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Die Kornkenner

Lesezeit: 3 Minuten

Werne in Westfalen: Schweine- und Bullenmast, Ackerbau, Biogas. Der Betrieb Glitz-Ehringhausen mutet klassisch an. In zwei der zahlreichen historischen Hofgebäude aber kreieren die weichenden Erben modernen Dinkel-Whisky, Likör und Gin.


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Wir zwei! Wir kommen beide wieder nach Hause, übernehmen die Brennerei, machen sie modern und bringen den Korn ganz groß raus: Lange Zeit war das unser Traum und Wunsch, eine fixe Idee. Anfang 2012, als auf dem Hof eine Entscheidung drängte und Georg sein Agrar-Studium in Osnabrück fast abgeschlossen hatte, machten wir Ernst.


Fest stand: Wir springen ins kalte Wasser, haben beide keine Erfahrung in der Spirituosen-Branche und im Vertrieb. Doch wir spürten viel Mut und auch Lust aufs eigene Unternehmertun. Mit meinem zweiten, älteren Bruder Heiner, dem Hofnachfolger, waren wir uns einig. Meine Eltern ermutigten uns.


Ich hatte in Berlin Modedesign studiert und arbeitete bis dato in einer Agentur. Es war ein guter, wenn auch stressiger Job. Jedoch machte sich nun – parallel zur Welt aus Stoffen, Kollektionen, Fashion – eine Art „Heimatgefühl“, die Verbundenheit zum Hof, bemerkbar.


Heute entwerfe ich Label, Poster, Kataloge, suche Flaschen und Korken aus. Ich gestalte Messestände, organisiere und plane. Georgs Bereich ist die Destillerie und der Vertrieb, er ist häufig in ganz Deutschland unterwegs.


Am Markt sind wir mit feinen Ge-treidebränden und Gin, unserem „Westfalen-Wacholder“, natürlich nicht allein. Doch: Die Zeit ist günstig, immer mehr Leute wollen richtig guten Klaren, coole und hochwertige Drinks und Cocktails trinken. Einige Gastronomen und Bars führen sogar wieder „Korn-Karten“ ein.


Das gemeinsame Business, die Tatsache, dass wir uns fast täglich sehen, lässt Georg und mich eng zusammenwachsen. Ich finde, wir sind uns sehr ähnlich oder werden immer ähnlicher. Wir sind beide impulsiv, aber dennoch beständig – und gelegentlich westfälisch stur.


Theres, 37


Theres ist der kreative Kopf. Sie hat ein sehr klares Design gefunden, das unseren Produkten ein frisches Image gibt. Ich selbst stehe in der Brennerei, brüte über der Gin-Rezeptur, extrahiere Frucht- und Kräuter-Aromen, fülle ab oder fahre nach Berlin, München, Leipzig, um unsere Brände vorzustellen. Am besten gelingt mir dabei die Kalt-Aquise: Ganz ohne Termin betrete ich Lokale und Geschäfte. Holzkiste unterm Arm, Katalog in der Hand. „Guten Tag, ich bin der Brenner persönlich.“ Das wirkt!


Zu Hause sitze ich oft mit Theres zum Brainstorming zusammen: Brennerei-Tage für einzelne Besucher, ein Feinkost-Hofladen, der Foodtruck mit Spirituosen und Cocktails… Meist finden wir gar kein Ende. Nach vier Jahren wissen wir: Der Kunde – auch der Händler – wartet auf Neuheiten und Events. Immer wieder.


Unser Pluspunkt? Das ist ganz klar der elterliche Hof. Wir veredeln nicht einfach Getreide. Wir erzählen ein Stück Familiengeschichte, geben Tradition und altes Handwerk weiter. Unsere Prozesse sind gekoppelt: Die Abwärme der Biogas-BHKWs leiten wir in einen Dampferzeuger. Dieser wiederum treibt die Destillen an. Zudem hat sich der alte Kornspeicher zum modernen Büro gewandelt, auf der früheren Diele lagern heute Sherry-, Portwein- und Bourbon-Holzfässer aus Frankreich, Schottland und den USA.


Glück für uns: Vor allem der barrique-gereifte Korn, der sich nach drei bis sechs Jahren Grain-Whisky nennen darf, wird aktuell stark nachgefragt. Schwer in der Herstellung ist allein das Warten. Theres und ich sind beide recht ungeduldig. Zu Beginn meinten wir, Aroma und Farbe ständig kontrollieren zu müssen. Heute treffen wir uns alle paar Wochen sonntags im Fasslager zum „Tasting“.


Georg, 33

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