Agrarbiologie statt Latein: Die Geschwister Lisa und Mike Sans aus Altheim im Neckar-Odenwald-Kreis besuchen ein Gymnasium mit landwirtschaftlichem Schwerpunkt. Ihre Schule liegt jedoch in Öhringen bei Heilbronn – fast 70 km vom elterlichen Hof entfernt.
Lisa Sans, 18 Jahre
Landwirtschaft ist mein Ding. Nach dem Abi, also ab Sommer 2016, will ich Agrar studieren, am liebsten an der Uni Hohenheim. Gerade habe ich ein Praktikum im Fachdienst Landwirtschaft im Landratsamt Buchen gemacht. Es war mir wichtig, zu erfahren, wie ein Arbeitsplatz in der Verwaltung aussieht.
Manchmal kümmere ich mich um die Büroarbeit, doch am liebsten bin ich draußen und sitze auf dem Trecker. Seit ich 15 bin, hab ich den Führerschein. Die Ernte ist für mich die coolste Zeit im Jahr. Ein paar Mal hab ich schon selbst gedroschen, aber in der Regel fahr ich das Getreide ab. Hier in unserer Region, dem Bauland, beginnt der Sommer damit, dass wir im Juni unreifen Dinkel dreschen und in einer alten Vorrichtung auf dem Hof darren. Dann riecht’s ganz rauchig und würzig, so wie am Lagerfeuer. Den fertigen Grünkern verkaufen wir ab Hof.
Vor zwei Jahren bin ich auf das Agrar-Gymnasium nach Öhringen gewechselt. Ein Mitarbeiter meiner Eltern hatte immer von dieser Schule erzählt. Am Anfang fiel es mir schon schwer, von Montag bis Freitag allein in einem kleinen Appartement zu wohnen. Insgesamt war der Wechsel aber genau richtig. Ich bin viel motivierter und sehe die Verbindungen in die Praxis. Klar, die Entfernung zum Hof und zu meinem Freund, der im Nachbarort von Altheim wohnt, ist nicht ideal. Doch seit zwei Monaten darf ich Auto fahren und werde jetzt pendeln. Zum neuen Schuljahr übernimmt Mike das Zimmer.
Mein Bruder und ich verstehen uns gut, aber beste Freunde sind wir nicht. Mike ist sehr zuverlässig und geduldig. Aber eben auch still und zurückhaltend, ganz anders als ich.