherbizide wegen einer Grasuntersaat auf 25 bis 30% begrenzt. Größere Pflanzen lassen sich mittlerweile sogar mit Glyphosat-haltigen Präparaten nicht mehr sicher erfassen. Strategien gegen dieses Unkraut und andere Problemkandidaten entnehmen Sie der Übersicht 3 auf Seite 89.


Empfehlung speziell gegen Storchschnabel: Wählen Sie zum ersten Termin in EC 11 bis 12 einen in Übersicht 4 aufgeführten Pack. Die Nachbehandlung sollte bereits nach 10 bis 14 Tagen in EC 12 bis 15 erfolgen. Sehr gute Leistungen brachten bei Neuauflauf die Mittel MaisTer power und Harmony SX, wie drei Versuche aus 2015 zeigen. Beide Präparate können unter ungünstigen Bedingungen aber auch Schäden am Mais erzeugen. Setzen Sie MaisTer power nicht bei Weidelgrasuntersaaten ein! Andernfalls sind Schäden vorprogrammiert.


Achten Sie beim Einsatz von Nicosulfuron (Motivell forte, Samson 4 SC, Kelvin) oder Kombipräparaten wie Elumis, Arigo oder Cirontil darauf, dass man sie nur einmal innerhalb von zwei Jahren auf derselben Fläche einsetzen darf. Beim Splitting ist zudem die zugelassene Anwendungshäufigkeit einzuhalten.


Konsequenter Wasserschutz:

Ausgelöst durch vermehrte Funde sogenannter nicht relevanter Metabolite von Wirkstoffen im Messnetz von Wasserversorgern stehen derzeit Pflanzenschutzmittel und Wasserqualität stark in der Diskussion. Betroffen in Mais ist davon z.B. der Wirkstoff S-Metolachlor.Enthalten ist dieser in den Bodenherbiziden Dual Gold und Gardo Gold. Um Belastungen der Grundwasserkörper mit Metaboliten von S-Metolachlor zu vermeiden, empfiehlt sich eine Rotation der Chloracetamid-haltigen Packs auf Betriebsebene. Das gilt vor allem für Gebiete mit intensivem Maisanbau. Dabei sollte man S-Metolachlor zwar in die Strategie mit einbeziehen, die Mengen der Einzelwirkstoffe über die Jahre aber auf einem möglichst niedrigem Niveau halten.


Den Übersichten 4 und 5 entnehmen Sie die Leistungen und Auflagen ausgewählter Herbizide.

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