Seit Weizen und Triticale immer häufiger vor Gerste gedrillt werden, tritt Typhula auch in diesen Kulturen auf. So war 2014/15 wieder ein Befallsjahr an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins und Mecklenburgs, aber auch in Hessen. Mischinfektionen mit dem Gelbverzwergungsvirus (BYDV) führten zu großflächigen Ausfällen. Der Befall blieb meist unerkannt, weil der Pilz nach dem milden Winter kaum Sklerotien (Dauerform) gebildet hat. Auffällig war das trockene, von Pilzmyzel durchzogene Blattgeflecht. Im Gegensatz zu abgestorbenem Gewebe zerbröselt es nicht so einfach zwischen den Fingern. Erst im März/April entwickelten sich darauf einige, meist kleine Sklerotien (siehe Bild oben links).
Neu ist, dass Typhula nicht mehr nur nesterweise auftritt, sondern auch größere Schläge von der ersten bis zur letzten Drillreihe besiedelt. Dank des fehlenden Schnees kam es nicht zu größeren Auswinterungen. Das kann sich ändern, da wir seit einigen Jahren auch die geschlechtliche Form der Typhula wieder beobachten. Die in den länglichen rosa Fruchtkörpern gebildeten Sporen sorgen für eine weiträumige Verbreitung. Die geschlechtliche Form (siehe Bild oben rechts) ermöglicht es dem Pilz, sich genetisch schneller zu verändern und anzupassen. Die Folge: Künftig müssen wir uns auf stärkeren Typhula-Befall einstellen.
Abhilfe schaffen nur Vermeidungsstrategien durch nicht zu frühe Aussaat, ausgewogene Düngung und weniger anfällige Sorten.
Dr. Ute Kropf, Fachhochschule Kiel