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Wie lassen sich Samtpappel & Co. stoppen?

Lesezeit: 5 Minuten

Exotische Unkräuter breiten sich in Rüben immer stärker aus. Wie Sie dagegen angehen können, sagt Harald Wetzler vom Verband der baden-württembergischen Zuckerrübenanbauer.


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Samtpappeln, Ambrosie und der Dreiteilige Zweizahn haben drei Dinge gemeinsam: Sie wurden aus anderen Ländern eingeschleppt, sind sehr schwer bekämpfbar und breiten sich in süddeutschen Zuckerrübenbeständen immer weiter aus.


Samtpappel:

Das Problemunkraut Nummer eins ist dabei die Samtpappel (Abutilon theophrasti). Sie gehört zu den Neophyten und ist in Süddeutschland das bedeutendste nicht mit chemischen Mitteln bekämpfbare Unkraut in Zuckerrüben. In vielen Beständen hat sie sich zu einem regelrechten Horror-Unkraut entwickelt. Zum Teil fielen Flächen sogar aus der Rübenfruchtfolge heraus.


Die Samtpappel ist überwiegend in China beheimatet. Die wärmeliebende Pflanze kann über 2m hoch werden. An ihren stark verzweigten „Ästen“ bildet sie ab Juli bis in den Herbst hinein Samenkapseln aus, sodass wir an einer Pflanze neben gelben Blüten auch grüne und braune bzw. reife Kapseln finden. Sie blüht bis in den Herbst.


Ursprünglich diente die Samtpappel als Zierpflanze, mittlerweile werden die Samen mit Zwischenfruchtsaatgut eingeschleppt und verbreitet. In Baden-Württemberg fand man sie zuerst häufig im warmen Rheintal. Inzwischen taucht sie aber auch in allen anderen Regionen auf. Die Pflanze wächst überall dort, wo Zuckerrüben wachsen – auf warmen Böden besser als auf kühleren Standorten. Mit ihren langen Pfahlwurzeln zapft sie das Wasser in tieferen Bodenschichten an und übersteht trockene Sommer problemlos.


Wie bekämpfen?

Mit den verfügbaren Rübenherbiziden lässt sich die Samtpappel nicht bekämpfen. Nach einer Applikation scheint sie kurzzeitig zu verharren, um danach ungehindert weiterzuwachsen. Die Applikation von Glyphosat mit einem Dochtstreichgerät stößt schnell an ihre Grenzen. Die Pflanze nur mit dem Wirkstoff zu bestreichen, genügt nicht, weil die starke Behaarung keine ausreichende Aufnahme über das Blatt zulässt.


Man müsste eine Pflanze regelrecht einreiben, um die Wirkstoffaufnahme zu verbessern. Eine nachhaltige Bekämpfung ist nur durch Herausziehen der Einzelpflanzen bei feuchtem Boden möglich. Denn auch das Abhacken ist wegen des faserigen Stängels fast nicht möglich. Im Hinblick auf eine Verbesserung der Rodebedingungen bringt das Abmähen auf der Höhe des Blattapparates der Rüben eine gewisse Verbesserung. Das gewaltige Samenpotenzial aber bleibt damit auf dem Acker, eine weitere Verseuchung ist vorprogrammiert.


Werden Einzelpflanzen nicht von Anfang an konsequent aus dem Schlag entfernt, breiten sich die Pflanzen rasend schnell aus und verseuchen die Fläche total. Zuckerrüben haben hier keine Überlebenschance.


Die Verseuchung ist nicht nur für den Eigentümer der Fläche ein Problem. Durch den überbetrieblichen Maschineneinsatz sind weitere Schläge betroffen. Aus diesem Grunde roden die Rode- und Maschinengemeinschaften „befallene“ Schläge meist zum Schluss. Dies hat natürlich zur Folge, dass der entstehende Mehraufwand in Rechnung gestellt wird.


Dreiteiliger Zweizahn:

Fast ebenso lästig wie die Samtpappel ist der Dreiteilige Zweizahn (Bidens tripartita). Auch er ist zunehmend auf Rübenäckern zu finden und wird ebenfalls vermutlich mit Zwischenfruchtsaatgut weiterverbreitet. Die Pflanze entstammt ursprünglich dem eurasischen Raum und hat als Heilpflanze den Weg in unsere Region gefunden.


Die in der Regel gegenständig angeordneten Laubblätter sind meist dreiteilig gefiedert – daher auch der Name. Die einzeln stehenden Blütenkörbchen weisen einen Durchmesser von etwa 15 bis 25mm auf. Die Röhrenblüten sind braungelb gefärbt. Die Blätter der Pflanzen enthalten einen hohen Anteil an Karotin und Gerbstoffen, die stark entzündungshemmend und antiallergen wirken.


Der Dreiteilige Zweizahn gedeiht am besten auf nassen, nährstoff- und stickstoffreichen Böden – vorzugsweise in Ufersaumgesellschaften, an Gräben und in Senken. Das lästige Unkraut ist eine einjährige Pflanze und erreicht eine Wuchshöhe bis zu 1m. Der aufrechte Stängel schimmert braunrot und ist etwas behaart, was die Aufnahme von Pflanzenschutzmitteln erschwert.


Wie bekämpfen?

Mit den Rübenherbiziden lassen sich diese Schadpflanzen ebenfalls schwer bekämpfen. Der Einsatz von Glyphosat mit einem Dochtstreichgerät ist möglich, sofern die Pflanzen über die Rüben hinausragen, was aber nicht immer der Fall ist.


Zur Ernteerleichterung können überständige Pflanzen auch abgemäht werden. Im Gegensatz zur Samtpappel ist der Zweizahn nicht so dominant und bereitet bei der Rübenernte weniger Probleme. Die Verbreitungswege sind allerdings identisch.


Ambrosie:

Die Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) ist bisher in Süddeutschland erst punktuell in Rübenschlägen aufgetreten. Sie stammt aus Nordamerika und hat sich bereits in weiten Teilen Europas ausgebreitet. Die buschige Wuchsform nimmt viel Platz ein und unterdrückt die Kulturpflanzen massiv. Die Ambrosie ist nicht nur ein lästiges Unkraut, sondern ihre Pollen können starke Allergien auslösen.


Als einjährige Pflanze breitet sie sich über Samen aus. Die Schadpflanze kann auf nährstoffreichen Böden bis zu 2m groß werden. Auf mageren oder trockenen Standorten bleibt sie zwar deutlich kleiner, blüht aber trotzdem und bildet auch Samen aus. Im Weinbauklima gedeiht sie prächtig. Weil sie relativ stark auf Kälte reagiert, stirbt die Pflanze nach den ersten stärkeren Frösten ab.


Wie bekämpfen?

Ihre bevorzugten Lebensräume sind Straßenbankette, Schutthalden oder Brachland, aber auch lückige Rübenbestände. Mit den klassischen Rübenherbiziden lässt sich die Schadpflanze nicht bekämpfen. Für den Glyphosateinsatz gelten die gleichen Aussagen wie bei der Samtpappel.

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