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Wie Sie Ihren Raps jetzt richtig abhärten

Lesezeit: 11 Minuten

Wie Sie Ihren Raps durch richtiges Einkürzen, Schutz vor Phoma und dosierte Düngung winterfest machen, erklären Dr. Joachim Wendt und Lüder Cordes, LWK ­Niedersachsen.


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Der überdurchschnittlich lange, schneereiche Winter 2009/2010 hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass Sie Ihre Rapsbestände rechtzeitig winterfest machen. Vor allem in schwachen oder nicht ausreichend regulierten Beständen traten im Herbst 2009 Pflanzenverluste auf, die zum Teil sogar Umbrüche erforderlich machten.


Bereits im Herbst wird das Ertragspotenzial der Rapspflanzen maßgeblich beeinflusst. Neben der optimalen Pflanzenzahl entscheiden die Anzahl der Laubblätter und die Ausbildung einer guten, tief reichenden Pfahlwurzel mit großem Wurzelhalsdurchmesser vor Winter über seine Ertrags- und Regenerationsfähigkeit. Die Herbstentwicklung ist optimal, wenn 20 bis 45 Pflanzen pro m² gleichmäßig verteilt mit ca. 8 bis 12 Blättern in den Winter gehen. Streben Sie einen Wurzelhalsdurchmesser von 8 bis 12 mm mit ungestreckter Sprossachse an. Mit folgenden unterstützenden Maßnahmen lässt sich dies erreichen:


Winterschutz mit Wachstumsregler


Der Herbst-Einsatz von Wachstumsreglern wie Folicur, Carax oder Matador hat zum Ziel, die Streckung des Vegetationskegels und damit eine größere Auswinterungsgefahr zu verhindern. Durch die verminderte Neigung zum Strecken der Pflanze wird die Entwicklung der tiefer sitzenden Seitentriebe als auch des Wurzelsystems gefördert. Mit Azol behandelte Flächen zeichnen sich durch eine intensivere Grünfärbung der Rapspflanzen aus.


Es hat sich gezeigt, dass der frühe Einsatz der Azole eher im Vier- als im Fünf-Blattstadium des Winterrapses besonders wirkungsvoll die Pflanzen einkürzt. Beachten Sie aber Folgendes: Rapsbestände, die unter Trockenstress leiden bzw. durch Herbizidmaßnahmen geschwächt sind, sollten Sie nicht regulieren. Bei sehr ungleichen und dünnen Beständen sollten Sie Wachstumsregler erst dann einsetzen, wenn die kleineren Pflanzen mindestens 3 echte Laubblätter gebildet haben. Für schwach entwickelte Bestände (nur 1 Laubblattpaar vorhanden) sollten Sie zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden, ob Sie Wachstumsregler einsetzen.


Raps sollten Sie frühzeitig im Vier-Blattstadium vor allem unter folgenden Bedingungen mit Azolen behandeln:


In früh gesäten Beständen,


in dichten Bestände auf Standorten mit starker N-Nachlieferung und


in Sorten, die eine höhere Neigung besitzen, bereits vor Winter in die Streckung zu gehen.


Je früher Bestände dieses Wachstumsstadium erreichen, desto stärker sollte die Wuchsstauchung erfolgen. Die Gefahr, dass sich der Vegetationskegel streckt, nimmt mit den Pflanzenzahlen zu. Grund: Die Pflanzen treiben sich aus Standraumkonkurrenz um Licht nach oben.


Dass Azole, vor allem Carax, eine deutliche Einkürzungsleistung erzeugen, zeigen Versuchsergebnisse aus dem Jahr 2010 auf einem milden Lehmboden in der Region Nienburg (siehe Übersicht 1). Dabei erzielt die Spritzfolge aus 2 x Carax 0,5 l/ha die stärkste Wuchsregulierung auf 13 cm. Gleichwertig ist auch eine Einfachbehandlung mit höheren Aufwandmengen (Carax 0,7 bis 1,0 l/ha).


Beachten Sie, dass hohe Azol-Aufwandmengen zu intensiverer Einkürzung führen. Allerdings können sie sich bei ungünstiger Witterung und geschwächten Pflanzenbeständen auch negativ auf den Ertrag auswirken. Dies haben Erfahrungen und Versuche der vergangenen Jahre gezeigt. Daher müssen Sie bei der Wachstumsregulation die Aufwandmengen der Sorte, Witterung und dem Kulturzustand anpassen, um den Winterraps nicht unnötig zu belasten.


Eine überraschend geringe Wirkung auf den Ertrag von durchschnittlich 1 dt pro ha mit einer Schwankungsbreite von - 3,7 bis + 6,1 dt/ha zeigt eine Versuchsserie der Bezirksstelle Nienburg zur Wachstumsregulierung in Winterraps im Herbst über mehr als 10 Versuchsjahre (siehe Übersicht 2). Die direktkostenfreie Erlösdifferenz des Azol-Einsatzes im Herbst bewegte sich ebenfalls in einem weiten Bereich von - 109 bis + 134 €/ha. Sie war stark an den jeweiligen Erntepreis für Raps gekoppelt. Die Kombination aus Herbst- und Frühjahrsmaßnahme zeigte eine etwas stärkere Ertragswirkung. Der Fokus des Azol-Einsatzes im Herbst liegt jedoch darin, die Winterfestigkeit zu verbessern und damit den Rapsbestand abzusichern.


Die aktuell zugelassenen Präparate mit wachstumsregulatorischer Wirkung in Winterraps entnehmen Sie der Übersicht 3. Carax ist eine Kombination aus Metconazol (Caramba) und Mepiquat-Chlorid (Wirkstoff aus Medax Top). Seine Stärke liegt in der Wuchsregulation, so dass bereits angepasste Aufwandmengen von 0,5 bis 0,7 l/ha ausreichend wirken. Das aus dem Getreidebau bekannte Matador ist in Einkürzungs- und Phomawirkung dem Folicur und Caramba bei vergleichbarer Aufwandmenge gleichzusetzen.


Phoma-Gefahr ab September


Besonders unter befallsfördernden Bedingungen wie feucht-milder Witterung müssen Sie mit Befallsdruck durch die Wurzelhals- und Stängelfäule (Phoma) rechnen. Seien Sie besonders wachsam, wenn erste Phoma-Blattflecken bereits im September auf Ausfallraps festzustellen sind. Häufig findet man unter diesen Bedingungen bereits auf den Keimblättern der Neusaaten ersten Befall.


Der Blattbefall – weißliche Flecken mit schwarzen Fruchtkörpern – wirkt sich nur wenig auf den Ertrag aus. Problematisch wird es, wenn das Pilzmycel durch die Blattadern in den Blattstiel und schließlich in den Haupttrieb gelangt. Eine erfolgreiche Infektion äußert sich mit braun-schwarzen Flecken am Wurzelhals, die das Gewebe nach innen hin befallen und so die Nährstoff- und Wasserversorgung beeinträchtigen. Bei starkem Herbstbefall werden dann die so genannten Umfaller durch Abknicken am Wurzelhals auffällig.


Befallsfördernd wirkt neben der Witterung (Oktober warm/feucht mit anschließend mildem Winter) eine hohe Rapsanbaudichte in der Region und in der Fruchtfolge. Altrapsschläge, von denen Primärinfektionen in die Neusaaten ausgehen können, sollten Sie daher schwarz halten, um das Infektionspotenzial zu mindern. Das hilft im übrigen auch, andere Rapsschädlinge wie Ackerschnecken und Erdflöhe einzudämmen.


In den letzten zwei Anbaujahren war es in den Monaten September und Oktober eher trocken. Daher war der Infektionsdruck mit Phoma im Herbst gering, selbst am Ausfallraps konnte sich der Pilz kaum entwickeln. Phoma-Infektionen können sich im Herbst über eine relativ lange Phase erstrecken. Fungizide können den Erreger dabei nur über einen begrenzten Zeitraum bekämpfen. Die Wirkungsgrade der Fungizidspritzungen auf Phoma sind folglich begrenzt. Sie hängen wesentlich vom optimalen Einsatztermin der Fungizide ab.


Der günstigste Einsatztermin kann witterungsabhängig sehr verschieden zwischen Ende September bis in den November hinein liegen. Das bedeutet: In vielen Fällen ist er nicht deckungsgleich mit dem optimalen Termin zur Wachstumsregulation. Der Erfolg der Fungizidmaßnahme hängt also davon ab, dass die Spritzung in der Hauptinfektionszeit mit anhaltend infektionsträchtiger Witterung liegt, um den Schaderreger zu kontrollieren. Wichtig ist, die eigenen Bestände genauestens zu beobachten, um sichtbare Symptome des Befalls bereits frühzeitig, z. B. auf den ersten Laubblättern der Rapspflanzen, feststellen zu können.


Zur Phoma-Bekämpfung stehen Fungizide wie Folicur, Matador oder Caramba zur Verfügung (siehe Übersicht 3). Für entsprechende Wirkungsgrade sind höhere Aufwandmengen erforderlich.


Carax mit seiner intensiven Wachstumsreglerleistung ist aufgrund des geringen Metconazol-Gehalts gegen Phoma deutlich schwächer zu bewerten. Hier können Sie aber durch Zusätze der anderen Fun­gizide die Wirkung absichern.


Ein entscheidender Punkt, den Sie hinsichtlich der Gefährdung durch Phoma in Ihren Rapsbeständen selber beeinflussen können, ist die Auswahl der Sorte. So senken wenig anfällige Sorten wie Visby, Adriana, Goya, Exocet oder Treffer das Befallsrisiko. Dagegen liegt bei Dimension, NK Petrol, PR 46 W 20 oder auch PR 46 W 31 nur eine schwache Phoma-Toleranz vor. Die Sortenwahl ist daher die wichtigste Maßnahme im Gesundheitsmanagement gegen Wurzelhals- und Stängelfäule. Über den sortenspezifischen Wachstumsreglerbedarf und Fungizideinsatz informiert Übersicht 4.


Düngung im Herbst über Blatt & Boden


Die Basis für hohe Erträge schaffen Sie im wesentlichen bereits im Herbst. Ziel einer optimalen Entwicklung bis Ende September (in Höhenlagen auch einige Tage früher) sollte ein Bestand sein, der 4 bis 6 Blätter pro Einzelpflanze entwickelt hat. Zu diesem Zeitpunkt lässt sich die Entwicklung der Pflanzen noch wesentlich beeinflussen. Um die vegetative Entwicklung des Rapses abzusichern, sollten Sie daher prüfen, ob Düngemaßnahmen erforderlich werden.


Eine ausgeglichene Nährstoffversorgung fördert die Anlage von Ertragsorganen und die Regenerationskraft des Rapses bis in das Frühjahr. Sie vermindert die Reduktion von Seitentriebknospen und angelegten Verzweigungen. Blau-violette Verfärbungen des Rapses, die von den Blattstielen ausgehen und in Verbindung mit rötlich-gelber Verfärbung der älteren Blätter auftreten, zeigen Nährstoffmangel an. Vermeiden Sie es, dass es soweit kommt!


Prüfen Sie daher, ob eine zusätzliche N-Düngung im Herbst sinnvoll ist. Das ist z. B. häufig bei pfluglos bestelltem Win­terraps nach Winterweizen der Fall. Oder wenn aufgrund von Trockenheit die Strohrotte über Sommer gering ausfiel und der Schwerpunkt der Strohrotte mit der Jugendentwicklung des Winterrapses zusammenfällt. Um in diesen Fällen die optimale Rapsentwicklung nicht zu gefährden, kann eine gezielte N-Düngung erforderlich werden. Diese kann auch über Gülle oder andere organische Dünger zur Saat erfolgen.


Rapsbestände, die am 25. September 4 oder weniger Laubblätter aufweisen, sollten eine N-Düngung in Höhe von 30 bis 40 kg N/ha erhalten, wenn zuvor keine wesentliche N-Düngung, z. B. über Gülle, erfolgt ist. Gülle können Sie im Bestand ab dem Drei- bis Vier-Blattstadium des Rapses ausbringen. Besonders bei späteren N-Gaben sollten Sie Ammonium-betonte N-Dünger bevorzugen. Der Grund: Nitrat-N fördert die Wassereinlagerung in den Zellen und erhöht unter Umständen damit die Frostempfindlichkeit.


Eine N-Düngung kann z. B. mit schwefelsaurem Ammoniak (SSA) erfolgen, gleichzeitig wird so der Schwefelbedarf abgesichert. Auch bei Insektizid- oder Fungizidspritzungen können Sie ca. 30 l AHL/ha mit einmischen, so dass hierüber eine N-Zufuhr erfolgt. Beachten Sie, dass Sie dabei AHL immer als Letztes in das Spritzfass einfüllen!


Vermeiden Sie jedoch, dass der Winterraps im Herbst zu viel Stickstoff aufnimmt. Zum einen fördert eine übermäßige N-Versorgung der Pflanzen die Gefahr der Streckung bereits vor Winter. Die Folge: Erhöhte Auswinterungsgefahr. Andererseits bildet der Raps dann größere Blätter aus. Diese üppigen Blattetagen können wegen der stärkeren Beschattung der unteren Seitentriebknospen dazu führen, dass die Pflanzen weniger Seitentriebe bilden. Diese üppigen Bestände enttäuschen häufig im Kornertrag des Folgejahres.


Beachten Sie bei der Düngung zu Winterraps, dass Sie gemäß Düngeverordnung für organisch, mineralische Düngemittel mit wesentlichem Gehalt an verfügbarem Stickstoff (mehr als 10 % vom Gesamt-N) unter anderem folgende Auflagen einhalten müssen:


Höchstens 40 kg Ammonium-N bzw. 80 kg Gesamt-N pro ha ausbringen.


Im dreijährigen Mittel darf der N-Überhang der Nährstoffvergleiche maximal nur noch 60 kg N/ha betragen. Dabei wird auch der Gesamt-N der organischen Dünger berücksichtigt.


Der Phosphor-Überhang darf im Mittel der letzten 6 Jahre nicht über 20 kg P2O5/ha und Jahr liegen.


Spurenelemente übers Blatt geben


Raps gehört zu den Pflanzen mit hohem Borbedarf. Eine ausreichende Versorgung dieses Spurennährelementes fördert neben der Anlage der Ertragsorgane auch die Winterfestigkeit der Pflanzen. Eine Bor-Blattdüngung-Kombination mit der Fungizid- oder Insektizidspritzung ist unter folgenden Bedingungen zu empfehlen:


Relativ hoher pH-Wert (deutlich über dem Ziel-pH-Wert des Standortes),


Böden mit höherem Humusgehalt,


leichtere Böden, auf denen Bor aus dem Wurzelraum ausgewaschen sein könnte.


Treffen diese Situationen zu, ist der Zusatz von ca. 150 bis 200 g/ha Bor in Kombination mit der Einkürzung sinnvoll (dies entspricht etwa z. B So­lubor 0,8 bis 1,0 kg/ha, Foliarel QS 21 % 0,7 bis 1,0 kg/ha, Lebosol Bor 1,0 bis 1,3 l/ha oder Folicin-Bor flüssig 1,0 bis 1,3 l/ha).


Auf bekannten Mangan-Mangelstandorten (höherer pH-Wert, höherer Humusgehalt), auf lockeren und leichten Böden kann auch der Zusatz von Mangan (z. B. Mn-Sulfat ca. 3 kg/ha oder Lebosol Mangan 500 ca. 1 l/ha) hilfreich sein. In geschwächtem Raps, z. B. durch Falschen Mehltau, ist auch die Zugabe von 3 bis 5 kg/ha Bittersalz sinnvoll, um die assimilatorische Leistung zu erhöhen. Auf stark humosen bis anmoorigen Böden sollte auch über die Spritzung von ca. 200 g/ha Kupfer (entsprechend z. B. Kupfer-Questuran 0,4 kg/ha oder Lebosol Kupfer 350 mit 0,6 l/ha) nachgedacht werden.


Grundsätzlich ist Winterraps eine Kalium- und Magnesium-bedürftige Pflanze. Die Zufuhr dieser Nährstoffe kann entweder vor der Rapsaussaat auf Stoppel oder im Bestand erfolgen. Eine Düngung mit 40er-Kali würde gleichzeitig den Schwefelbedarf im Herbst absichern. Bei niedriger Bodenversorgung und schwerem Boden kann auch der gesamte Kaliumbedarf der Fruchtfolge dem Winterraps verabreicht werden. Auf leichteren Böden mit Gefahr der Kaliumverlagerung über Winter sollten Sie im Herbst nur eine kleine Kaliumgabe (z. B. in Form von Gülle) geben. Der Schwerpunkt der Kalidüngung sollte hier im Frühjahr erfolgen, um die Kali-Verlagerung über Winter zu vermeiden.

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