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Vermehrung – Qualität statt Hühnerfutter

Lesezeit: 4 Minuten

Nur bestes Saatgut gehört in die Drillmaschine! Wie Sie Vermehrungs­bestände sicher auf Qualität trimmen, dazu aktuelle Praxis-Tipps von Dr. Hansgeorg Schönberger, N.U. Agrar, Schackenthal.


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Wie das Basissaatgut, so die Vermehrung


Saatgutbetrieb war früher eine Auszeichnung, die man sich verdienen musste. Heute kommt nicht selten Basissaatgut auf den Hof, das nur die Bezeichnung Hühnerfutter verdient, wenn die letzten Speicherreste zusammen gekehrt und als Basissaatgut ausgeliefert werden. Daraus lässt sich kein hochwertiges Z-Saatgut erzeugen. In dem Fall kann es nur heißen: Besser auf die Vermehrung verzichten als anerkannten Schrott auszusäen!


Betten Sie das Saatgut sorgfältig!


Wissen Sie wie die DTR nach Schleswig-Holstein kam? Mit dem Saatgut! In Süddeutschland wurde Weizen pfluglos als Stoppelweizen vermehrt, um die Kosten für die Bereinigung zu sparen. Zwangsläufig brach der Bestand durch DTR zusammen. Die Pilzkrankheit sprang auf die Ähre und verbreitete sich mit dem Saatgut weiter, weil auch die Ährenbehandlung unterblieb.


Schlussfolgerung: Saatgut nur nach Blattfrüchten vermehren, dann müssen Sie auch nicht pflügen. Bereiten Sie den Boden zudem so vor, dass Ernterückstände nicht stören. Das ermöglicht es den Pflanzen gleichmäßig aufzulaufen und sich homogen zu entwickeln. Homogenität beginnt mit dem Feldaufgang!


Kräftige Einzelpflanzen für fittes Saatgut


Eine gesunde Getreidepflanze bildet sichere drei Ähren. Je dicker Sie säen, umso höher ist der Anteil mickriger Ähren mit schlechter Kornausbildung. Durch scharfes Absieben werden zwar schlecht ausgebildete Körner heraus gereinigt, die Saatgutausbeute ist dann aber geringer.Und wer siebt tatsächlich so scharf ab? Also: Vermehrungsbestände möglichst dünn säen!


Wer gutes Saatgut produzieren will, muss entweder auf Einzelkornablage setzen oder mit einer Sämaschine mit Zahnradgetriebe säen. Die Saatgutablage der Sämaschinen mit Gebläseverteilung ist für die Saatgutproduktion katastrophal (Häufchen und Lücken).


Außerdem gilt: Langsam fahren beim Ausdrillen von Getreidevermehrungsbeständen!


Saatgutbestände nicht mit Stickstoff mästen!


Überzogene Getreidebestände lassen keine gute Kornausbildung erwarten. Allerdings muss für die Kornbildung genug Stickstoff zur Verfügung stehen. Die Versorgung mit Phosphor, Kali und Spuren­elementen, vor allem mit Kupfer, muss deshalb gesichert sein


Lager darf nicht sein, überkürzen auch nicht!


Geht der Bestand ins Lager, werden die Samenkörner direkt mit Schneeschimmel, Fusarium culmorum, Septoria, DTR, Rhynchosporium oder Netzflecken und selbst mit Ramularia kontaminiert, die sich am Boden tummeln.Überkürzen sollten Sie den Bestand aber auch nicht. Ziel ist eine volle Kornausbildung. Setzen Sie zum Nachkürzen im Fahnenblatt Camposan ein, denn Moddus und Medax Top zögern das Ährenschieben hinaus.


Halmbasis und Ähren gesund halten!


Die Saatgutqualität hängt eng mit einer gesunden Halmbasis zusammen, die eine volle Abreife des Kornes zulässt. Zudem unterbindet das frühe Ausschalten von Fusarien an der Halmbasis das systemische Hochwachsen der Pilze oder Verlagern von Myzelstückchen mit dem Saftstrom.


Halten Sie auch die Ähren möglichst frei von Krankheiten. Unter Umständen müssen Sie in Vermehrungsbeständen eine zweifache Ährenbehandlung mit jeweils halber Aufwandmenge innerhalb von 5 Tagen durchführen. In diesem Fall sollte die Sprit­zung einmal in Hin- und dann in Herrichtung erfolgen, um die Auswirkung von Spritzschatten zu vermeiden. Doppelflachstrahldüsen bei der Ährenbehandlung sind in Vermehrungsbeständen Pflicht!


Streifige Blätter sind, wenn man Ernährungsstörungen ausschließen kann, ein Hinweis auf durch Pilze (oder Viren) verstopfte Leitbahnen. Erreger können in Gerste die Streifenkrankheit, im Roggen und Weizen Cephalosporium oder Fusarium culmorum sein. Weisen Bestände diese Symptome auf, sollten Sie das Erntegut nicht als Saatgut auf den Markt bringen, aber auch nicht selbst aussäen. Eine Bekämpfung ist nicht mehr möglich, wenn die Symptome eindeutig zu sehen sind. Auch mit Ramularia befallene, vorzeitig zusammengebrochene Bestände sollten Sie nicht als Saatgut verwenden. So vermeiden Sie die Verbreitung durch das Saatgut.


Strobilurine nicht in Vermehrungsbestände!


Strobilurine verzögern die Auslagerung von Assimilaten aus den Blättern. Bleibt das Stroh grün und die Ähren reifen vorzeitig ab, bildet die Pflanze die Körner nicht voll aus. Zudem begünstigen Strobis die Ausbreitung von Fusarien. Allerdings war im Vorjahr der Saatgutbefall mit Schneeschimmel wesentlich geringer, wenn auf das Fahnenblatt Strobislurine gespritzt wurden.


Vermehrung zuerst dreschen!


Zu nass gedroschen bedeutet: Saatgut trocknen! Je nasser das Erntegut, umso problematischer ist zu heißes Trocknen. Darunter leiden Triebkraft und Keimfähigkeit. Zu trocken dreschen führt zu mehr Bruchkorn (keimt auch nicht!).


Beize auf Krankheiten abstellen


Lassen Sie das Saatgut zusätzlich zu den gesetzlich vorgeschriebenen auf weitere Krankheiten untersuchen! Sie können das Saatgut dann gezielt beizen, um die Übertragung von daran haftenden oder in das Korn eingewanderten Krankheiten zu unterbinden.

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