Der lange Herbst und milde Winter haben in üppigen Getreidebeständen zu einem Typhula-Befall geführt, den wir in diesem Ausmaß zuletzt ab Mitte der 1980er Jahre erlebt haben. Rückstände des Pilzes überleben bis zu 10 Jahre im Boden und haben damals den Gerstenanbau in Teilen Schleswig-Holsteins zum Erliegen gebracht.
Die immer frühere Aussaat von Weizen und Triticale hat nun auch in diesen Kulturen zu einem starken Befall geführt. Betroffen sind vor allem Bestände, die man um den 10.09. gedrillt hat. Gerste ist auch bei Aussaat bis 23.09. noch flächendeckend in den östlichen Landesteilen Schleswig-Holsteins krank. Erst nach dem 28.09 bestellte Bestände sind deutlich gesünder.
Durch die fehlende Schneedecke konnten sich die typischen rotbraunen Sklerotien nicht in dem Ausmaß ausbilden, wie wir es aus anderen Jahren kennen. Deshalb wird die Ursache oft nicht richtig erkannt. Nach diesem massiven, verbreiteten Befall sind Auswinterungsschäden in allen Wintergetreidearten vorprogrammiert.
Für die kommende Aussaat sollten Sie aus der Befallssituation folgende Konsequenzen ziehen:
- Meiden Sie auf betroffenen Flächen frühe Saattermine und wählen Sie wenig anfällige Sorten.
- Kontrollieren Sie Durchwuchsgetreide, vor allem Gerste in Raps, rechtzeitig auf Befall.
- Stellen Sie Ihren Fruchtwechsel auf den Prüfstand! Wintergetreide sollte nicht folgen – und wenn es sich nicht ändern lässt – nur nach Pflugfurche.
- Fungizide haben keine Zulassung im Herbst und bringen ohnehin keine ausreichende Wirkung gegen bodenbürtigen Typhula-Befall.
- In Gerste sollten Sie Saatgutbeizen mit Wirkung gegen diesen wenig beachteten Krankheitserreger verstärkt berücksichtigen.
Dr. Ute Kropf, Prof. Klaus Schlüter, FH Kiel